BDI #Gigabit19: Ist Deutschland fit für das Jahrzehnt des Mobilfunks?

Foto: Nils Hasenau
V.l.n.r. Alexander Saul (Vodafone Deutschland), Markus Haas (Telefónica Deutschland), Kerstin Stromberg-Mallmann (Talking Bridges), Dr. Dirk Wössner (Deutsche Telekom) und Dr. Wolfgang Hackenberg (Nokia Solutions and Networks) | Foto: Nils Hasenau
Veröffentlicht am 22.10.2019

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Brauchen wir 5G an jeder Milchkanne, um Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu machen? Welchen Beitrag müssen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft leisten? Mit Fragen wie diesen befassten sich am Montag die Teilnehmer der vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Fraunhofer-Verbund IUK-Technologie durchgeführten Veranstaltung zum Thema „Gigabit-Netze für Deutschland“.

„Wenn’s wir nicht machen, machen’s andere,“ warnte Andreas Scheuer (CSU) die versammelten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am Montag. Um 5G in die Fläche zu bringen, plädierte der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur in seiner Rede dafür, ein „Grundvertrauen in die Technologie“ zu schaffen. Dafür dürften der Öffentlichkeit nicht nur technische Erklärungen vorgebetet, sondern ihr auch Ängste gegenüber der Technologie genommen werden. Nur so könne Deutschland in Sachen 5G Vorreiter werden.

Andreas Scheuer, Bundesminister für digitale Infrastruktur | Foto: Nils Hasenau

Schnellere Genehmigungen gefordert

Welche Bedeutung die Mobilfunk-Technologie in Zukunft hat, betonte auch Markus Haas, Vorstandsvorsitzender von Telefónica Deutschland. Die kommenden zehn Jahre werden aus seiner Sicht das „Jahrzehnt des Mobilfunks“:

„Wir werden Mobilfunk ganz anders erleben. […] Wir können heute nur erahnen, was mit 5G möglich ist.“

Doch um Deutschland auf dem 5G-Markt zum Vorreiter zu machen, brauche es auch die notwendigen Impulse aus der Politik. Da waren sich die Vertreter der Mobilfunkanbieter einig. Vor allem das Planungs- und Baurecht müsse „beschleunigt“ werden, um die Infrastruktur schneller ausbauen zu können. Der zuständige Minister Scheuer verwies auf die aktuellen Bemühungen der Regierung, mit entsprechenden Gesetzen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsprozessen beizutragen.

Kooperationen ermöglichen, Frequenzvergabe verbessern

Einig waren sich die Telekommunikationsunternehmen auch darüber, dass nur mit Kooperationen der Ausbau des Netzes gelingen werde. Doch auch hierfür brauche es die richtigen Rahmenbedingungen. Markus Haas forderte daher Unterstützung von den Kartellbehörden, damit verschiedene Anbieter zukünftig Funkmasten „teilen können“ und nicht „drei nebeneinander“ aufbauen müssten.

V.l.n.r. Alexander Saul (Vodafone Deutschland), Markus Haas (Telefónica Deutschland), Kerstin Stromberg-Mallmann (Talking Bridges), Dr. Dirk Wössner (Deutsche Telekom) und Dr. Wolfgang Hackenberg (Nokia Solutions and Networks) | Foto: Nils Hasenau

Der Vorschlag zur Frequenzverlängerung als Teil der neuen Mobilfunkstrategie des BMVI fand die Zustimmung der meisten Teilnehmer der Veranstaltung. Eine Verbesserung der Art und Weise, wie die Frequenzen vergeben werden, sei allerdings auch notwendig. Der Präsident des BDI, Dieter Kempf, sprach sogar von einer „persönlichen Hitliste von Fehlern“, die bei der jüngsten Versteigerung von Frequenzen wiederholt wurden. Dazu zähle die bisherige Praxis einfach dem Höchstbietenden die Frequenzen zuzusagen. Dies habe zu sehr hohen Preisen geführt.

Was wird die nächste „Killerapplikation“?

Jens Zimmermann, der digitalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, räumte Fehler bei der Ausgestaltung der Frequenzvergabe ein. Doch gleichzeitig forderte er auch, dass die Politik sich in Zukunft auf Zusagen der Wirtschaft verlassen können muss. Markus Haas sieht dabei auch sein Unternehmen Telefónica Deutschland in der Pflicht: „Es gibt keine Ausreden.“ In den nächsten zehn Jahren werde ein hervorragendes Netz aufgebaut. Und das sei notwendig, um das Potential der 5G-Technologie auszuschöpfen.

Staastsekretär Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas | Foto: Nils Hasenau

Und dieses Potential sei „beeindruckend“, versicherte der Bundesminister für digitale Infrastruktur Andreas Scheuer. Was zum Durchbruch noch fehle, sei „die eine Killerapplikation“, die mit der schnellen Echtzeitübertragung durch 5G möglich werde. Bei 2G waren dies die Sprachtelefonie und SMS, bei 3G die Videotelefonie sowie bei 4G Smartphone-Anwendungen und Social Media. Die nächste Killerapplikation soll im Idealfall in Deutschland entwickelt werden. Das verlange der Vorreiter-Anspruch der deutschen Wirtschaft im Technologiebereich, den Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), in einem Satz zusammenfasste:

„Wir wollen Platz eins haben und Platz zwei reicht uns nicht.“

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