Die Politik entdeckt Periscope

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Veröffentlicht am 29.05.2015

Die CDU (öffnet in neuem Tab) und die SPD (öffnet in neuem Tab) machen es. Die FDP (öffnet in neuem Tab) auch. Und seit Kurzem ist mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (öffnet in neuem Tab) sogar die Bundesregierung vertreten. – Die Rede ist von dem Live-Streaming-Dienst Periscope (öffnet in neuem Tab), mit dem Nutzer selbst Videosequenzen mit ihrem Smartphone ins Internet übertragen können. Während des streamens haben die Zuschauer via Textnachricht die Möglichkeit, mit dem Filmenden zu kommunizieren, der im Stream direkt auf die Kommentare reagieren kann. Seit Twitter am 26. März seine frisch erworbene Plattform Periscope an den Start gebracht hat, experimentieren immer mehr Politiker, Parteien und politische Institutionen mit der Live-App.

Pressekonferenz per Periscope

Dorothee Bär (öffnet in neuem Tab), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (öffnet in neuem Tab), ist eine von den Early Adoptern. Sie hatte ihre Periscope-Premiere (öffnet in neuem Tab) während des Champions-League-Halbfinales ihres Lieblingsvereins FC Bayern München (öffnet in neuem Tab) und filmte ein paar Stadion-Impressionen live aus der Allianz-Arena für ihre Follower. Die Parteien nutzen das Live-Streaming per App bisher eher klassisch für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Die SPD übertrug beispielsweise kürzlich die Reden des Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel (öffnet in neuem Tab) und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (öffnet in neuem Tab) beim netzpolitischen Abend der Sozialdemokraten live über Periscope ins Netz. Wie die SPD filmt auch die CDU in unregelmäßigen Abständen ihre Pressekonferenzen mit der Smartphonekamera, wodurch am Tag nach der Bremen-Wahl sogar schon die Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel (öffnet in neuem Tab) im Periscope-Stream zu sehen war. Auch am Wahlabend selbst kam der Live-Streaming-Dienst bei den Parteien zum Einsatz. CDU-Generalsekretär Peter Tauber (öffnet in neuem Tab) sendete einen kurzen Kommentar zum Wahl-Ausgang (öffnet in neuem Tab) und auch die FDP übertrug einen Auftritt von Parteichef Christian Lindner (öffnet in neuem Tab) live von der Wahlparty.

Der Vorteil von Periscope liegt klar auf der Hand: Wie bei den Videos über neue Gesetze (öffnet in neuem Tab), die manche Ministerien inzwischen selbst produzieren und bei youtube einstellen, bestimmen auch bei den Live-Streams via Smartphone die politischen Vertreter und Institutionen selbst, welche Inhalte sie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Dabei entfällt der Umweg über die Medien mit ihrer Gatekeeper-Funktion (öffnet in neuem Tab) und es lassen sich neue Zielgruppen erschließen. Nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene sind inzwischen am besten über das Internet zu erreichen. Zudem ist der Aufwand im Vergleich zu einem regulären Live-Stream auf der Homepage gering.

Nicht für die Ewigkeit

Zu den Nachteilen bei Periscope gehört zum einen die noch relativ kleine Zuschauerzahl. Nur wer zufällig gerade bei Twitter die Ankündigung für den Stream sieht oder just in dem Moment nach einem interessanten Ereignis in der App sucht, kann dem Event live beiwohnen. Zum anderen sind die gefilmten Videos bei Periscope nur 24 Stunden lang abrufbar. Wer sein Video besonders gelungen findet und es länger für die Nachwelt aufbewahren will, muss einen kleinen Umweg nehmen: das gestreamte Filmchen auf seinem MacBook oder PC abspielen und dabei aufnehmen.

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