KI in Deutschland: Startups brauchen Daten und Wagniskapital

Foto: CC0 1.0, Pixabay User geralt | Ausschnitt angepasst
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Veröffentlicht am 16.05.2019
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Was einst die Dampfmaschine brachte, erledigen heute die Algorithmen – den Übergang in eine neue industrielle Revolution. Ob in der Krebserkennung, der Antikörperforschung oder in industriellen Bereichen wie der Lieferkettenoptimierung oder Auswertung großer Datenmengen – das Potenzial von KI ist riesig. Doch aktuell wagen wenige deutsche KI-Startups den Schritt auf die internationale Bühne. Die appliedAI-Initiative des Zentrums für Gründung und Innovation an der Technischen Universität München (UnternehmerTUM), hat zum zweiten Mal eine Bestandsaufnahme der Branche vorgenommen und festgestellt: Immer mehr Startups in Deutschland beschäftigen sich mit Künstlicher Intelligenz. Doch im internationalen Vergleich hapert es an Finanzierungsmöglichkeiten.

Wo liegen die KI-Startups in Deutschland?

In regelmäßigen Abständen publiziert die appliedAI-Initiative von UnternehmerTUM ein Update ihrer erstmals 2018 erstellten Landkarte. Diese beinhaltet die wichtigsten, von einer Jury ausgewählten KI-Startups in Deutschland, mit dem Ziel, relevante Entwicklungen aus dem Bereich KI zu dokumentieren.

„Während 2018 132 junge Unternehmen KI in signifikantem Umfang einsetzten und Teil der KI-Landkarte wurden, sind es seit Beginn dieses Jahres bereits 214 – ein Plus von 62 %“,

stellt Immanuel Schwall, AI Engineer und Projektverantwortlicher der KI-Landkarte, fest. Doch weiterhin dominieren einige wenige Hubs die KI-Szene – insbesondere München und Berlin. Es gibt aber Unterschiede: So sei das durchschnittliche Investitionsvolumen pro KI-Startup in München fast doppelt so hoch wie in Berlin. In klassischen Mittelstandsregionen wie Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg fehlt es den Gründern dagegen an attraktiven Rahmenbedingungen.

Nicht überall, wo KI draufsteht, ist auch KI drin

Rund 1,2 Milliarden Euro wurden seit 2009 deutschlandweit in KI-Startups investiert. Doch mit Blick auf den internationalen Markt fehlt es weiterhin an Investments. Zum Vergleich: Das derzeit erfolgreichste chinesische KI-Startup Sensetime erhielt bisher mehr als 2,2 Milliarden Euro von Investoren.

„Entsprechend gilt es auch politisch schnellstens Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass in Deutschland international relevante und wettbewerbsfähige Unternehmen entstehen – beispielsweise durch die Vergabe öffentlicher Aufträge an Start-ups oder Erleichterung, bzw. Förderung von Investitionen in der Wachstumsphase”,

sagt Dr. Andreas Liebl, Managing Director der appliedAI-Initiative.

Dass der Zustand fehlender Regelungen bisher von einigen Startups ausgenutzt wird, zeigt ein Bericht der britischen Investmentfirma MMC: Für gerade einmal 60 Prozent der untersuchten KI-Unternehmen sei die KI-Technologie entscheidend für das Produkt. Die restlichen KI-Startups erhielten zwar Förderungen hatten aber keinerlei Berührungspunkte zu Künstlicher Intelligenz. Demnach hätten aus 2.830 Startups nur 1.580 Unternehmen einen KI-Fokus. Ein möglicher Grund: Startups, die KI nutzen, bekämen im Vergleich zu anderen Unternehmen zwischen 15 und 50 Prozent mehr Geld.

KI-Strategie ist da, aber an der Umsetzung mangelt es

Dabei sind die Ziele der Bundesregierung durchaus ambitioniert: Um Deutschland als führenden Standort für KI zu etablieren und die „Anwendung von KI auf ein weltweit führendes Niveau zu bringen“ beschloss die Bundesregierung im letzten Jahr ein Eckpunktepapier für eine „Strategie Künstliche Intelligenz“. Bis die auf dem Digitalgipfel in Nürnberg vorgestellten Initiativen umgesetzt werden, könnte es allerdings noch eine Weile dauern. Aber wie viel Zeit hat Deutschland noch?

„Da Start-ups die Disruptions- und Innovationsstärke eines Landes widerspiegeln und die Grundlage der nächsten Generation von ‚Global Playern‘ sind, ist diese Unterrepräsentation mit Besorgnis zu beobachten“,

heißt es in einem Positionspapier was ebenfalls von der appliedAI-Initiative veröffentlicht wurde. Zentrale Hürden für KI-Startups in Deutschland sind demnach der Zugriff auf Daten (beispielsweise von Unternehmenspartnern oder Kunden) und die begrenzte Verfügbarkeit von Wagniskapital. Verbessert werden könnte zudem die Wahrnehmung des Gründungsstandorts Deutschland im europäischen Binnenmarkt.

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