Digitale Bildung: Informatik als Fach ist nur der Anfang

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Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert eine Digitalbildung. Gleichzeitig revolutioniert sie, wie wir lehren und lernen. Was tut sich auf dem Weg in die digitale Bildung und wo liegen die Herausforderungen? Ein Überblick:
Informatik ist die Leitwissenschaft der Digitalisierung und wird zukünftig auch in Niedersachsen zum Pflichtfach. Wie das niedersächsische Kulturministerium mitteilt (öffnet in neuem Tab), gilt es bis zur Einführung 2023 aber erstmal über 500 Lehrkräfte auszubilden. Bereits Ende 2019 beschloss (öffnet in neuem Tab) Nordrhein-Westfalen Informatik als Pflichtfach einzuführen und kam damit Forderungen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nach. Ein wichtiger Schritt – insgesamt haben damit aber erst sechs von 16 Ländern Informatik fest im Schulalltag verankert. Neben den beiden genannten Ländern gehören Bayern, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen zu den Vorreitern.
Neue Möglichkeiten zu lernen
Der Einsatz digitaler Technologien – egal ob im Klassenzimmer oder beim individuellen Lernen – eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Digitale und smarte Whiteboards, die mit einer Cloud verbunden sind, machen den Unterricht interaktiver. Lernplattformen oder Apps mit multimedialen Inhalten ermöglichen es Schüler*innen, stärker auf ihre persönlichen Bedürfnisse einzugehen und individueller zu lernen, beispielsweise mit Hilfe interaktiver Inhalte oder Video-Tutorials. Vielversprechend sind auch die Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality (öffnet in neuem Tab) (VR): Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns anhand staubiger Lehrbücher das antike Griechenland oder ein altägyptisches Grab vorstellen müssen – zukünftig transportiert die VR-Brille einen einfach direkt ins Geschehen! Die digitale Transformation bietet somit innovative und spannende Möglichkeiten, unsere Art des Unterrichtens und des Lernens zu revolutionieren.

Die Digitalisierung stellt das Bildungswesen aber auch vor Herausforderungen: Auch die Lehrer*innen müssen erst einmal lernen, digitale Kompetenzen zu vermitteln. Daneben müssen die Schulen entsprechend ausgestattet werden – angefangen mit leistungsstarken Breitbandanschlüssen. Und zur Informatik als Schulfach stellt sich die Frage: Wie sieht guter Informatikunterricht eigentlich aus?
Die Gesellschaft für Informatik (GI), die Informatiker*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung vertritt, hat sich daran gemacht, darauf eine Antwort zu geben: Neben dem Verständnis für die Funktionsweise von Algorithmen, gehört der Erwerb von Grundlagenkenntnissen zu Informatiksystemen und Programmiersprachen definitiv dazu, schreibt die GI in ihren Empfehlungen (öffnet in neuem Tab). Die Sensibilisierung für die prinzipiellen Möglichkeiten und potenziellen Risiken digitaler Technologien bildet einen weiteren Schwerpunkt. Schüler*innen sollten dabei die Fähigkeit erlangen, gesellschaftliche Zusammenhänge zwischen Mensch und Technologie erkennen und bewerten zu können.
Schulen und Lehrerbildung digitalisieren
Was die Schule von morgen wiederum alles mitbringen soll, fasst der Branchenverband Bitkom (öffnet in neuem Tab) auf der Seite des Projekts Smart School (öffnet in neuem Tab) wie folgt zusammen: „Eine zeitgemäße digitale Infrastruktur, […] qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer, die digitale Medien, dort wo sinnvoll, nachhaltig und fächerübergreifend in den Unterricht einbinden und pädagogische Konzepte, die die Potenziale neuer Lehr- und Lernformen voll ausschöpfen.“ Im Rahmen des gleichnamigen Smart-School-Wettbewerbs würdigt der Bitkom seit 2016 Schulen, die diesen Anforderungen gerecht werden und digitale Bildung bereits heute in der Praxis realisieren.
Wie Lehrkräfte in ihrer Ausbildung auf die digitale Bildung von morgen vorbereitet werden können, steht derzeit im Fokus der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (öffnet in neuem Tab) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF (öffnet in neuem Tab)). Im Zuge der Fördermaßnahmen sollen auch zukunftsweisende Technologien zur Unterstützung von Lehr- und Lerntätigkeiten untersucht werden. Als Beispiel nennt (öffnet in neuem Tab) das BMBF unter anderem Eye-Tracker, mit deren Hilfe das Lese- und Lernverhalten anhand von Blickbewegungen analysiert werden soll. Die finanziellen Mittel zur digitalen Modernisierung der Schulen stellen Bund und Länder über den DigitalPakt Schule (öffnet in neuem Tab) zur Verfügung.
EdTech Start-ups revolutionieren die digitale Bildung
Wie digitale Technologien uns dabei helfen, Bildungsangebote zu revolutionieren, zeigen uns auch diverse deutsche Start-ups. Nennenswert ist hierbei iversity (öffnet in neuem Tab). Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform für Hochschul- und Weiterbildung, deren Angebot überwiegend aus sogenannten MOOCs (Massive Open Online Course (öffnet in neuem Tab)) besteht. Charakteristisch für MOOCs: Sie sind frei zugänglich, offen und in der Regel kostenfrei. Ein multimediales Angebot für Lerninhalte ab der 1. Klasse bietet die Online-Lernplattform sofatutor (öffnet in neuem Tab). Zum Repertoire zählen interaktive Testfragen, eine Chat-Funktion zum täglichen Austausch mit Expert*innen sowie tausende Lernvideos und Online-Nachhilfestunden.

Auch an Lehrkräfte wird mit meinUnterricht (öffnet in neuem Tab) gedacht. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die es Lehrer*innen ermöglicht, ihren Unterricht digital vorzubereiten und Ihnen dazu hochwertige Lehrmaterialien renommierter Fachverlage digital zur Verfügung stellt. Einen interessanten und spannenden Ansatz macht sich vor allem das westfälische Start-up Fabula Games (öffnet in neuem Tab) zu eigen: Mit Hilfe von Gamification (öffnet in neuem Tab) werden Lerninhalte spielerisch zugänglich gemacht. Die Anwendungsbereiche solcher Serious Games (öffnet in neuem Tab) sind vielfältig und können auch zur Vermittlung von Themen wie Datenschutz zum Einsatz kommen: TraceCraft (öffnet in neuem Tab) ist beispielsweise ein Rollenspiel auf der Basis des beliebten Open-World-Spiels Minecraft und regt spielerisch zum Nachdenken über Datenschutz an.