Data Debates Nachbericht: Die Digitalisierung ist ein gigantischer Effizienzhebel

Prof. Dr. Christoph Meinel, Markus Haas, Corinna Enders und Mathias Müller von Blumencron | Foto: Henrik Andree
Prof. Dr. Christoph Meinel, Markus Haas, Corinna Enders und Mathias Müller von Blumencron | Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 08.10.2020

Prof. Dr. Christoph Meinel, Markus Haas, Corinna Enders und Mathias Müller von Blumencron | Foto: Henrik Andree
Bei der 16. Tagesspiegel Data Debate ging es am Dienstag um den Beitrag der Digitalisierung zum Klimaschutz. Darüber diskutierte Telefónica-CEO Markus Haas mit Prof. Dr. Christoph Meinel vom Hasso-Plattner-Institut und Corinna Enders von der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft GmbH des Bundesumweltministeriums.

Die Bundesregierung hat neben einem Konjunktur- auch ein „Zukunftspaket“ als Antwort auf den wirtschaftlichen Einbruch durch die Corona-Pandemie auf den Weg gebracht. Damit will sie der deutschen Wirtschaft aus der Rezession helfen und gleichzeitig in zentrale Zukunftstechnologien investieren – von der Elektromobilität über die Wasserstofftechnologie bis hin zu 5G, Künstlicher Intelligenz und Quantencomputing. Aber welchen Beitrag können insbesondere digitale Technologien leisten, den Treibhausgasausstoß zu senken und den Klimawandel in den Griff zu bekommen? Darüber diskutierten die Geschäftsführerin des bundeseigenen Unternehmens Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG), Corinna Enders, der CEO von Telefónica Deutschland, Markus Haas, und der Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering (HPI), Prof. Dr. Christoph Meinel, am Dienstagabend im Rahmen der 16. Tagesspiegel Data Debate.

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Es gibt nicht eine „Rettungstechnologie“

Über ihr Paket stellt die Bundesregierung 50 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen bereit. Davon sollen fünf Milliarden Euro in den 5G-Ausbau und weitere zwei Milliarden Euro in innovative 5G-Netztechnologien fließen. Für die Förderung der Künstlichen Intelligenz (KI) werden zusätzliche zwei Milliarden Euro bereitgestellt. Eine ebenso hohe Summe soll in die Entwicklung von Quantentechnologien investiert werden. Aber welche Technologie wird unser Klima retten? Diese Frage stellte Moderator und Tagesspiegel-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron zum Einstieg in die Debatte an das Publikum und die Diskutant*innen. In der Gegenüberstellung entschieden sich rund 57,5 Prozent für Wasserstofftechnologien, 22,5 Prozent für KI, 17,5 Prozent für die Elektromobilität und nur 2,5 Prozent für 5G.

Markus Haas | Foto: Henrik Andree

„5G ist der Datenturbo für die Digitalisierung Deutschlands. Unsere Netze sind Bestandteil der CO2-Einsparpläne vieler anderer Unternehmen“, betonte Telefónica Deutschland-CEO Markus Haas. Daher sei auch ihr Beitrag zum Klimaschutz entscheidend. 5G ermögliche beispielsweise eine flexiblere und effizientere Logistik sowie Industrieproduktion. Auch seien Lösungen wie smarte Städte oder die smarte Mobilität erst mit 5G möglich. „Das Potenzial ist riesig – 5G ist ein gigantischer Effizienzhebel. Die gesamten Use Cases für 5G entstehen ja jetzt erst“, erklärte Markus Haas, der auch darauf verwies, dass die neue Mobilfunkgeneration bis zu 90% energieeffizienter ist als noch die Vorgänger-Technologie. Und schon jetzt sei das Gigabyte an Datenvolumen 60 Prozent klimafreundlicher als mit 3G, sagte er weiter.

Für HPI-Direktor Christoph Meinel gibt es aber nicht die eine „Rettungstechnologie“. „Es kommt darauf an, auf allen Ebenen etwas zu tun“, erklärte er. Die Digitalisierung könne in vielen Bereichen einen Beitrag leisten, die Klimaziele zu erreichen. Dabei müsse man jedoch den CO2-Fußabdruck der digitalen Technologien selbst in den Blick nehmen und reduzieren. Aktuelle Schätzungen zeigten, sagte Meinel, „dass alles was Digitalisierung weltweit betrifft, doppelt so viel Kohlendioxid ausstößt wie der globale Flugverkehr“. Besondere Stromfresser seien das Streamen und das sogenannte Deep Learning – also das Trainieren von KI. Daher gelte es, nicht nur energieeffiziente Hardware zu schaffen, sondern digitale Lösungen und IT-Systeme direkt so zu konzipieren, dass sie bei gleicher Leistung einen möglichst geringen Ressourcenverbrauch haben. Das bezeichnete Meinel in Ergänzung zur Green IT als Clean IT.

Prof. Dr. Christoph Meinel | Foto: Henrik Andree

„Unsere Netze sind Teil der CO2-Einsparpläne vieler Unternehmen“

In diese Richtung weist auch die Umweltpolitische Digitalagenda des Bundesumweltministeriums (BMU), deren Ziel es ist, den ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung zu senken, damit diese „ihr Potenzial für den Schutz von Umwelt, Klima und Ressourcen entfalten kann“. Als Geschäftsführerin von ZUG unterstützt Corinna Enders die Umsetzung der Förderprogramme des BMU. Aus ihrer Perspektive ist das Konjunkturpaket der Bundesregierung ein „guter Werkzeugkasten“, der helfen kann, die Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten. Man könne jetzt aber noch nicht beziffern, welche Maßnahme die größte Klimawirkung entfaltet.

Brauchen Regulierung und Transparenz

„Ich stimme dem voll zu und erweitere das um die Digitalisierung insgesamt“, entgegnete Christoph Meinel. Diese ermögliche es, durch die Erfassung und Verarbeitung von Daten alle möglichen Dinge und Prozesse „viel besser zu steuern“. Corinna Enders ergänzte, dass die digitale Transformation neben den Technologien einen Regulierungsrahmen brauche, der den Unternehmen in ihrer Planung Sicherheit gibt. Notwendig sei außerdem Transparenz über den CO2-Fußabdruck und den Ressourcenverbrauch von Technologien und Wirtschaftskreisläufen als Entscheidungsgrundlage für die Verbraucher*innen, an denen sich dann wiederum die Unternehmen orientieren.

Foto: Henrik Andree

Im Ergebnis lässt sich also sagen, dass die Digitalisierung und digitale Technologien einen wichtigen Beitrag zu den globalen Klimazielen, aber auch zu jenen einzelner Unternehmen leisten können. Es kommt aber darauf an, dass wir unsere IT-Systeme so entwickeln, dass sie einen möglichst geringen Ressourcenverbrauch und CO2-Fußabdruck haben. Die Grundlagen dafür sind an vielen Stellen gelegt, jetzt gilt es von der Bundesregierung, über die Unternehmen bis in die Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen anzupacken. 90 Prozent der Zuschauer*innen der Data Debate sind jedenfalls überzeugt, dass der technologische Fortschritt helfen kann, die Herausforderung des Klimawandels zu meistern.

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