KI im Bundestag: Interview mit Maximilian Funke-Kaiser (FDP)

Credits: iStock/ipopba, Dominik Konrad
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Veröffentlicht am 23.11.2023

Auf Künstlicher Intelligenz basierende Tools sind seit dem Hype um ChatGPT in aller Munde – und werden zum Teil auch im politischen Betrieb genutzt. In einer neuen Interview-Reihe befragen wir Digitalpolitiker:innen aus dem Bundestag zu ihren Erfahrungen mit entsprechenden Anwendungen und was sie über die Chancen und Risiken der Technologie denken. Den Auftakt macht Maximilian Funke-Kaiser, der digitalpolitische Sprecher der FDP-Fraktion.

Herr Funke-Kaiser, wie oft und wozu nutzen Sie in Ihrer Arbeit KI-Anwendungen? Welche Tools und Hilfsmittel sind das?

Ich nutze KI fast täglich. Besonders häufig nutze ich Anwendungen, die auf KI-Sprachmodellen aufbauen. Der Grund dafür ist einfach: Meine tägliche Arbeit besteht zu einem großen Teil aus Texten jedweder Art, da erleichtern und beschleunigen KI-Anwendungen den Arbeitsalltag massiv. Ich habe aus Interesse auch schon Teile einer Rede von ChatGPT kreieren lassen, dafür war ich sogar in der Zeitung. Seit ich die KI-Selbstverpflichtung der FDP-Bundestagsfraktion unterzeichnet habe, kennzeichne ich alle Inhalte, die ich in Teilen oder vollständig mit KI erstellt habe.

Was war bisher Ihr persönlich verstörendster bzw. interessantester KI-Moment?

Ein KI-Tool, das aufgezeichnete Videos in andere Sprachen übersetzt. Die Lippenbewegungen und Tonlage einer Person inklusive. Völkerverständigung per KI klang für die meisten Menschen bis dahin nach Science-Fiction. Das zeigt plastisch, welches Potential der Technologie innewohnt und in welcher Geschwindigkeit Menschen alltagsnahe Anwendungsmöglichkeiten schaffen. Auch wenn die Vorteile der Innovation auf der Hand liegen, sollten wir die Herausforderungen nicht ausblenden: Es wird dadurch beispielsweise einfacher Fake-News und Deepfakes zu verbreiten. Dieser Aspekte müssen sich die Menschen bewusst sein.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Chancen und Risiken von KI-Anwendungen?

Credit: iStock/Shutthiphong Chandaeng

Zu den größten Chancen der nahen Zukunft gehören Arbeitserleichterungen, die Automatisierung von Routineaufgaben und mehr Effizienz. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Wir befinden uns in einem gigantischen technologischen Umbruch, da gilt es kreativ mitzugestalten und eine solide Ausgangsbasis zu schaffen. KI bietet für die Forschung, Medizin und Gesellschaft ungeahnte Möglichkeiten – die Vorteile liegen auf der Hand. Wenn die Bundesrepublik und die EU diese Chancen nutzen möchten, brauchen wir technologische Souveränität bei Künstlicher Intelligenz. Sollten wir jetzt nicht vorsorgen, besteht das Risiko, dass wir bei dieser Schlüsseltechnologie in die einseitige Abhängigkeit von anderen Staaten geraten.

Sehen Sie die Notwendigkeit, Künstliche Intelligenz stärker zu regulieren?

Auf internationaler Ebene wurde im Rahmen des Hiroshima-Prozesses, den Bundesminister Wissing maßgeblich mitgestaltet hat, bereits ein freiwilliger Code-of-Conduct erarbeitet. Ich begrüße internationale Anstrengungen, aber ich halte nichts von nationalen oder europäischen Alleingängen und erst recht nichts von einer Überregulierung aus Angst vor Veränderung. Wir haben mit generativer KI einen technologischen Meilenstein erreicht und die Uhr lässt sich jetzt nicht mehr zurückdrehen. Als historische Analogie könnten wir den modernen Buchdruck unter Johannes Gutenberg heranziehen – der dauerhafte Nutzen für Mensch und Gesellschaft übersteigt alle kurzfristigen Herausforderungen bei Weitem!

 

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