Social Media: Politische Kommunikation in Corona-Zeiten

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Veröffentlicht am 30.04.2020

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Die Politik lebt von den Kontakten. In Zeiten der Kontaktbeschränkung setzen daher auch Ministerien, Parteien und Abgeordnete noch stärker als sonst auf die sozialen Medien. Was dabei entsteht ist informativ, kreativ und teilweise sehr bewegend.

Ein Teil der Arbeit des Bundestages hat sich ins Digitale verlagert. Denn Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen machen auch vor der Politik nicht Halt. „Social Distancing“ ist das Gebot der Coronakrise und Antrieb dafür, analoge Prozesse zu digitalisieren. Statt im Sitzungssaal treffen sich die Abgeordneten jetzt in Videokonferenzen. Dafür wurde eigens die Geschäftsordnung geändert. Ausschusssitzungen können nun temporär online stattfinden und auch Beschlüsse sind vorerst über „elektronische Kommunikationsmittel“ zulässig. Um darüber hinaus weiterhin mit den Wähler*innen in Kontakt zu bleiben, nutzen Abgeordnete sowie Staats- und Regierungschefs weltweit die Sozialen Netzwerke intensiver denn je.

Gesundheitsministerium macht TikTok

Die Internetnutzer*innen suchen aktuell vermehrt nach Anleitungen, Rat und Unterstützung. Als „vertrauenswürdige Quelle“ will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) über gesundheitsrelevante Themen und Entwicklungen zu Covid-19 informieren. Dafür ging das Ministerium neue Wege. Denn das BMG ist das erste Ressort mit Präsenz auf TikTok. Der Account gibt die Beschlüsse der Bundesregierung wieder und liefert Tipps, wie Menschen rücksichtsvoll miteinander umgehen können. Zusätzlich informiert das Ministerium neben Facebook, Twitter und Instagram täglich per WhatsApp über die neusten Entwicklungen der Corona-Pandemie.

Podcast Nutzung gestiegen

Wie wichtig die Kontaktbeschränkung für die Eindämmung des Coronavirus ist, versuchte Juso-Chef Kevin Kühnert mit einer symbolischen Botschaft deutlich zu machen. Auf Twitter änderte er seinen Namen auf „Kevin allein zuhaus Kühnert“ in Anspielung auf den gleichnamigen Kultfilm. Digitaler Krisengewinner ist aktuell der Podcast. Die Google Trends zeigen deutlich, wie die Podcastnutzung in den letzten Wochen gestiegen ist. Auch die SPD nutzt derzeit ihren Podcast „The Talking Red“, um den „Menschen im Maschinenraum“ der SPD eine Stimme zu geben. Parallel dazu findet im wöchentlichen Rhythmus die digitale „Bürger*innensprechstunde“ statt. Zu Themen rund um das Coronavirus stellen sich Bundesminister*innen und Parteivorsitzende im YouTube-Livestream den Fragen der Zuschauer*innen.

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Bündnis 90/Die Grünen gehen noch über das Podcast-Format hinaus. Unter dem Hashtag #UMSCHALTEN finden täglich Veranstaltungen, Webinare und Interviews statt. Auch innerparteilich bildet sich die Partei in Webinaren zum digitalen Arbeiten weiter. Und während die CDU Online-Video-Stammtische veranstaltet, beteiligt die Junge Union (JU) sich an bundesweiten Hilfsaktionen. Mit dem Projekt „Einkaufshelden“ unterstützt die Junge Union „Hilfesuchende“ im Alltag, zum Beispiel beim Gang in die Apotheke oder beim Wocheneinkauf. Zusätzlich soll eine „Maskenbörse“ die Verteilung von Masken unterstützen. Wer noch eine Mund-Nasen-Maske benötigt, kann sich dort ebenso melden wie Personen, die selbst Masken nähen. Auf einer interaktiven Karte können Nutzer*innen einsehen, wo jemand eine Maske übrig hat.

FDP-Politiker*innen veröffentlichen Tagebuch

Auch auf Twitter tummeln sich eine Vielzahl neuer Formate, die im Zuge von Corona entstanden. Nachdem bei FDP-Politiker Thomas Sattelberger das Coronavirus festgestellt wurde, ließ er seine Follower*innen über ein virtuelles Coronatagebuch an seiner Quarantäne teilhaben. „Ich glaube, es ist für andere hilfreich, zu hören, wie ein betroffener Mensch damit umgeht“, erklärte Sattelberger in einem Interview. In seinen Tagebüchern thematisierte Sattelberger außerdem immer wieder die praktischen Fragen, von Corona-Test bis zum Schutz von älteren Menschen in der Familie. Mittlerweile ist der FDP-Abgeordnete wieder genesen.

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Foto: CC0 1.0, Stocksnap / Freestocks.org / Ausschnitt bearbeitet

Die FDP-Politikerin Karoline Preisler aus Mecklenburg-Vorpommern schrieb ebenfalls auf Twitter über ihre schwere Corona-Infektion. Während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus, hielt sie in einem Videotagebuch all ihre Erfahrungen fest. Ihr Twitter-Feed entwickelte sich zu einem dramatischen Protokoll, das zeigen sollte wie gefährlich das neuartige Coronavirus ist. Zunächst beschrieb sie die Quarantäne noch als Abenteuer, doch dann lag sie im Krankenhaus und berichtet über ihre Erfahrung beatmet zu werden. Auch Karoline Preisler ist mittlerweile wieder genesen. Am 22. April twittere sie „Meine Kondition ist wegen #COVID19 nicht toll, aber an der Lunge liegt das nicht mehr“ und bedankte sich bei ihren Follower*innen für ihre Hilfe und ihren Zuspruch.

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