Mobilfunk einfach erklärt: Was ist die EU-Taxonomie?

Veröffentlicht am 09.08.2023

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat die Europäische Union mit der EU-Taxonomie-Verordnung einen einheitlichen Rahmen für die Klassifizierung wirtschaftlicher Aktivitäten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit geschaffen. Sie soll Investitionen in nachhaltige Projekte und Technologien fördern und so dazu beitragen, das Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein, zu erreichen.

Grundsätzlich beschreibt eine Taxonomie ein Verfahren oder Modell, mit dem Objekte nach bestimmten Kriterien klassifiziert oder eingeordnet werden. Für den Telekommunikationssektor spielt dieses Schema in Form der EU-Taxonomie eine bedeutende Rolle. Die EU-Taxonomie-Verordnung etabliert einen Rechtsrahmen, der definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig eingestuft werden können, und schafft somit einen Ansatzpunkt für nachhaltige Investitionen. Sie soll AnlegerInnen Orientierung bieten und „green washing“ verhindern und schafft dadurch Anreize für InvestorInnen. Die Bedeutung dieser Verordnung ist nicht nur für Telekommunikationsunternehmen essenziell; Der Zugang zum Finanzsystem und zu Investitionen nimmt eine Schlüsselrolle im Übergang zu einer emissionsarmen, ressourcenschonenden Wirtschaft ein.

Die Taxonomie-Fähigkeit eines Wirtschaftssektors wird anhand sogenannter technischer Prüfkriterien beschrieben. Diese Kriterien orientieren sich an sechs Umweltzielen: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und Ökosysteme.

Wirtschaftstätigkeiten müssen – neben weiteren Voraussetzungen – einen wesentlichen Beitrag zu einem der sechs Umweltziele leisten, um Taxonomie-fähig zu sein.

Das Zusammenspiel von Klimaneutralität und Digitalisierung

pixabay insspirito Erde Binaer Code Welt Digitalisierung Quadrat
Foto: CC0 1.0, Pixabay / insspirito / Ausschnitt bearbeitet

Digitale Technologien sind eine entscheidende Grundlage für die Gestaltung einer klimaneutralen Zukunft. Initiativen wie etwa die „Twin Transition“ zeigen, dass sich ein ökologischer Wandel und die Digitalisierung gegenseitig bedingen und auch verstärken können. Dieser Ansatz der EU befasst sich mit dem integrativen Management zweier Schlüsselthemen der Kommission – dem ökologischen Wandel (European Green Deal) und der digitalen Transformation (Digital Decade) – um Europa bis 2050 klimaneutral zu machen und gleichzeitig das Potential der digitalen Technologie auszuschöpfen.

Telekommunikationsnetze als Enabler

Unzählige digitale Anwendungen, welche die Klimaneutralität begünstigen sind hier denkbar: Beispielsweise „Real-Time“ Datenanalyse und -Auswertung, um Verkehr oder Warenflüsse zu optimieren und somit Emissionen und Ressourceneinsatz zu reduzieren. Oder Effizienzsteigerung durch digitale Simulation, um den Produktlebenszyklus zu optimieren, etwa bei der Reparaturfähigkeit von Gebrauchsprodukten. Nicht nur in der Produktion oder in der Mobilität werden solche Anwendungen essenziell sein, auch in Wirtschaftssektoren wie der Energieversorgung oder der Agrarwirtschaft wird eine nachhaltige Entwicklung ohne Digitalisierung nicht funktionieren. Solche Anwendungen werden allerdings nur möglich sein, wenn die entsprechenden Daten über hochfunktionale Telekommunikationsnetzwerke übertragen werden. Digitale Netze sind also als Enabler unverzichtbar, um solche Szenarien zu realisieren.

pixabay-geralt-netzwerk-sozial-globus-welt-erde-3926917-1280x720
Foto: CC0 1.0, Pixabay / geralt / Ausschnitt bearbeitet

EU-Taxonomie erfasst Telekommunikationssektor bisher nur geringfügig

Bisher wurde der Telekommunikationssektor nur geringfügig als Taxonomie-fähig bewertet. Die Begründung liegt u.a. darin, dass TK-Netzwerke nicht grundsätzlich auf CO2-Reduzierung ausgerichtet sind, sondern dies eben nur bei gezielten Anwendungen bzw. Datenübertragung der Fall wäre. Ein Kommunikationsnetz kann allerdings nicht geteilt betrachtet werden, es handelt sich um eine übergeordnete technische Funktionalität, die Daten nicht autonom überträgt.

Das Potential des Telekommunikationssektors, eine systemische CO2-Neutralität zu erreichen, muss genutzt werden. Dazu hat auch der europäische Telekommunikationsverband ETNO eine umfassende Stellungnahme veröffentlicht. Um auch die Nachhaltigkeit der Netzwerke als Grundlage für den digitalen und grünen Wandel zu sichern, hat Telefónica Deutschland in ihrer Klimastrategie definiert, bis 2025 Netto-Null-Emissionen im Geschäftsbetrieb zu erreichen sowie den Energieverbrauch trotz steigenden Datenverbrauchs der NutzerInnen um 20% zu senken.

Da die Taxonomie ein zentrales Instrument für die Anlagestrategie von nachhaltigkeitsorientierten Investoren ist, schwächt der aktuelle Status auch Investitionen in digitale Infrastrukturen. Obwohl diese Infrastrukturen unverzichtbar für nachhaltige Technologien sind und in Europa ohnehin bereits ein Investment Gap für den Ausbau der Netze vorliegt, können so grüne Investoren nicht in vollem Umfang für die Netze der Zukunft gewonnen werden.

Telekommunikationsnetzwerke sollten als unverzichtbarer Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele in der Taxonomie aufgenommen werden, um nachhaltige Investitionen in ein zukunftsfähiges Netz zu sichern.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion