Corporate Digital Responsibility Initiative: Unternehmen zeigen Verantwortung

Valentina Daiber, Foto: UdL Digital
Valentina Daiber, Foto: UdL Digital
Veröffentlicht am 03.04.2019

Welche Herausforderungen und Chancen birgt die Digitalisierung? Und wie können Unternehmen verantwortungsvoll mit Kundendaten umgehen?

Katarina Barley, Foto: BMJV / Reiner Habig
Katarina Barley, Foto: BMJV / Reiner Habig

Justiz- und Verbraucherschutzministerin Katarina Barley hat vor knapp einem Jahr die Corporate-Digital-Responsibility-Initiative gestartet, um diese und andere Fragen gemeinsam mit Unternehmen zu diskutieren und digitale Verantwortung damit zu einer Selbstverständlichkeit für alle Branchen werden zu lassen. Am Dienstag haben die Mitglieder der Initiative erste Ergebnisse vorgestellt und die nächsten Schritte diskutiert. Zu den sechs Unternehmen, die erste Eckpunkte für ein verantwortliches Handeln von Unternehmen in der digitalen Welt abgesteckt haben, gehörte auch Telefónica Deutschland.

Ministerin Barley unterstrich, dass nicht nur der Gesetzgeber gefordert sei, sondern auch die Unternehmen. Bei den erarbeiteten Leitlinien gehe es um freiwillige Aktivitäten, die über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehen. Auch Firmen haben Vorteile, wenn sie auf vertrauensbildende Maßnahmen und verbraucherfreundlicher Umgang mit Informationen der Nutzer setzen – die „ehrbaren Kaufleute“ sollen dadurch auch einen echten Marktvorteil gewinnen.

Szenarientechnik hilft, ganzheitliche Lösungen zu finden

Moderne Haushaltsgeräte beispielsweise können so voreingestellt sein, dass nur die Daten gesammelt werden, die für den Kühlschrank-Betrieb direkt gebraucht werden und nicht direkt das Maximum an Daten sammeln und übermitteln. Kunden sollen außerdem nicht dazu gezwungen sein, neue Produkte zu kaufen, weil die alten Geräte nicht mehr unterstützt werden.

Der Arbeitskreis nutzte die Methode der Szenarientechnik, die im Rahmen der Initiative entwickelt wurde. Damit können unterschiedliche Folgen der digitalen Transformation für die jeweilige Gruppen wie Verbraucher, Industrie oder Plattformbetreiber an praktischen Fallbeispielen dargestellt werden.

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CDR Initiative - Valentina Daiber
Valentina Daiber, Foto: UdL Digital

Telefónica Deutschland als Netzbetreiber hat bereits diverse Initiativen zum Schutz seiner Kunden auf den Weg gebracht. Dazu zählt beispielsweise die TÜV zertifizierte Datenanonymisierungsplattform, die Kundendaten anonymisiert und aggregiert, bevor sie zur Datenanalyse verwendet werden. Darüber hinaus diskutiert Telefónica schon seit langem den Umgang mit Daten in verschiedenen Formaten auch im Telefónica Basecamp. Ministerin Barley hob dieses Engagement hervor.

Telefónica selbst arbeitet mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz und verfolgt drei Prioritäten mit der hauseigenen Corporate Responsibility Strategie, wie Valentina Daiber, Vorstand für Recht und Corporate Affairs erklärt:

„Für uns gibt es drei wichtige Säulen. Das ist die digitale Inklusion, weil wir Wert darauf legen, alle Menschen mitzunehmen und ihnen gleiche Chancen zu bieten. Weiterhin bedeutet für uns Datenschutz und Informationssicherheit, dass alle Menschen die Hoheit über ihre Daten behalten. Nicht zuletzt treiben wir aus digitalen Technologien nachhaltige Innovationen voran.“

Telefónica hat unter telefonica.de/cdr eine eigene Webseite zur digitalen Verantwortung gestartet um die Aktivitäten in diesem Bereich vorzustellen.

„Es gibt nicht die Erleuchtung, aber ganz viele Versuche, es richtig zu machen“, erklärte Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner. Auch Zeit Online gehört zu den ersten sechs Partnern, die an dieser Initiative mitgearbeitet haben.

Es geht nicht um Regulierung, sondern um das Lernen

CDR Initiative
Foto: UdL Digital

Es werde keinen fest stehende, abgeschlossene Übereinkunft aller Beteiligten geben, erklärte Barley. Es gehe um „Work in Progress“, wobei die Politik Selbstregulierung unterstützen wolle. Wegner sprach von „agiler Ethik“. Durch die Digitalisierung sind auch Redaktionen vor neue Herausforderungen und Fragen rund um Daten gestellt. Über verschiedene Online-Plattformen bringt „Zeit Online“ Menschen unterschiedlicher politischen Positionen zusammen, diese Daten der Nutzer müssen gut geschützt sein. Ohne Vertrauen der Nutzer funktioniere kein digitales Geschäftsmodell, ergänzte Daiber.

Gerd Billen, Staatssekretär im Ministerium Barley, plädierte für Fair-Data statt Big Data, für anonymisierten Austausch von Daten, um die Demokratie zu stärken. Es gebe ausreichend Querschnittsthemen, die alle beschäftigen, um gemeinsam auf einem europäischen Weg voranzukommen. Er kündigte an, dass Plattformen und Plattformregulierung sowie die kollektive Rechtsdurchsetzung Schwerpunkte der deutschen EU Ratspräsidentschaft werden. Für ihn ist „agile Ethik“ die Möglichkeit, Regeln und Realität ständig abzugleichen; Regeln könnten also auch abgebaut werden. Die Dynamik der digitalen Entwicklung mache die Agilität notwendig. Billen betonte:

„Es geht bei der Initiative nicht um die Frage, wie wir regulieren wollen, sondern darum wie wir an Beispielen lernen können.“

Claudia von Bothmer, Head of Corporate Responsibility bei Telefónica Deutschland, stellte bei der Konferenz den Responsible Business Plan 2020 ihres Unternehmens vor. Sie zeigte Beispiele, wie mit Big Data gesellschaftlicher Mehrwert generiert wird. Sie plädiert dafür, dass die Unternehmen ihre Best-Practice-Beispiele teilen. Zu den ersten sechs Unternehmen, die vom Start an dabei gewesen sind, stoßen die Bank ING-Diba und der Hamburger Magazinverlag Gruner+Jahr zur Initiative dazu. Künftig soll die Initiative für viele weitere Unternehmen und NGOs geöffnet werden, um eine kritische Reflexion möglichst vieler Verbraucherfragen zu ermöglichen.

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