Tag der Industrie Nachbericht: „Den Weg bahnen für ein modernes und stärkeres Europa“

Markus Haas, CEO Telefónica Deustchland | Foto: Christian Kruppa
Markus Haas, CEO Telefónica Deustchland | Foto: Christian Kruppa
Veröffentlicht am 07.10.2020

Markus Haas, CEO Telefónica Deustchland | Foto: Christian Kruppa
Die ökologische und digitale Transformation stand am Dienstag im Zentrum des Tages der Industrie. Telefónica-CEO Markus Haas diskutierte mit Kollegen von SAP, Deloitte und DIN darüber, wie sich gesellschaftliche Ziele wie der Klimaschutz und Werte wie der Datenschutz mit einem neuen Wachstumsmodell verbinden lassen.

#ForwardToTheNew lautete das Motto des Tages der Industrie 2020, bei dem am Montag und Dienstag Spitzenvertreter*innen von Politik und Wirtschaft aufeinandertrafen. Zentrales Thema am Dienstagvormittag war die ökologische und digitale Transformation der europäischen und deutschen Wirtschaft. Die Einleitung übernahmen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Danach diskutierten Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, Christian Klein, CEO von SAP, Volker Krug, CEO von Deloitte Deutschland sowie Christoph Winterhalter, CEO des Deutschen Instituts für Normung (DIN), darüber, wie sie mit ihren Unternehmen die Zukunft gestalten wollen.

Investitionen in die doppelte Transformation

„In nur wenigen Wochen haben deutsche Unternehmen Fortschritte in der Digitalisierung erreicht, die normalerweise Jahre in Anspruch nehmen“, unterstrich Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrem Eingangsstatement. Damit habe die deutsche Industrie im Angesicht der Corona-Pandemie international „ein Vorbild in Sachen Widerstandskraft und Geschlossenheit“ abgegeben. Das auf europäischer Ebene geschnürte 750 Milliarden Euro umfassende Wiederaufbaupaket Next Generation EU biete nun die Chance, „mehr zu erreichen, als Krisenbilanzen zu reparieren“. „Wir können jetzt den Weg bahnen für ein modernes und stärkeres Europa“, betonte von der Leyen. Es gelte daher, nun in allen Mitgliedstaaten die Digitalisierung voranzubringen und mit dem europäischen Grünen Deal nachhaltiges Wirtschaften zu fördern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel | Foto: Christian Kruppa

Den gleichen Weg wies Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Videostatement. Die Industrie, so Merkel, kämpfe mit gewaltigen Herausforderungen durch die Pandemie. „Unter dem Eindruck der schweren Rezession im ersten Halbjahr haben wir viele Hebel in Bewegung gesetzt, damit sich die Wirtschaft möglichst schnell wieder erholen kann. Und tatsächlich geht es seit Mai vorsichtig wieder aufwärts“, sagte die Kanzlerin. Neben einem Konjunkturpaket habe die Bundesregierung ein Zukunftspaket auf den Weg gebracht. Denn, so Merkel weiter, „es geht nicht allein darum, rasch das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen, sondern über langfristige Investitionen auch neue Wege zu erschließen“. Dazu gelte es, digitale Innovationen voranzubringen – beispielsweise in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie – und bedürfe es „echter Fortschritte beim Klimaschutz“.

Ein Trampolin für die deutsche Wirtschaft

Eine Linie, die Telefónica-Chef Markus Haas teilt. Im Rahmen des CEO Roundtable „Forward to the New – Welche Zukunft wollen wir gestalten?“ erklärte er: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, zu investieren“. Telefónica, so Haas, starte in eine „Hochinvestitionsphase“, denn „die Netze und Infrastrukturen, die wir bauen, stellen das Trampolin für die deutsche Wirtschaft dar“. Das neue 5G-Netz werde die Produktivität steigern und den Unternehmen sowie dem Land als Ganzes helfen, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Telefónica Deutschland habe sich das Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu werden. Dabei setze das Unternehmen insbesondere auf erneuerbaren Strom und Smart Meter für die Antennen sowie die höhere Effizienz der 5G-Technologie. Für Volker Krug von Deloitte ist die aktuelle Transformation in erster Linie eine digitale Transformation. Auf dem Weg in die Zukunft gelte es, den „Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem weiterzuentwickeln“. Wie in den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung sollten diese gleichrangig nebeneinanderstehen. Unter den 17 Entwicklungszielen finde sich neben dem Schutz des Klimas nämlich auch das Ziel Wohlstand.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission | Foto: Christian Kruppa

DIN-CEO Christoph Winterhalter betonte, wie wichtig neben der Infrastruktur und Ausstattung technische Spielregeln – Standards und Normen – sind, damit aus neuen Technologien Wohlstand entstehen kann. Die Spielregeln zur Qualitätssicherung, die in Deutschland und Europa seit über 100 Jahren in der Industrie entwickelt wurden, „müssen jetzt ins digitale Zeitalter übersetzt werden“, so Winterhalter. Nur wer an der internationalen Entwicklung von Standards und Normen mitwirke, könne seine Ziele und Werte einbringen. Markus Haas sind bei der Implementierung der Spielregeln für neue Technologien insbesondere die europäischen Vorstellungen von Datenschutz und die Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens wichtig. „Das sollten wir uns erhalten, denn darauf können wir stolz sein“, weshalb die europäischen Länder hier zusammenrücken und diese zum Standard für alle machen sollten, die mit dem Kontinent Geschäfte machen wollen, erklärte Haas.

Europäische Werte einfordern

„Was wir nutzen, sind anonymisierte Daten, um beispielsweise Network-Sharing zu ermöglichen“, erklärte Haas. Aber der Grundsatz, auf den man sich in Europa im Unterschied zu anderen Teilen der Welt verständigt habe, laute, „die Daten gehören den Kunden“. International gelte es daher, diesen Grundsatz immer wieder einzufordern – auch von den eigenen Lieferanten – und die Einhaltung dieser Spielregeln zu überprüfen. „Das ist wichtig, um das Vertrauen, dass wir in Europa aufgebaut haben, zu erhalten“, betonte Haas. Am Ende gehe es darum, „Content nach unseren Datenschutzvorschriften zu teilen und nicht nach denen der AGB internationaler Unternehmen“. Dabei verwies er auf die Initiative für eine European Public Sphere. Diese zielt auf den Aufbau eines digitalen Ökosystems, das bereits in seiner technischen Ausgestaltung europäischen Werten wie Transparenz, Offenheit und Schutz der Privatsphäre folgt.

Markus Haas, CEO Telefónica Deustchland, Volker Krug, CEO Deloitte Deutschland, und Christoph Winterhalter, CEO DIN | Foto: Christian Kruppa

SAP-CEO Christian Klein sieht vor diesem Hintergrund eine große Chance für Deutschland und Europa, Standards bei Cloud-Anwendungen im B2B-Bereich zu setzen. Viele Unternehmen fragten sich nämlich, was genau mit ihren Daten in der Cloud passiert. Die Entwicklung europäischer Datenräume und einer Infrastruktur wie GAIA-X gingen daher „in die richtige Richtung“ und er sehe ein großes Interesse daran, so Klein weiter. Um am Ende Standards setzen zu können, gehe es jetzt darum, „Anwendungsfälle zu schaffen“ – beispielsweise in der Automobilindustrie oder im Maschinenbau.

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