Mobilfunk einfach erklärt: Was ist Resilienz?

Veröffentlicht am 19.07.2022

Derzeit verwenden viele Akteure den Begriff der Resilienz, wenn es um die Digitalisierung und kritische Infrastrukturen geht. Aber was bedeutet das eigentlich? Und welche Herausforderungen verbergen sich im Kontext des Mobilfunks hinter diesem neuen Buzzword?

Der Begriff der Resilienz geht auf das englische Wort „resilience“ zurück und bedeutet Spannkraft oder Widerstandsfähigkeit. Er wurde zunächst vor allem in der Psychologie und Medizin benutzt, um die Fähigkeit des Menschen zu beschreiben, sich an widrige Lebensumstände anpassen zu können. Seit einigen Jahren wird er auch im technischen Bereich für Themen der IT-Sicherheit und Absicherung von Infrastrukturen – etwa der Mobilfunknetze – verwendet.

Warum Anpassungsfähigkeit heute so wichtig ist

In der gerade durch die Bundesregierung veröffentlichten „Deutschen Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“ wird der Begriff allgemein und umfassend folgendermaßen definiert:

„Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Systems, einer Gemeinschaft oder einer Gesellschaft, sich rechtzeitig und effizient den Auswirkungen einer Gefährdung widersetzen, diese absorbieren, sich an sie anpassen, sie umwandeln und sich von ihnen erholen zu können.“ (siehe Seite 17 der Strategie)

Die Konjunktur des Begriffs ist dabei sowohl den Entwicklungen der vergangenen Jahre als auch der aktuellen Situation geschuldet: mit einem sich verschärfenden Klimawandel, der zunehmend kritische Infrastrukturen bedroht, und Russland als internationalem Paria, der nicht nur ein Nachbarland mit Krieg überzieht, sondern auch westliche Gesellschaften im digitalen Raum seit längerem mit Cyberattacken unter Druck setzt.

Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen (bund.de) | Seite 15
Mobile Basisstation von o2 im Hochwassergebiet | Foto: Telefónica Deutschland

Im Bereich des Mobilfunks wurde zum Beispiel nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal 2021 verstärkt darüber diskutiert, wie stabil und widerstandsfähig die Netze in solchen Fällen eigentlich sein sollten. Durch Zerstörungen und massive Ausfälle der Energieversorgung waren damals das Mobilfunk- sowie das Festnetz der Region kurzzeitig stark beeinträchtigt und vielen Menschen nicht erreichbar. Seither haben die Telekommunikationsunternehmen ihre Lehren aus dieser Erfahrung gezogen und arbeiten an weiteren Lösungsansätzen, um die Netze für solche Fälle künftig noch resilienter zu machen, z.B. mithilfe von mobilen Basisstationen, Satellitenlösungen oder zusätzlichen Wegen der Energieversorgung.

Zur Resilienz der Kommunikationsnetze

Dabei muss betont werden, dass die Branche als ein zentraler Sektor der Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) seit jeher für das hinter dem Resilienz-Begriff stehende Thema sensibilisiert ist und bereits seit langem auf die Absicherung ihrer Netze achtet – sowohl analog als auch digital. Die Robustheit der Netze hat sich etwa in der Ahrtal-Katastrophe oder auch während der Corona-Pandemie gezeigt, als sie einer erhöhten Inanspruchnahme unterlagen. Zudem erarbeitet die Bundesnetzagentur derzeit gemeinsam mit der Branche ein Strategiepapier zur Resilienz der Kommunikationsnetze, in dem mögliche Krisenszenarien identifiziert und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen zusammengetragen werden. So ist für Katastrophenfälle zum Beispiel ein Lagezentrum von Netzbetreibern und Behörden angedacht, das die Kooperation und Maßnahmenkoordination vereinfachen soll.

Das Strategiepapier adressiert auch ein Szenario, dass in den vergangenen Jahren immer virulenter geworden ist und die Debatte um Resilienz stark befeuert: die Gefahr gezielter und massiver Cyberattacken auf kritische Infrastrukturen. Für den Mobilfunk ist hier vor allem das Ziel einer möglichst autarken Notstromversorgung vorgesehen, falls Cyberangriffe die reguläre Stromversorgung lahmlegen sollten.

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Foto: shutterstock / Maksim Kabakou

Cybersicherheit als ein zentrales Thema

Der Begriff der Cyber-Resilienz beschreibt dementsprechend die Fähigkeit, zentrale Prozesse und Infrastrukturen auch unter außergewöhnlichen Umständen – wie einem Cyberangriff – auf ausreichendem Niveau fortführen zu können. Der Fokus liegt somit auf der Reaktionsfähigkeit im Ernstfall und nicht auf einem vollständigen Schutz gegen Cyberangriffe. Wie relevant das Thema ist, zeigte sich zum Beispiel im April, als es digitale Sabotageversuche gegen das Stromnetz der Ukraine gab.

Die damit verbundenen Fragen der Cybersecurity beschäftigen uns zwar auch in Deutschland, bisher richteten sich bekannt gewordene Hackerangriffe hierzulande aber eher gegen politische Akteure, wie den Bundestag, kommunale Verwaltungen oder ganz aktuell die Grünen, wobei es den Angreifern vor allem um das Abgreifen sensibler Informationen ging.

Trotzdem bzw. gerade deshalb wird Cyber-Resilienz von der Bundesregierung ernst genommen und auch in ihrer Cybersicherheitsagenda thematisiert, die ebenfalls letzte Woche vorgestellt wurde. Darin wird neben umfassenden Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit von IT-Systemen des Bundes auch die Cyber-Resilienz von kleineren und mittleren Unternehmen in den Blick genommen, sofern sie als Dienstleister kritischer Infrastruktur fungieren. So soll es unter anderem mehr Investitionen in entsprechende Cyber-Resilienzmaßnahmen geben, ein „Cyber Emergency Response Team (CERT)” für den KRITIS-Sektor aufgebaut und die Sicherheit von IT-Lieferketten gestärkt werden.

Der Sinn und Erfolg dieser Maßnahmen wird sich erst mittel- und langfristig zeigen können. Sicher ist aber, dass uns das Thema Resilienz – egal ob für den Mobilfunk oder allgemein im digitalen Raum – in den nächsten Jahren weiterhin begleiten wird.

Mehr Informationen:

Resilienz: Vom Hype zur Strategie

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