#BTW21 | Vier Jahre später: Jung, digital und im Bundestag

Gyde Jensen, FDP | Roman Müller Böhm, FDP, Foto: Bernhardt Link Farbtonwerk | Michel Brandt, Die Linke | Lisa Badum, Bündnis 90/Die Grünen
Gyde Jensen, FDP | Roman Müller Böhm, FDP, Foto: Bernhardt Link Farbtonwerk | Michel Brandt, Die Linke | Lisa Badum, Bündnis 90/Die Grünen
Veröffentlicht am 24.06.2021

Gestern noch im Hörsaal oder in der Ausbildung und heute schon Abgeordnete oder Abgeordneter im Bundestag – für einige junge Menschen war dieser Schritt nach der Bundestagswahl am 24. September 2017 Realität geworden. In der Serie „Jung, digital und im Bundestag“ stellten wir vier junge MdBs vor, vier Jahre später blicken wir darauf zurück. Was war den Digital Natives unter den Abgeordneten wichtig? Und wie haben sie Soziale Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter für sich genutzt?

Die erste Legislaturperiode ihrer noch jungen Karriere haben sie nun fast hinter sich gebracht und für die kommende Bundestagswahl lassen sie sich erneut für ihre Parteien aufstellen: Gyde Jensen, Roman Müller-Böhm (beide FDP), Lisa Badum (Bündnis 90/Die Grünen) und Michel Brandt (Die Linke).

Bis auf Lisa Badum waren alle Politiker:innen jünger als 30 Jahre alt, als sie 2017 ins Parlament gewählt wurden. Sie gehörten damit zu den jüngsten im Bundestag, was ihnen auch immer wieder vorgetragen wurde. Fragen wie „Und, für wen arbeiten Sie?“ kamen immer wieder vor, als Abgeordnete wurden sie häufig nicht direkt wahrgenommen, wie es Gyde Jensen damals in einem Interview sagte. Dies gehört vier Jahre später jedoch der Vergangenheit an.

Gyde Jensen

Pressefoto: Gyde Jensen, FDP

Gyde Jensen, Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, steht bei den kommenden Bundestagswahlen auf Listenplatz zwei ihrer Partei in Schleswig-Holstein. 2017 war sie mit dem vierten Listenplatz in den Bundestag gerückt. Zählten 2017 ihre Profile auf Twitter, Facebook und Instagram zusammengerecht noch rund 4.000 Follower:innen, folgen ihr heute allein auf Facebook mehr. Am meisten nutzt sie jedoch Twitter, wo sie fast täglich zu ihren Politikfeldern informiert, Stellung bezieht und auch mal Lesetipp postet. Privates, wie ein Bild mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter, zeigt sie hingegen wenn dann auf Instagram, wo ihr knapp 7.000 User:innen folgen.

Lisa Badum

Pressefoto: Lisa Badum, Bündnis 90/Die Grünen

Ähnlich verhält es sich für Lisa Badum, die für ihren bayrischen Wahlkreis Forchheim bei den Wahlen im September als Direktkandidatin antreten wird. „Am liebsten nutze ich Instagram und Twitter, da sich auf Facebook nicht mehr so viel Dynamik entwickelt“, erzählt sie BASECAMP.digital. Die Anzahl ihrer Follower:innen auf den beiden Plattformen ist heute sechsmal so hoch wie noch vor vier Jahren.

„Social Media-Begleitung ist enorm wichtig für meine Arbeit als Abgeordnete“,

erklärt die Grünen-Politikerin, die für ihre Bundestagsfraktion Sprecherin für Klimapolitik ist und als Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sitzt.

Sich selbst beschreibt sie auf Twitter als #Klimaretterin, #Feministin und #Baumumarmerin. Während sie hier vor allem zu ihren Themen postet und sich an aktuellen Diskussion beteiligt, zeigt sie sich auf Instagram auch mal mit Bier in der Berliner S-Bahn.

„Dass die gute und niedrigschwellige Information über Gesetze und Politik fast so aufwendig ist wie die Arbeit hinter den Kulissen“,

das haben ihr die vergangenen knapp vier Jahre gezeigt.

Roman Müller-Böhm

Roman Müller-Böhm, Pressefoto FDP / Bernhardt Link Farbtonwerk

Für Roman Müller-Böhm ging es 2017 vom Ruhrgebiet nach Berlin und in den Bundestag, wo er für die FDP als Obmann in den Ausschüssen Recht und Verbraucherschutz sowie Tourismus tätig ist. Im Vergleich zu seinen Kolleg:innen aus unserer Reihe „Jung & digital im Bundestag“ setzt er vor allem auf Facebook, wo er in kurzen Videos seine Reden im Bundestag postet, Veranstaltungen ankündigt, an denen er teilnimmt, oder „Frohe Ostern“ wünscht. Knapp doppelt so viele User:innen folgen ihm dort als auf Twitter und Instagram zusammengenommen (mehr als 5.300). Gestartet war der damals 25-Jährige Bundestagsabgeordnete mit 1.300 Follower auf Facebook.

Im Hinblick auf die Bundestagswahlen im September und die anschließende Legislaturperiode wünscht sich Roman Müller-Böhm, der erneut zur Wahl antreten wird, mehr junge Kolleg:innen, die sich wie er für jüngere Themen einsetzen. Er sieht es sogar als Aufgabe der jungen Abgeordneten, „umso lauter sich dafür einzusetzen, dass die richtigen Themen in den Vordergrund kommen“, wie er es in einem Interview mit dem Jugendportal des Deutschen Bundestages erzählt.

Michel Brandt

Pressefoto: Michel Brandt, Die Linke

Debatten zu prägen und ihnen eine Sichtbarkeit zu verleihen: für Michel Brandt ist dies eine der wichtigsten Erkenntnisse, die er aus seinen ersten vier Jahren als Bundestagsabgeordneter für sich mitnimmt. „Es geht mehr, als ich mir vorgestellt hatte,“ erklärt er gegenüber BASECAMP.digital. Für Die Linke wird er auch im September wieder im Wahlkreis Karlsruhe-Stadt kandidieren. Social Media hat der gelernte Schauspieler auch bereits vor seinem Mandat fast täglich genutzt.

„Von den Social-Media-Accounts ist Twitter für mich das praktikabelste und die Plattform, die ich für meine Arbeit am meisten nutze“, so Michel Brandt. Facebook sieht er lediglich als Alternative, wo er „eher für die eigene Community“ postet und ansonsten das persönliche Gespräch vorzieht. Instagram, wo er beim Einzug in den Bundestag 2017 noch kein Account besaß, kam dann erst später „aus einem Pflichtgefühl heraus“ hinzu. „Ich dachte mir, dass ich das als einer der jüngsten Abgeordneten wohl nutzen sollte“, wie er BASECAMP.digital mitteilt.  Ob auf Social Media, vor dem Bundestagsplenum oder als Obmann im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe:

„Mir persönlich war da insbesondere ein Anliegen, mich in die Debatten rund um die Seenotrettung und die furchtbare Situation an den EU-Außengrenzen einzumischen.“

Ob er und seine jungen Kolleg:innen der anderen Parteien weiterhin als Bundestagsabgeordnete ihren Themen die nötige Sichtbarkeit verleihen und Debatten prägen werden können, wird sich bei den Wahlen im September zeigen. Und auch dann wird es wieder neue Gesichter geben, die jung & digital im Bundestag vertreten sein werden.

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