republica 2018: Neuer Besucherrekord

Foto: Holger Rings
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Veröffentlicht am 08.05.2018

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Die re:publica wächst immer weiter. Was vor elf Jahren als Blogger-Konferenz mit 700 Besuchern in der Kalkscheune begann, gehört heute zu den größten Kongressen der Hauptstadt. Fast 20.000 Menschen kamen in der vergangenen Woche zur re:publica 2018 und der zugehörigen Media Convention in die Station Berlin am Gleisdreieck. Unter dem Motto POP trafen sich Netz-Aktivisten, Blogger, Künstler, Medienleute und Unternehmensvertreter, um über Themen von Datenschutz über Fake News bis zur Zukunft der Arbeit zu diskutieren. Das ist ein neuer Besucherrekord.

Seit den Anfängen der re:publica ist das Internet für viele Teilnehmer zu einem echten Lebensraum geworden, der mindestens genauso wichtig ist wie der persönliche Austausch mit Familie und Freunden. Das Netz ist POP und damit Popkultur. Mit diesem Leitgedanken tauchte die re:publica 2018 in den digitalen Mainstream ein, um ihn nicht nur besser zu verstehen, sondern auch die Diversität und Fülle des Netzes populärer zu machen. „Wir freuen uns, dass wir sehr viele notwendige gesellschaftliche Debatten weiterführen konnten oder vielleicht dazu beigetragen haben, sie anzustoßen“, sagte Mitgründer Markus Beckedahl am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Das ist der re:publica sehr gut gelungen.

Drei Tage lang: 300 Vorträge auf 19 Bühnen

Beim Call for Participation waren in diesem Jahr mehr als 1.050 Einreichungen aus der lang gewachsenen Community der re:publica eingegangen. Das interdisziplinäre Programmkomitee und die Organisatoren der Veranstaltung hatten alle Hände voll zu tun, diese Beiträge durchzuschauen und die besten herauszusuchen. Dadurch kam auch 2018 wieder ein sehr abwechslungsreiches und aktuelles Programm zusammen: An drei Konferenztagen gab es mehr als 300 Sessions von über 600 Sprecherinnen und Sprechern auf 19 Bühnen. Und zusätzlich sorgte ein Rahmenprogramm mit Live-Musik und Kunst-Performances für viel Unterhaltung.

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Foto: Holger Rings

Zu den Höhepunkten gehörte sicher der Auftritt der Whistleblowerin Chelsea Manning. Sie berichtete, wie sie in einem Stahlkäfig in der Wüste gefangen gehalten wurde und nahezu ein Jahr am Stück allein in ihrer Zelle ausharren musste, nachdem sie für das Weitergeben geheimer US-Militärdokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks ins Gefängnis musste. 2010 wurde sie festgenommen und später verurteilt. Im vergangenen Jahr kam sie frei und war für die re:publica zum ersten Mal wieder im Ausland unterwegs.

Die ehemalige Soldatin wies auf mögliche Gefahren des Einsatzes von Algorithmen bei der elektronischen Kriegsführung hin, doch privat spielt sie selbst gern damit herum: Die Arbeit mit Tensorflow, einer plattformunabhängigen Open-Source-Programmbibliothek für künstliche Intelligenz, und mit neuronalen Netzen mache „total Spaß“, sagte Manning im Interview mit SPIEGEL online. Sie lerne viel über maschinelles Lernen, weil es unsere Gesellschaft stark verändern werde. Als politische Aktivistin sei für sie wichtig, diese Dinge zu verstehen. Technologie und Aktivismus gingen bei ihr Hand in Hand.

Bundesarbeitsminister: Arbeit 4.0 als neuer Schwerpunkt

Ein weiteres wichtiges Thema waren neue Anforderungen für den Alltag im digitalen Zeitalter. „Digitaler Fortschritt ist eine Gestaltungsaufgabe“ sagte Hubertus Heil. „Komplette Regulierung oder Verhinderungs-Politik ist keine Lösung“, betonte der Bundesarbeitsminister in seiner Keynote über Arbeit 4.0. Für den ehemaligen SPD-Generalsekretär ist die Zukunft der Arbeit ein neues Schwerpunktthema, das er jetzt mit einem Staatssekretär und einer eigenen Abteilung für Digitalisierung und Arbeitswelt in seinem Ministerium verankert hat.

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Doch alles Gerede darüber, dass unserer Gesellschaft demnächst die Jobs ausgehen, sei falsch. „Davon bin ich überzeugt“, sagte der Minister bei der re:publica. Auf seinen Auftritt folgten noch viele weitere Sessions über New Work und das digitale, vernetzte oder kollaborative Arbeiten. Bei der Subkonferenz We Can Work It Out wurde vor allem gezeigt, welchen Einfluss technische und soziale Innovationen auf die Arbeit der Zukunft haben. Und wie sie nicht nur den Alltag in Büros und Fabriken verändern, sondern auch neue Maßstäbe im gesellschaftspolitischen Dialog setzen. Da gab es viel zu diskutieren.

Anne Will: Zu wenig Frauen in Führungspositionen

Aber es zeigte sich auch, dass einige Probleme aus der Arbeitswelt schon richtig alt sind – und immer noch auf ihre Lösung warten: „Es gibt zu wenig Frauen in Führungspositionen“, sagte beispielsweise Anne Will. „Wenn sich da nicht schnell etwas ändert, dann bin ich pro Quote, kündigte die TV-Moderatorin der ARD auf der re:publica an. Sie trat beim dreijährigen Jubiläum der Podcast-Reihe Role Models auf, die inspirierende Frauen sowie ihre Arbeit vorstellt und im Januar für die Goldenen Blogger im Telefónica BASECAMP nominiert war.

In der Digitalwirtschaft liegen der Code und die Führungspositionen weiterhin in männlichen Händen“, hatten die Veranstalter schon vor der re:publica als Hauptproblem identifiziert. Deshalb gab es in diesem Jahr den neuen Bereich Fe:male Digital Footprint, der Expertinnen der Digital- und Tech-Branche eine Bühne gab, um über Gender and Coding zu diskutieren. Bei der Digitalisierung gehe es nicht nur um Hardware und Software, sagten die Organisatoren, sondern auch um neue Denkweisen und Kompetenzen. Das dürfte auch im nächsten Jahr wieder ein Thema bei der re:publica sein, die selbst ein ziemlich ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Sprechern hat.

Mehr Informationen:

Die re:publica im Netz: Website | Twitter

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