Plan-W-Kongress der SZ: Wo bleibt die Moral für künstliche Intelligenz?

Veröffentlicht am 07.06.2019

Das Team vom Telefónica BASECAMP war wieder unterwegs. In dieser Woche haben wir Valentina Daiber, Chief Officer for Legal and Corporate Affairs von Telefónica Deutschland, beim Plan-W-Kongress der Süddeutschen Zeitung (SZ) begleitet, wo sie über künstliche Intelligenz (KI) und Moral debattierte. Das übergeordnete Thema der zweitägigen Veranstaltung war: „Wie können Frauen und Männer zusammen Wirtschaft innovativer, kreativer und erfolgreicher machen?“. Dafür brachte das SZ-Magazin „PLAN W. Frauen verändern Wirtschaft“ interessante Expertinnen auf die Bühne der Factory Görlitzer Park in Berlin.

Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach in ihrer Eröffnungsrede über Macht und  Erfolge, die Frauen in den vergangenen Jahren erzielt haben. Dafür verwies sie unter anderem auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Anteil von 30 Prozent, den Frauen heute in den deutschen Aufsichtsräten haben. In den Vorstandsetagen sehe es aber immer noch anders aus, kritisierte die Bundesvorsitzende.  Sie warnte vor falscher Sicherheit bei der Bestandsaufnahme und forderte mehr Engagement.

Auch wenn sie selbst „in der Schule immer einen Bogen um Naturwissenschaften gemacht hat“, will sie heute Frauen für Technik begeistern. Dafür verwies sie auf Initiativen wie das Haus der kleinen Forscher und verschiedene Wettbewerbe, die junge Menschen an solche Themen heranführen. Ihr Fazit: Wenn Mädchen in den Gruppen dabei gewesen sind, waren diese erfolgreicher. In der Gesellschaft müsse aber immer noch an der Akzeptanz von Frauen als Gründerinnen gearbeitet werden, forderte Annegret Kramp-Karrenbauer.

KI: Anwendungen müssen vertrauenswürdig sein

Bei der anschließenden Debatte über „Künstliche Intelligenz – wo bleibt die Moral?“ gaben die Teilnehmerinnen interessante Beispiele: Die Ingenieurin Chris Nadine Kranzinger unterstützt Unternehmen mit ihrem Datenanalyse-Startup QuantCo bei Entscheidungen. Valentina Daiber zeigte, wie die Netze von Telefónica Deutschland die Basis für den digitalen Wandel bilden, und die studierte Werkstofftechnikerin Anna Lukasson-Herzig stellte die Technik ihrer Firma Nyris vor. Sie kann Bilder und Objekte durch KI erkennen, besonders Bauteile und Ersatzteile von Maschinen. Sofie Quidenus-Wahlforss von der Firma Omni:Us nutzt KI, um Handgeschriebenes wie Kundenbriefe bei Versicherungen einzulesen und zu analysieren. Ihre Anwendung sortiert die eingehenden Anliegen außerdem automatisch, damit die Mitarbeiter sich auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können.

Valentina Daiber und Annegret Kramp-Karrenbauer. | Foto: Telefónica Deutschland
Valentina Daiber und Annegret Kramp-Karrenbauer. | Foto: Telefónica Deutschland

Die Debatte zeigte: Alle KI-Anwendungen müssen vertrauenswürdig sein, ob sie nun in Versicherungen oder Fabriken zum Einsatz kommen oder für Vorhersagen im Mobilfunknetz. Die Diskussionsteilnehmerinnen nutzen KI vor allem für interne Unternehmensprozesse. Doch wenn es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz geben soll, ist das Vertrauen in die Technik wichtig. „Kunden möchten ihre Daten in guten Händen wissen“, erklärte Valentina Daiber. Wenn die Menschen den Mehrwert verstehen, dann seien sie bereit, die Technik zu nutzen.

Daten: Transparenten und fairen Umgang gewährleisten

Deswegen sei die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union eine gute Sache, zeigten sich die Unternehmerinnen einig. „Auch wenn die Einführung für Kopfschmerzen gesorgt hat“, berichtete Valentina Daiber. Die EU habe auf diese Weise ein „Level Playing Field“ geschaffen: In allen Ländern gelten dieselben Regeln und gemeinsame europäische Grundwerte, die sich als Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Playern wie China oder den USA erweisen können. „Die Menschen geben ihre Daten lieber dorthin, wo ein transparenter und fairer Umgang gewährleistet ist“, erklärte Valentina Daiber.

Valentina Daiber (2. v. r.) berichtet über den Einsatz von KI. | Foto: Telefónica Deutschland
Valentina Daiber (2. v. r.) berichtet über den Einsatz von KI. | Foto: Telefónica Deutschland

Die Big-Data-Expertin Chris Nadine Kranzinger forderte mehr positive Anwendungsbeispiele von KI. Und die Seriengründerin Sofie Quidenus-Wahlforss konnte gleich eins liefern: Der Chatbot ihrer Bank konnte ihre PIN zurücksetzen, die sie dreimal falsch eingegeben hatte. Das lief innerhalb von Sekunden und ohne langes Warten in einer Telefon-Hotline oder auf E-Mails mit einem Rücksetz-Code. „KI ist kein Terminator, der alle umbringt“, sagte Quidenus-Wahlforss.Das ist einfach eine neue Art von Software.“ Für sie ist KI kein Ersatz für Menschen. Sondern sie erlaubt ihnen, sich auf das zu fokussieren, was sie am besten können: empathisches Verhalten.

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Von erfolgreichen Chatbots konnte auch Valentina Daiber berichten, denn Telefónica Deutschland nutzt die Technik beispielsweise im Kundenservice. Aus ethischen Gründen sei es sehr wichtig, den Kunden klar zu machen, dass sie dabei mit einer Maschine kommunizieren statt mit einem Menschen. Telefónica Deutschland hat deshalb ethische Prinzipien veröffentlicht. Sie dienen als Orientierung für die Arbeit mit Datenanalysen oder künstlicher Intelligenz und richten sich auch an die Partner des Unternehmens. Wichtige Botschaft dabei: Die Entscheidungen werden immer von Menschen getroffen, die KI folgt ihren den moralischen und ethischen Vorgaben. „Man muss es schaffen, das Vertrauen derjenigen zu gewinnen, deren Daten man nutzt“, erklärte Valentina Daiber den Aufwand, den Telefónica Deutschland in dem Bereich betreibt.

Bisherige Vorbehalte gegen künstliche Intelligenz seien auch durch eventuelle Missbrauchsmöglichkeiten begründet, erklärte Chris Nadine Kranzinger. Doch solang moralisch und empathisch handelnde Personen die Anwendungen steuern, sei KI sogar besser als Menschen. In den USA werde sie so sogar eingesetzt, um die Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftätern zu beurteilen. Doch einen Richter von seinen Vorurteilen zu befreien sei noch viel schwerer als bei einer Maschine, denn Algorithmen können korrigiert werden. Sehr einig waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen beim Thema Transparenz. Valentina Daibers klare Aussage stieß auf breite Zustimmung: „Wichtig ist vor allem, zu zeigen, wofür die Daten verwendet werden und dass ihre Nutzung sicher ist.“ So lässt sich Vertrauen gewinnen und mehr Menschen können an den Vorteilen der Digitalisierung teilhaben.

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