Standpunkt: Das obere 6-GHz-Band – Schlüssel zur digitalen Resilienz

Credits: iStock/Tetiana Lazunova, Shutterstock/kanvictory
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Veröffentlicht am 02.10.2025

Die digitale Zukunft Europas braucht leistungsfähigen Mobilfunk. Das obere 6-GHz-Band ist die letzte große Chance für eine Kapazitätserweiterung von 5G- und künftig 6G-Netzen. WLAN hat bereits ausreichend Frequenzen – Mobilfunk braucht hingegen mehr. Ohne das obere 6-GHz-Band droht Europa digital abgehängt zu werden. Die Entscheidung ist nicht nur technisch, sondern auch geopolitisch: Sie betrifft die digitale Souveränität Europas und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Netzbetreiber.

Warum Mobilfunk mehr Spektrum braucht – und Alternativen nicht ausreichen

Der Datenhunger wächst exponentiell: Videostreaming, Cloud-Dienste, Industrie 4.0, vernetzte Fahrzeuge – all das verlangt nach mehr Kapazität im Mobilfunk. Die Netze stoßen an ihre Grenzen. Zwar gibt es technische Möglichkeiten zur Kapazitätserweiterung, etwa durch:

  • Verdichtung der Netze (mehr Antennenstandorte),
  • Erhöhung der spektralen Effizienz durch komplexere Antennensysteme (MIMO, Beamforming),
  • Small Cells (kleine, lokale Funkzellen).

Doch diese Maßnahmen sind teuer, oft ineffizient und nur begrenzt umsetzbar. Technische Maßnahmen wie Netzverdichtung oder Small Cells sind wichtig – sie erweitern die Kapazität aber nur punktuell. Sie sind wie zusätzliche Fahrspuren auf einer überlasteten Straße: hilfreich, aber nicht ausreichend. Irgendwann braucht es eine neue Trasse – und das ist das obere 6-GHz-Band.

Das obere 6-GHz-Band ist entscheidend, da es das letzte verfügbare Mid-Band-Spektrum ist, das dem Mobilfunk noch zugewiesen werden kann. Es bietet ähnliche Ausbreitungseigenschaften wie das bewährte 3,6-GHz-Band – also hohe Datenraten bei gleichzeitig guter Gebäudedurchdringung. Damit ist es ideal für die Versorgung von urbanen Gebieten.

Mobilfunk einfach erklärt Beitrag aufrufen: Warum das obere 6-GHz-Band für Mobilfunk wichtig ist. (öffnet in neuem Tab)

Geopolitik und digitale Souveränität: Die Entscheidung hat globale Tragweite

Die Weltfunkkonferenz 2023 (öffnet in neuem Tab) hat das obere 6-GHz-Band für International Mobile Telecommunications (IMT) identifiziert – ein klares Signal für Mobilfunk. Doch Europa diskutiert noch über die bestmögliche Nutzung. US-Tech-Giganten setzen sich auch in Europa für eine WLAN-Nutzung des Bandes ein – sie hätten das wertvolle Spektrum gerne kostenlos und exklusiv. Die US-Unternehmen würden von einer WLAN-Nutzung direkt profitieren. Doch das stärkt US-Unternehmen, nicht europäische Infrastruktur. Mobilfunk hingegen ist das Rückgrat der europäischen digitalen Wirtschaft und Gesellschaft – und wird von europäischen Netzbetreibern aufgebaut, betrieben und bezahlt. Ihren Diensten sollte das Spektrum zugutekommen.

Die Bunderegierung hat im Koalitionsvertrag den „geopolitischen Epochenbruch“ erkannt. Auch Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger (öffnet in neuem Tab) fordert einen „digitalen Turbo“. Doch dieser Turbo braucht Treibstoff – und der liegt im oberen 6-GHz-Band. Ohne ihn bleibt die Digitalisierung ein leeres Versprechen, das die Bürger:innen nicht erreicht.

Digitale Souveränität beginnt im Spektrum

Foto: iStock / Lari Bat

Die Entscheidung über das obere 6-GHz-Band ist weit mehr als eine technische Frequenzzuweisung – sie ist eine Weichenstellung für die digitale Zukunft Europas (öffnet in neuem Tab). Es geht um Souveränität, Sicherheit und Innovationskraft.

Mobilfunk ist heute kein Luxus mehr, sondern Teil der Grundversorgung – vergleichbar mit Strom, Wasser oder Straßen. Ohne leistungsfähige Mobilfunknetze bleiben digitale Dienste nur Flickwerk, Smart Cities nur Visionen und Industrie 4.0 nur ein Versprechen ohne Fundament. Die Frequenzen sind dabei das Fundament dieser Infrastruktur – und das obere 6-GHz-Band ist der große Baustein, der noch fehlt. Das Band ist kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.

Deshalb sollte das obere 6-GHz-Band vollständig dem Mobilfunk zugewiesen werden – als Investition in die Wettbewerbsfähigkeit, als Schutz der digitalen Selbstbestimmung und als Fundament für den nächsten Technologiesprung: 6G.

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