Mobilfunk einfach erklärt: Warum wird der 3G-Mobilfunkstandard abgelöst?

Veröffentlicht am 27.07.2020

Wie funktioniert der Mobilfunk? Wie kommt das, was ich sage, zu meinem Gesprächspartner am anderen Ende der Welt? Diese und andere Fragen wollen wir in unserer Serie „Mobilfunk einfach erklärt“ beantworten – heute: Warum wird der 3G-Mobilfunkstandard abgelöst?

Der 5G-Rollout hat begonnen und die Mobilfunknetzbetreiber arbeiten am weiteren Netzausbau mit mobilen und breitbandigen Sprach- und Datendiensten über die LTE-Technik (4G). Im Zuge dieses Prozesses sollen die nach wie vor mit 3G (UMTS) genutzten Mobilfunkfrequenzen umgewidmet und durch effizientere Technologien wie 4G genutzt werden.

Foto: Henning Koepke

Warum wird von 3G auf 4G umgestellt?

Die Umwidmung auf die modernere Technik spart zum einen Strom und Ressourcen und sorgt zum anderen für schnellere Datenübertragungsraten für die Mobilfunkkunden. Die spektrale Effizienz – das heißt, wie viel Mbit/s mit einem definierten Anteil an Frequenzen realisiert werden – steigt um circa 60 Prozent von 3G zu 4G. Aus der gleichen Menge Spektrum kann so deutlich mehr Leistung herausgeholt werden. Dies ist vor allem ein MIMO-Effekt (Multiple Input-Multiple Output), also eine neue Antennentechnologie bei 4G. Hier ein Beispiel für die enorme Steigerung, die dadurch möglich wird:

  • Bei verfügbaren 20 MHz im Downloadlink erreicht man mit 3G realistisch 2 x 30 Mbit/s, die man im Gegensatz zu 4G mit aktuellen Endgeräten nicht bündeln kann
  • Mit 4G kommt man mit denselben 20 MHz auf 100 Mbit/s

Eine Umschaltung von 3G auf 4G heißt also: Wertvolle Frequenzen werden für effizientere Technologien genutzt, und dadurch sind höhere Datentransfers und Kapazitäten realisierbar – dies wird das Netzerlebnis der Verbraucher erheblich verbessern.

Foto: CC0 1.0, Pixabay User StockSnap | Ausschnitt angepasst

Wird das 3G-Netz einfach abgeschaltet?

Nein, das 3G-Netz wird nicht von heute auf morgen abgeschaltet. Die deutschen Netzbetreiber wollen die genutzten 3G-Frequenzen schrittweise umstellen. Dabei wird die Kapazität des 3G-Netzes und dessen Flächenabdeckung nach und nach zugunsten des 4G-Netzes verringert. Dadurch muss niemand fürchten, mit einem schlechteren oder gar keinem Mobilfunknetz dazustehen. Die meisten Mobilfunknutzer haben schon jetzt die dafür notwendigen 4G-fähigen Mobiltelefone mit entsprechenden Verträgen. Das liegt zum einen daran, dass im deutschen Mobilfunkmarkt frühzeitig der Zugang zum LTE-Netz geöffnet wurde. Die Mobilfunkverträge sind daher in der Regel nicht auf das UMTS-Netz beschränkt, was die mobile Datennutzung und Telefonie (über Voice over LTE) angeht.

Zum anderen liegt das aber auch den Kundenpräferenzen. Für 87 Prozent der Mobilfunknutzer ist eine möglichst hohe Surfgeschwindigkeit ein zentrales Kriterium für die Wahl ihres Mobilfunkanbieters und -vertrages, hat der Digitalverband Bitkom erhoben. Daher setzt der Großteil von ihnen auch auf modernste Smartphones. 81 Prozent der Nutzer haben ein Mobiltelefon, das maximal zwei Jahre alt ist. Die Smartphones von 51 Prozent sind keine zwölf Monate alt. 56 Prozent der vom Bitkom befragten Mobilfunknutzer gaben zudem an, dass sie bereit sind, ein neues Gerät zu kaufen, um den neuesten Mobilfunkstandard 5G nutzen zu können.

Was passiert mit 3G international?

Die Abschaltung von 3G und teilweise auch 2G ist ebenfalls außerhalb Deutschlands zu beobachten: Stand Juli 2019 wurden über 20 2G-Netzwerke abgeschaltet. Diese Zahlen werden von den APAC-Ländern und den Vereinigten Staaten angeführt. In Deutschland hingegen plant derzeit kein Netzbetreiber eine Abschaltung seines 2G-Netzes, da diese auch GSM genannte Technologie weiterhin ein wichtiges Basisnetz für mobile Telefonie und die Kommunikation von vernetzten Automaten und Maschinen sein wird. Die aktuellen Planungen der Netzbetreiber beziehen sich hierzulande nur auf das mobile Datennetz 3G, welches durch das deutlich effizientere 4G-Netz abgelöst wird. Die meisten Netzbetreiber haben zwar kein festes Datum für diesen 3G-Phase-out festgelegt; allerdings wurden in Europa immerhin in fünf Ländern von Netzbetreibern Abschaltfristen verkündet (u. a. in der Schweiz, den Niederlanden und in Liechtenstein). Der Trend geht also auch international in Richtung der neuesten Mobilfunkstandards 4G und 5G.

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