Code4Green: Umwelt-Hackathon für eine grüne Digitalisierung

Veröffentlicht am 14.07.2020

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In 36 Stunden zur digitalen Lösung für ein nachhaltigeres Europa? Diesem ambitionierten Ziel folgte der zweite Hackathon „Code4Green“ des Bundesumweltministeriums am vergangenen Wochenende. Gemeinsam suchte man nach datenbasierten Lösungen für drängende Klima- und Umweltfragen.

Zum Auftakt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft veranstaltete das Bundesumweltministerium (BMU) vom 10. bis 12. Juli zum zweiten Mal den Hackathon „Code4Green“. Anders als bei der Erstauflage 2018 diesmal aber über die Grenzen Deutschlands hinweg. Denn weder die Corona-Pandemie noch die Umwelt- und Klimaprobleme machen an Ländergrenzen halt. 36 Stunden lang tüftelten Teams aus ganz Europa an digitalen Lösungen rund um die Themen Klimawandel, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft.

Nach der Auswahl der Gewinner*innen durch eine Jury prämierte Bundesumweltministerin Svenja Schulze die drei Gewinnerteams mit einem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro. Ein weiteres Team erhielt einen Publikumspreis. In den kommenden drei Monaten sollen die Sieger*innen durch ein Mentoring-Programm ihre Prototypen in eine marktreife Lösung verwandeln. Ein Sprecher des Ministeriums teilte indes mit, dass derzeit geprüft werde, ob weitere Prototypen des Hackathons über unterschiedliche Förderinstrumente weiter unterstützt werden können.

Rettung der Bienen und Weltmeere

Ende September werden die Gewinner*innen des Hackathons nach Berlin reisen, um ihre Projekte den 27 europäischen Umweltminister*innen beim EU-Umweltministertreffen vorzustellen. So verschieden die ökologischen Herausforderungen sind, so unterschiedlich waren auch die Ergebnisse des Hackathons. Mit einer interaktiven Karte wollen beispielsweise die Gründer*innen von „Wellbeeing“ die Bienen und damit die biologische Vielfalt schützen. Die App helfe Imker*innen und Landwirt*innen, Informationen auszutauschen und die Bienenpopulationen in Europa genauer zu überwachen. Bisher gebe es zu wenige Daten, um das Problem des Bienensterbens anzugehen. Die App gibt Empfehlungen über optimale Standorte für den Bau von Bienenstöcken und warnt, wenn das Gebiet von Pestiziden oder Krankheiten befallen ist.

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Während „Greenspector“ über die Umweltauswirkungen von Unternehmen informieren will, hat sich das Team von „RosAthene“ die Rettung der Weltmeere zur Aufgabe gemacht. Wer sich an einem verschmutzten Strand befindet, teilt es in der App. Die hochgeladenen Daten werden anschließend mit Satellitenbildern aus einer Open-Source-Datenbank verknüpft. Verschiedene Algorithmen sollen helfen, Verschmutzungswege und -zyklen besser zu verstehen. NGOs bekämen durch die Aufbereitung der Daten die Möglichkeit, gezieltere Lösungen zu entwickeln.

Podiumsdiskussion zur digitalen Nachhaltigkeit

Wie können wir ein demokratisches, europäisches Modell der nachhaltigen Digitalisierung schmieden und ein wertebasiertes technisches Ökosystem aufbauen? Dieser Frage widmeten sich die Bundesumweltministerin und drei weitere Teilnehmer*innen aus Wirtschaft und Politik bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Hackathons. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie durch interdisziplinäre Zusammenarbeit schnelle Lösungen für drängende Problem gefunden werden können, erklärte Schulze. Nach diesem Prinzip müsse auch die Europäische Union beim Schutz des Klimas verfahren. Denn wer Digitalisierung grün denken wolle, müsse dies auf europäischer Ebene tun. Bereits existierende klimapolitische Vorhaben, wie der European-Green-Deal, müssten nun schnell mit Leben gefüllt werden, so Schulze.

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Digitale Prozesse beschleunigen, das will auch der Exekutivdirektor der Europäischen Umweltagentur, Hans Bruyninckx. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der Abnahme der Biodiversität dürfe keine Zeit mehr verloren werden. Digitale Technologien seien bereits Teil der meisten europäischen Unternehmen. Diese verschiedenen digitalen Ansätze müssten Bruyninckx zufolge schneller und skalierbarer zusammengesetzt werden, um sie in starke europäische Richtlinien einzubetten und weltweit zu exportieren.

„European-Green-Deal-Data-Space“

Doch es komme nicht nur auf die Beschleunigung von Prozessen an, sondern auch auf richtungsweisende Strategien, erklärte die Präsidentin des italienischen Innovationsfonds, Francesca Bria. Um sich im internationalen Wettbewerb durchsetzen zu können, bedarf es laut Bria eines europäischen Modells, das Privatsphäre und Demokratie in den Vordergrund stellt. Dafür müsse aber die gesamte digitale Infrastruktur Europas genutzt werden. Das Cloud-Projekt GAIA-X sei ein Schritt in die richtige Richtung. Eine nachhaltige Digitalisierung zu etablieren, bedeute, Daten und Künstliche Intelligenz zu demokratisieren und nicht zu monopolisieren, erklärte Bria.

Lukasz Gadowski, Gründer und Leiter von Team Europe, erklärte die Sicht von Unternehmen auf das Thema. Um neue Technologien zu entwickeln, sei ein globaler Datenaustausch ebenso wichtig, wie die Entwicklung kommerzieller Lösungen für Europa. Dafür brauche es finanzielle Mittel und die Förderung von Start-ups. Bisher würden zu viele kommerzielle Lösungen nach Europa importiert. Als Grund nannte Gadowski, dass der europäische Markt im Vergleich zu China und den USA fragmentierter sei. Bundesumweltministerin Schulze träumt derweil in puncto Interoperabilität und Open Data von einem „European-Green-Deal-Data-Space„, in dem alle öffentlichen Daten zur Verfügung gestellt werden könnten, um daraus innovative Ideen zu entwickeln.

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