Wirtschaftsweise: Chancen der Digitalisierung nutzen

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Veröffentlicht am 02.12.2020

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Der Sachverständigenrat Wirtschaft hat kürzlich sein Jahresgutachten 2020 an die Bundesregierung übergeben. Darin raten die fünf Wirtschaftsweisen auch dazu, Digitalisierung und Innovationen voranzutreiben, um die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern.

Die Corona-Pandemie ist ein Digitalisierungstreiber für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Doch sind die Potenziale der Digitalisierung bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, unterstreicht der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR Wirtschaft) in seinem jüngsten Bericht.

Das unabhängige Gremium berät die Bundesregierung in wirtschaftspolitischen Fragen. Dazu fertigen die Expert*innen jährliche Gutachten an, die sowohl die wirtschaftliche Lage und absehbare Entwicklungen erfassen, als auch mögliche Lösungsansätze für Probleme aufzeigen.

Im Rahmen der Gutachten analysieren die fünf Wirtschaftsweisen zudem die künftige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Hierzu werden Faktoren beleuchtet, die die wirtschaftliche Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern können. Hohes Potenzial dafür bergen digitale Technologien, da sie in vielen Bereichen einsetzbar sind. In ihrem aktuellen Jahresgutachten empfehlen die Wirtschaftsweisen daher auch die Digitalisierung konsequent voranzutreiben.

Netzausbau und Innovationen fördern

„Die Corona-Pandemie hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst, der nun genutzt werden sollte“, halten sie fest. Um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, müsse vor allem der Ausbau digitaler Infrastruktur vorangetrieben werden. Besonders vernetztes und autonomes Fahren oder Anwendungen der Industrie 4.0 „erfordern eine flächendeckende Verfügbarkeit leistungsfähiger 5G-Netze“.

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Mobilfunk- und Glasfasernetze sind ein zentraler Standortfaktor für die technologischen Innovationen von morgen – Investitionen in die digitale Infrastruktur somit notwendig. Hierzu merken die Wirtschaftsweisen an, dass langwierige Genehmigungsprozesse für Förderung und Bau von Funkmasten den Netzausbau hierzulande bisher behindern. Angesichts der wirtschaftlich großen Bedeutung digitaler Infrastrukturen sollte der Abbau dieser bürokratischen Hürden vorangetrieben werden.

Zur Stärkung des Innovationsstandorts Deutschland unterstützen die Expert*innen auch den Ausbau des europäischen Forschungsraums. Daneben sei der Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft essenziell. Gleichzeitig gelte es, den europäischen digitalen Binnenmarkt zu vertiefen. Europäische Anbieter erreichen aufgrund der unterschiedlichen Gesetzeslagen geringere Netzwerkeffekte. Ein einheitlich regulierter Markt wäre für die Kommerzialisierung digitaler Innovationen von Vorteil und würde Anreize für deren Entwicklung fördern, so die Wirtschaftsweisen.

Systemrelevante Bereiche stärker digitalisieren

Im Zuge der Corona-Pandemie wurde uns der Digitalisierungsstand in systemrelevanten Bereichen vor Augen geführt. Besonders auf Seiten des Staates schlummern noch viele Digitalisierungspotenziale. Die Wirtschaftsweisen versprechen sich von einer stärkeren Digitalisierung der Verwaltung eine höhere Produktivität des öffentlichen Sektors – etwa indem der Informationsaustausch verbessert oder gar automatisiert wird. „Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass hier erheblicher Nachholbedarf besteht. Umso dringender ist es, die Krise als Anlass zu nehmen, um hier aufzuholen“, mahnen die Expert*innen. Zudem könnten Innovationskriterien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge die Digitalisierung von Unternehmen befördern. Weitere Anreize kann die Erweiterung des Angebots an E-Government durch digitale Schnittstellen schaffen.

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Auch im Gesundheitswesen ist ein weiterer Ausbau der Digitalisierung von Vorteil. „Der zielgerichtete Einsatz digitaler Technologien könnte dazu beitragen, im weiteren Verlauf der Pandemie erneute Anstiege der Infektionszahlen einzudämmen“, betonen­­ die Wirtschaftsweisen. Die Erfassung und Verarbeitung von Fallzahlen ließe sich etwa digital effizienter und schneller gestalten. Effizienzgewinne verspricht man sich auch von digitalen Arztbesuchen via Videosprechstunden (Telemedizin) oder E-Health-Anwendungen wie der elektronischen Patientenakte (ePA). Mittels der ePA können unter anderem kritische medizinische Informationen direkt übermittelt werden, was wiederum Zeit und Aufwand reduziert.

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