Markus Rolle beim Bayerischen Finanzgipfel: „Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA“

Foto: Anna McMaster für Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH
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Veröffentlicht am 26.10.2020

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Wie lassen sich Ökologie und Ökonomie miteinander verbinden? Sind Nachhaltigkeit und Gewinnstreben heute wirklich noch Gegensätze? Wie viel Nachhaltigkeit muss die Politik vorschreiben, wie viel muss von den Unternehmen selber kommen. Über diese Fragen diskutierte Markus Rolle, CFO von Telefónica Deutschland, auf dem Bayerischen Finanzgipfel mit Spitzenvertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Sein Fazit: Unternehmen haben heute längst ein Eigeninteresse, nachhaltig und verantwortlich zu handeln. Ob bei den Kunden, beim Zugang zu Investoren und im Umgang mit Politik und Regulierung – der ökologische Fußabdruck ist heute ein wichtiger Faktor für die Bewertung von Unternehmen. Das gelte insbesondere auch für die Finanzbranche, sagte Rolle: „Wer sich als Unternehmen heute nicht um Nachhaltigkeit kümmert, bekommt morgen kein Geld mehr.“

Unter dem Titel „Was wird aus der Finanzbranche?“ diskutierten Vertreter von Konzernen, des Mittelstands und aus Start-ups mit Politik und Wissenschaft über die Wirtschafts- und Finanzbranche in Zeiten von Corona. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung, an der rund 300 hochkarätige Gäste aufgrund der aktuellen Abstandsregeln zumeist digital teilnahmen, war das Thema „Sustainable Finance“ – also die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen in den Finanzen.

Telefónica Deutschland ist Vorreiter bei nachhaltiger Finanzierung

Dass Telefónica Deutschland im Bereich nachhaltiger Finanzierung ein Vorreiter ist, wurde im Eröffnungsvortrag von Markus Rolle deutlich. „Wir handeln nicht mehr nur aufgrund altruistischer Motive. Nachhaltige unternehmerische Entscheidungen basieren zunehmend auf ökonomischen Prinzipien und ökonomischer Vernunft“, betonte Rolle. Telefónica Deutschland habe beispielsweise einen sogenannten „Sustainable Linked Loan“ abgeschlossen, bei dem die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien zu einer niedrigeren Zinsbelastung führe. Ein anderes Beispiel: Mitarbeiter sollen künftig 70 Prozent weniger reisen. Damit spart das Unternehmen nicht nur 600 Tonnen CO2 pro Jahr ein – was der Aufnahmekapazität von 48.000 Bäumen entspricht – sondern auch Reisekosten in Millionenhöhe.

Markus Rolle | Foto: Anna McMaster für Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH

Das Ziel: Bis 2025 klimaneutral

„Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA“, betonte Rolle. Seit Anfang 2020 ist Telefónica Deutschland Mitglied des Nachhaltigkeitsindex DAX 50 ESG. Das Unternehmen hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2025 will das Telekommunikationsunternehmen mit seinen mehr als 43 Millionen Kunden klimaneutral sein. Ein wichtiger Hebel ist das Mobilfunknetz. Durch den Einsatz neuer Technologien wie dem Mobilfunkstandard 5G soll der Stromverbrauch für den Datenverkehr künftig deutlich gesenkt werden. „Die 5G-Technologie ist nicht nur um bis zu 90 Prozent energieeffizienter pro Gigabyte als 4G, sie ermöglicht auch einen effizienteren Einsatz von Smart Metern und schafft die Voraussetzungen für Smart Cities und neue Mobilitätsformen, sagte Rolle.

Nachhaltigkeit ist heute Teil guter Unternehmensführung

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit längst im Finanzbereich von Unternehmen angekommen sind. Moderiert wurde die Runde von den Süddeutsche Zeitung-Journalisten Marc Beise und Herbert Fromme. „Nachhaltigkeit ist schon sehr lange Teil unserer Unternehmensstrategie – nicht als separate Strategie, sondern in die komplette Wertschöpfungskette integriert“, erklärt Birgit Böhm, Senior Vice President Finance & Group Treasurer bei BMW. Auch bei vielen Banken sei das Thema Nachhaltigkeit heute ein wichtiger Faktor für Investitionsentscheidungen, sagte Isabella Pfaller, Vorstand bei der Bayerischen Versicherungskammer, fügte aber selbstkritisch hinzu: „Wir sind bei weitem noch nicht zufrieden und da, wo wir hinwollen.“

Wie stark soll die Politik den Unternehmen Vorgaben machen?

Unterschiedliche Positionen prallten bei der Frage aufeinander, wie stark die Politik der Finanzbranche Vorschriften in Sachen Nachhaltigkeit machen soll, oder ob man stattdessen auf die Eigenverantwortlichkeit der Unternehmen setzen sollte. Man dürfe nicht „alles auf einmal wollen. Der Finanzmarkt kann einen Beitrag leisten, ist aber nicht die Mutter aller Lösungen“, sagte der EU-Abgeordnete und CSU-Finanzpolitiker Markus Ferber. Das EU-Parlament habe dazu eine sogenannte Taxonomie-Verordnung auf den Weg gebracht, die künftig einheitliche Standards für nachhaltige Finanzprodukte sicherstellen soll. Stephan Winkelmeier, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, warnte jedoch vor zu viel Bürokratie. „Ich plädiere für Anreiz-Systeme“, betonte er. Diese würden vor allem kleinen und mittleren Unternehmen mehr helfen als „überbordende Regelwerke“.

Foto: Anna McMaster für Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH

Unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben zeigte sich Markus Rolle überzeugt, dass der Trend zu Nachhaltigkeit anhalten wird – eben weil Unternehmen ein Eigeninteresse daran haben, nachhaltig und verantwortlich zu wirtschaften. „Mit einer vernünftig aufgesetzten Nachhaltigkeitsstrategie wird man langfristig auch einen guten Return erzielen“, sagte Rolle. Ein Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg? Für Telefónica Deutschland gehört beides längst zusammen.

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