5G verstehen: 3D ohne Wearables – dieses Start-up macht es möglich

Foto: Dimenco
Foto: Dimenco
Veröffentlicht am 22.04.2020

Foto: Dimenco
Wie verändert sich unsere Lebenswelt durch 5G und die damit entstehenden digitalen Möglichkeiten? Damit es für die Antwort auf diese Frage nicht nur bei Zukunftsvisionen bleibt, stellen wir Ihnen in unserer Artikel-Reihe „5G verstehen: Zukünftige Anwendungen aus der Praxis“ spannende Digital-Start-ups, technische Innovationen und Vordenker vor, die unseren Alltag in den kommenden Jahren prägen werden.

Das niederländische Start-up Dimenco, gefördert von Wayra, dem Start-up-Accelerator von Telefónica Deutschland, entwickelt Bildschirme, die für ihre Nutzer ein 3D-Bild ohne Wearables erzeugen. Gesteuert werden sie mit bloßen Handbewegungen, ohne den Bildschirm dabei berühren zu müssen. Laut Gründer Maarten Tobias sieht so die Zukunft unserer Laptops, Tablets und Smartphones aus. Wie das funktionieren soll, welche Branche durch diese Technologie revolutioniert wird und warum dafür der neue Mobilfunkstandard 5G notwendig ist, verrät Maarten im Interview, das im Rahmen der Eröffnung des 5G Campus BASECAMP geführt wurde.

Geführt wurde das Gespräch auf Englisch.
Das Originalgespräch können Sie weiter unten lesen.

Maarten, was genau macht dein Unternehmen?

Bei Dimenco erschaffen wir für unsere Nutzer eine virtuelle Erfahrung, die sie kaum von der Realität unterscheiden können – und das ohne Wearables. Viele Firmen arbeiten bereits mit Technologien wie Augmented Reality oder Virtual Reality, für die man Brillen oder andere Geräte braucht, die am Körper getragen werden, sogenannte Wearables. Wir glauben, dass Spatial Computing – so nennen wir AR und VR – die Zukunft ist. Aber wir glauben auch, dass nicht jeder Kunde dafür etwas auf dem Kopf tragen möchte. Deshalb machen wir simulierte Realitätserfahrungen ohne Wearables möglich – durch einen Bildschirm, der 3D-Bilder herstellen kann. Dabei kann der Nutzer mit den abgebildeten Objekten interagieren und sogar integrierte Soundeffekte erleben. Allein beim Betrachten des Bildschirms erlebt der Nutzer somit alle Vorgänge fast real – wir nennen das deshalb „Simulated Reality“.

Wie genau kann man sich das vorstellen?

Auf den ersten Blick sieht unser Simulated Reality-Bildschirm aus wie jeder andere. Wenn man jedoch beginnt, damit zu arbeiten, nimmt man die gezeigten Objekte in 3D wahr. Der Nutzer kann sie mit seinen Händen vor dem Bildschirm bewegen, verschieben und von allen Seiten betrachten.

Glaubst du, wir alle werden in einigen Jahren 3D-Bildschirme oder Laptops nutzen?

Alle, das ist natürlich ein großes Wort. Aber es ist definitiv unser Ziel, Simulated Reality auf den Verbrauchermarkt zu bringen. Deshalb arbeiten wir sehr eng mit Laptop-Anbietern zusammen, um unsere Technologie in ihre Produkte zu integrieren. Ganz sicher ist es noch nicht, aber wir gehen davon aus, dass im ersten Quartal des Jahres 2021 der erste Simulated Reality-Laptop bei einem großen Erstausrüster auf dem Markt sein wird.

Foto: Dimenco

Warum brauchen wir einen Simulated Reality-Bildschirm? Was sind die Vorteile im persönlichen Gebrauch?

Wir haben uns zuerst auf den Designer-Markt fokussiert. In der Automobilindustrie beispielsweise arbeiten die Designer für die Entwicklung ihrer Fahrzeuge mit speziellen Programmen, mit denen sie ihre Entwürfe zwar in 3D zeichnen, aber sie nicht in 3D sehen können. Wir geben ihnen die Möglichkeit, ihre Entwürfe zum Leben zu erwecken. Außerdem ist die Informationsmenge, die man mit einem Simulated Reality-Bildschirm erhält, viel größer als bei einem normalen 2D-Bildschirm. Wenn man die Hand vor dem Bildschirm nach links und rechts bewegt, kann man ein Objekt von allen Seiten betrachten und damit interagieren. Wir glauben, dass das eine viel intuitivere Arbeitsweise ist.
Außerdem passt unser Produkt toll auf den Gaming-Markt, weil es die Spielerfahrung viel realistischer gestaltet. Alle Spiele haben bereits 3D-Information integriert – für uns geht es nur darum, diese 3D-Daten aus dem Spiel zu extrahieren.

Aber auch für den persönlichen Alltagsgebrauch wird Simulated Reality relevant. Wir glauben, dass sich die Art und Weise, wie Menschen mit Geräten interagieren, mit unserer Technologie völlig verändern wird. Als vor vielen Jahren der erste Computer entwickelt wurde, hatten die Menschen zur Steuerung nur eine Tastatur. Dann wurde die Maus entwickelt. Und danach fingen wir an, mit Touchscreens zu arbeiten. Daran haben wir uns gewöhnt und heute braucht auf dem Handy niemand mehr eine physische Tastatur. Wir glauben, dass unsere Technologie nun den Touchscreen ersetzt, weil sie eine neue Art der Kommunikation und Interaktion auf den Geräten ermöglicht.

Also werden wir Simulated Reality in Zukunft auch auf unseren Smartphones nutzen können?

Definitiv! Theoretisch können wir unsere Technologie in jedem Gerät mit 2D-Bildschirm integrieren. Für die Integration in Smartphones oder Tablets müssen die Sensoren natürlich klein genug sein, um in die kleineren Bildschirme zu passen. Aber es gibt keinen Grund, unsere Simulated Reality-Technologie nicht bei Smartphones oder Tablets einzusetzen. Von einem technologischen Standpunkt sind wir davon nicht weit entfernt. Was dagegen länger dauern wird, ist die Anpassung verschiedener Apps auf die Nutzung von Simulated Reality.

Warum wird für Simulated Reality der neue Mobilfunkstandard 5G benötigt?

Simulated Reality benötigt eine Menge Daten, mit denen der Nutzer reibungslos interagieren soll. Deshalb ist die Latenzzeit für uns sehr wichtig. Wenn man mit einem Objekt arbeitet und es mit den Händen bewegt, soll es nicht verzögert reagieren oder ruckeln. 5G garantiert eine sehr geringe Latenzzeit, was eine reibungslose Handhabung ermöglicht. Je höher die Bandbreite, desto geringer die Latenz.

Zu guter Letzt: Wie könnte Dimenco die Welt in Zukunft zu einem besseren Ort machen?

Ich weiß nicht, ob wir behaupten können, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber es gibt zwei Aspekte, wie Simulated Reality dazu beiträgt, die Welt ein bisschen einfacher zu machen. Die aktuelle Coronakrise zeigt, dass wir darüber nachdenken müssen, wie wir künftig aus der Distanz zusammenarbeiten. Mit Simulated Reality können zwei Personen am selben Objekt arbeiten – ohne es physisch vor Augen zu haben. Sie können von überall auf der Welt zusammenarbeiten, indem Sie ein Objekt auf dem 3D-Bildschirm betrachten, es bewegen, mit ihm interagieren und den Entwurf mit ihren Kollegen in einem 3D-Videocall diskutieren. Wir finden diese Arbeitsweise viel effizienter.

Zweitens ermöglicht Simulated Reality, dass Produkte und Mitarbeiter weniger reisen müssen. Man muss keine physischen Produkte mehr versenden oder um die ganze Welt fliegen, um Objekte oder Designs sehen und diskutieren zu können. Das wird in Zukunft also einen Unterschied machen.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

English Version:

Maarten, what is your Start-up Dimenco doing exactly?

What we are trying to do, is to create an experience you cannot distinguish from reality – without wearables. A lot of companies are working with AR or VR – and we think that spatial computing, that’s how we call this area, will be the future. But we believe that it is not a consumer choice to wear something on their head to get such experience, that is why we are creating an experience without wearables. We do so by creating a 3D image on a screen. You can look-around this image and we even added immersive sound. So the user gets an almost realistic experience by only watching his screen. We call that simulated reality.

How does this look like?

At the first glance, our simulated reality screen looks just like any other screen. But when you start working with it you’ll see 3D images. Moreover, you can move these images with your hands in front of the screen without touching the surface.

Do you think everyone of us is going to have a 3D Screen, Computer or Laptop in a few years?

Everybody is a big word, but it’s definitely our goal to bring simulated reality to the consumer market. And therefore we are working very closely with Laptop brands for incorporating our simulated reality technology into their products. It’s not sure yet, but we have good hopes that in Q1 2021 the first simulated reality laptop will be on the market by a large OEM.

What are the benefits of your simulated reality screens? Why do we need them for our personal use?

Initially we focused on the designer and creator market. Designers, for example in the car industry, work with special programs to create their products and they are designing them in 3D, but they can’t see their products in 3D, so we give them a possibility to bring their designs to life. And what we have seen is that the amount of information you get using a simulated reality screen is much bigger than using a normal 2D flat screen. If you move your hand left and right in front of the screen, you can truly look around an object. Like this designers can watch their objects from every angle and interact with them using their hands. We believe that this is a much more intuitive way of working.

Besides the design market we really believe that our product will fit to the gaming market because it makes the experience a lot mor realistic and immersive. All games have the 3D information, it is only a matter to extract that 3D data from the game. Which in some games is easier than in other games.

Talking about the personal use: We believe that the way people interact with devices will completely change with our technology. When the first computer was created a long time ago people only had a keyboard. Then somebody started using a mouse. After that we started working with touchscreens, people got really used to that and no one needs keyboards today. We think our technology now can replace the touchscreen because it opens up a new way of communicating and interacting on your devices.

So will we be able to experience simulated reality on our smartphones in the future?

Definitely! Theoretically we can integrate our technology in any device with a 2D screen. Of course, when we think about smartphones or tablets our sensors have to be very small to fit in these smaller screens. But there is no reason not to integrate the simulated reality technology in smartphones or tablets. From a technological standpoint we are not that far away. Anyways, what’s going to take some more time is preparing different apps for the use of simulated reality.

And why is a 5G network crucial to your innovation?

We use a lot of data and we interact with data. Therefore, latency is very important for us. When you’re working with an object and move it with your hands, you don’t want it to pause or judder. 5G guarantees very low latency which provides smooth handling. The higher the bandwidth the lower the latency.

Finally, why – or how – do Dimenco’s applications make the world a better place?

Making the world a better place is of course a big word. I think we are too modest to believe that. But in the end there are two ways our invention can help making the world a little easier. The current coronavirus situation shows us that we need to think about new ways of working together while being miles apart. With simulated reality two people can work on the same object without having to see the object in real life. You can work together from the opposite sides of the globe just by looking at an object on the 3D screen, moving it around, interacting with it and then discuss it with your colleague. We can combine this with immersive 3D videoconferencing and you truly have a feeling of presence. So first we think that this is a much more efficient way of working.

And secondly it means that your products and employees need to travel less. You don’t have to ship physical products anymore and you don’t have to fly across the globe to see and discuss products or designs. That will make a small difference.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion