UdL Digital Talk mit Dorothee Bär und Miriam Wohlfarth: Mit neuen Denkansätzen zum digitalen Erfolg

Foto: Henrik Andree
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Veröffentlicht am 16.12.2020

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Brauchen wir neue Denkansätze, um einen wirklichen Sprung bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen? Darüber diskutierten Staatsministerin Dorothee Bär, Fintech-Gründerin Miriam Wohlfarth und Cherno Jobatey in der aktuellen Ausgabe des UdL Digital Talks.

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Unternehmen und Organisationen, die frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt haben, im Vorteil waren, da sie flexibler auf die Lockdown-Maßnahmen reagieren konnten. Sie hat aber auch gezeigt, dass vieles möglich ist, wenn es schlichtweg notwendig wird. In deutschen Unternehmen wechselte ein Großteil der Angestellten in kürzester Zeit ins Homeoffice und die Schulen und Universitäten stampften digitale Lernangebote aus dem Boden. Auch wenn dabei sicherlich noch längst nicht alles perfekt lief, wurde deutlich, es ist eine ganze Menge möglich, wenn das wirklich gewollt ist.

Miriam Wohlfarth zum Thema Firma im Lockdown:

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Können wir diese Krisenerfahrung nutzen, um in den kommenden Jahren substanzielle Fortschritte bei der Digitalisierung von Gesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft zu erreichen? Worauf kommt es wirklich an, wenn wir dabei erfolgreich sein wollen? Darüber diskutierten Dorothee Bär (CSU), die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, und Miriam Wohlfarth, Geschäftsführerin und Gründerin des Fintech RatePAY, in der jüngsten Ausgabe des UdL Digital Talks von Telefónica Deutschland. Aus ihrer Perspektive sind dafür an mehreren Stellen ein Umdenken aber auch strukturelle Veränderungen erforderlich.

Umschalten im Kopf

Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Digitalisierung ist, wie Menschen Neuerungen gegenüberstehen. „Ich glaube, dass die Deutschen eher vorsichtig sind“, befand Miriam Wohlfarth. Die Angst vor dem Scheitern hemme jedoch Innovationen. Auch das grundsätzlich positive Ingenieursdenken, etwas direkt perfekt machen zu wollen, führe in der Digitalisierung nicht unbedingt zum Ziel. „Wir müssen schnell sein, Dinge jetzt verändern. Und können das im Vorhinein nicht immer bis ins Detail durchplanen.“ Am Ende, so Wohlfarth, müsse man auch sagen können, „ok, das war ein Fehler und jetzt machen wir es richtig“.

Dorothee Bär kritisiert zwar auch ein gewisses „Bedenkenträgertum“, sieht im hiesigen Umgang mit neuen Entwicklungen aber auch Stärken und stellt fest: „Wenn wir handeln müssen, dann können wir auch“.

Dorothee Bär zur Veränderungsunwilligkeit der Deutschen:

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Digitalministerium ist kein Allheilmittel

Neben der Einstellung gegenüber der Digitalisierung diskutierten Bär und Wohlfarth darüber, wie diese politisch gestaltet werden kann. Hinter Forderungen nach einem Digitalministerium verbirgt sich die grundsätzliche Herausforderung, das Querschnittsthema Digitalisierung in politischen Strukturen zu bearbeiten, die darauf nicht ausgerichtet sind. Regierung und Verwaltung sind fachlich gegliedert, der Staat als Ganzes föderal – mit Bund, Ländern und Kommunen. Kann das zusammen gehen?

Miriam Wohlfarth stört der Föderalismus. Sie wünscht sich ein Bundesdigitalministerium mit digitaler Bildung als oberster Priorität.

Miriam Wohlfarth zum Thema Föderalismus:

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Dorothee Bär glaubt dagegen, mit einem Digitalministerium ist es nicht getan. Aus ihrer Sicht muss der gesamte Staatsaufbau betrachtet werden. Aktuell identifiziert sie insbesondere regionale Befindlichkeiten als Hemmnis, glaubt aber, dass es auch im Föderalismus schneller gehen kann.

Dorothee Bär zum Digitalministerium:

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Datenschutz differenziert betrachten

Einen neuen Denkansatz wünscht sich Miriam Wohlfarth auch beim Thema Daten. „Wir hemmen uns zu sehr mit dem Datenschutz und behindern damit Innovation“, findet die Unternehmerin und plädiert für einen neuen Umgang mit Daten in Europa.

Miriam Wohlfarth zum Datenschutz:

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Dorothee Bär hält Transparenz und Datenschutz für essenziell, um Akzeptanz zu schaffen und die Bevölkerung mitzunehmen und machte dies an der Corona-Warn-App fest. Die deutsche App biete zwar weniger Funktionalität, werde aber wesentlich stärker genutzt als die französische Variante. Das Problem ist aus ihrer Perspektive nicht der Datenschutz, sondern die Tatsache, dass alle Arten von Daten über einen Kamm geschoren werden und nicht zwischen personalisierten, anonymisierten und pseudonymisierten Daten unterschieden wird.

Dorothee Bär über das Thema Datennutzung:

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Darüber hinaus regt Bär an, darüber nachzudenken, Datenschutzbeauftragte zu Schwerpunktthemen einzusetzen anstatt 17 Datenschutzbeauftragte zu haben, die für alles zuständig sind.

Vorbilder für jeden einzelnen Bereich

Neu denken sollte aus Sicht von Wohlfarth aber auch so manches Unternehmen und anerkennen, dass „Diversität ein Vorteil“ ist. Sie habe vor diesem Hintergrund auch ihre Ansichten geändert und sei mittlerweile für Quoten, um den Anteil von Frauen in bestimmten Berufsgruppen zu steigern, auch wenn das nicht die beste Lösung sei. Für Dorothee Bär sind Rollenvorbilder entscheidend, um alte Denkmuster und Strukturen zu überwinden – in dieser Hinsicht hätten 15 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel auch schon einiges bewirkt.

Dorothee Bär zum Thema Frauen und Vorbilder:

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Weitere Impressionen vom UdL Digital Talk:

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