Data Debates #15: 5G ist nicht weniger als die Vernetzung der Welt

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Veröffentlicht am 03.07.2020

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Deutschland und Berlin sind beim 5G-Ausbau gut positioniert. Um das gesamte Potenzial der neuen Mobilfunktechnologie nutzen zu können, bedarf es zunächst jedoch weiterer Anstrengungen. Über die Schritte, die jetzt notwendig sind, diskutierten Telefónica-Finanzvorstand Markus Rolle, die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken, die Berliner Staatssekretärin Barbro Dreher und der Fraunhofer-Forscher Manfred Hauswirth bei der 15. Tagesspiegel Data Debate im BASECAMP ON AIR.

Der Ausbau von 5G hat begonnen, die damit verbundenen wirtschaftlichen Hoffnungen sind groß. Doch wo liegen die tatsächlichen Potenziale des neuen Mobilfunkstandards für Wirtschaft und Gesellschaft und wie gut schlagen sich Deutschland und insbesondere Berlin bei der Einführung der neuen Technologie? Diese Fragen standen im Zentrum der jüngsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debate im BASECAMP ON AIR. Moderator Paul Dalg vom Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI diskutierte darüber mit der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken, der Berliner Staatssekretärin für Wirtschaft, Energie und Betriebe Barbro Dreher, dem Finanzvorstand von Telefónica Deutschland Markus Rolle sowie Prof. Dr. Manfred Hauswirth, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS).

„5G ist schneller, leistungsfähiger und zuverlässiger“

Aus Sicht von Saskia Esken geht es bei der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G „um nicht weniger als die Vernetzung der Welt“. Mit der Technologie könnten auf kleiner Fläche so viele Geräte wie nie zuvor miteinander verbunden werden. Zudem sei 5G „schneller, leistungsfähiger und zuverlässiger als alle vorherigen Mobilfunktechnologien“. In einer Welt, in der alles mit allem vernetzt ist, gebe es aber auch Risiken wie „Spionage, Manipulation und Sabotage“, betonte Esken. Für Vertrauen in die Sicherheit der Komponenten der vernetzten Welt brauche es daher „klare Vorgaben für ein hohes Maß an Sicherheit und Transparenz“.

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Dazu gehöre auch, dass „wir beim Aufbau der grundlegenden Architektur nicht von einem Hersteller abhängig sein dürfen“. Esken begrüßte daher den Sicherheitskatalog der Bundesnetzagentur und die Ankündigung der deutschen Mobilfunkunternehmen, im 5G-Kernnetz auf Komponenten europäischer Hersteller zu setzen. Telefónica-CFO Markus Rolle betonte, „Vielfalt ist etwas Sinnvolles. Wir arbeiten beim Aufbau unseres 5G-Netzes mit mehreren Anbietern zusammen und setzen in unserem Kernnetz unter anderem auf den europäischen Technikausrüster Ericsson“. Darüber hinaus sieht er in einer offenen Open-RAN-Architektur die Möglichkeit, dass sich zukünftig weitere kleinere Anbieter einbringen können.

„5G bringt am meisten Vorteile für die Wirtschaft“

In welchen Bereichen liegen nun die größten Zukunftspotenziale für 5G-Anwendung? Über 400 Befragte tippten bei einer Online-Umfrage im Vorfeld der Veranstaltung auf die Vernetzung der Industrie. Fraunhofer-Forscher Hauswirth bestätigte diese Einschätzung. „5G bringt am meisten Vorteile für die Wirtschaft“, erklärte er. „In der Industrie sind wir in der Welt das Schwergewicht, wir haben die Marktführer in der vernetzten Produktion und daher sehe ich in diesem Bereich auch das größte Potenzial für 5G in der Wirtschaft“. Die Industrie 4.0 ermögliche eine hochflexible und automatisierte Produktion. „Die deutsche Wirtschaft wird massiv von 5G profitieren“, unterstrich auch Markus Rolle. „Mit dem neuen Mobilfunkstandard können wir unsere Stärken als führende Industrienation voll ausspielen.“ Telefónica selbst habe beispielsweise gemeinsam mit Mercedes-Benz Cars die vernetzte Factory 56 aufgebaut.

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Daneben wies Rolle darauf hin, dass derzeit „alle zwei Jahre der Bedarf besteht, die Netzkapazität zu verdoppeln“, um den Anforderungen der Mobilfunkkunden gerecht zu werden. Auch an dieser Stelle könne die gegenüber bisherigen Technologien deutlich effizientere 5G-Technologie einen wichtigen Beitrag leisten. Der Ausbau in den fünf größten deutschen Städten sei bereits gestartet. „Bis Ende des Jahres planen wir mehrere hundert 5G-Stationen in Berlin in Betrieb zu haben. Sie werden 5G in Mitte, Tiergarten und anderen zentralen Bezirken erleben. Ab 2021 gibt es 5G in ganz Berlin, versprach Rolle.

„Wir sind im internationalen Spitzenfeld“

Und wo steht Berlin beim 5G-Rollout im internationalen Vergleich? Darauf hatte Hauswirth eine klare Antwort: „Wir sind im internationalen Spitzenfeld“. „Wenn sie nach Europa kommen und sich 5G-Netzwerktechnik aus Sicht der Wirtschaft oder der Wissenschaft ansehen wollen, dann kommen sie nach Berlin“, betonte er. Hinweise darauf, wo man 5G in Berlin live erleben kann, lieferte Staatssekretärin Barbro Dreher. Sie verwies unter anderem auf die Berliner Zukunftsorte, an denen Wirtschaft, Wissenschaft und Start-ups zusammen an innovativen neuen Lösungen arbeiten. Darüber hinaus gebe es eine Teststrecke für autonomes Fahren auf der Straße des 17. Juni und auf dem Messegelände sei man dabei, ein vernetztes Logistikkonzept auf Basis von 5G zu entwickeln.

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Damit Deutschland beim Ausbau und Einsatz der 5G-Technologie weiter ganz vorne mitspielen kann, wünschte sich Hauswirth in der Abschlussrunde „Reallabore, Experimentierklauseln und einfachere Genehmigungsverfahren, damit wir Lösungen auch ausprobieren können“. Markus Rolle plädierte dafür, die braurechtlichen Vorschriften zu lockern, um beim 5G-Ausbau einen Sprung nach vorne zu machen. Darüber hinaus, so Rolle, solle das Geld der Mobilfunkunternehmen künftig besser direkt in den Netzausbau als in teure Frequenzauktionen fließen. Saskia Esken sprach sich dafür aus, den Einsatz der 5G-Technologie und den Aufbau von Smart Cities zu „Bürgerprojekten“ zu machen – das schaffe Akzeptanz.

Wir sollten unseren Vorsprung nicht verspielen

Deutschland und Berlin sind beim 5G-Rollout nach Meinung der Experten besser positioniert als manch einer vermuten mag. Nun gilt es, den technischen Vorsprung, insbesondere bei der Vernetzung der industriellen Produktion, und die wirtschaftlichen Chancen, die sich daraus ergeben, nicht zu verspielen. Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Mut und Freiheit zum Experimentieren und sollten die vernetzte Welt gemeinsam aufbauen, damit ein jeder konkrete Vorteile davon hat und sich mitgenommen fühlt.

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