Smart Cities: Was tut sich in Deutschlands Städten und Gemeinden?

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Veröffentlicht am 10.09.2020

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Deutsche Städte sollen fit für die Zukunft gemacht werden. Durch die intelligente Nutzung der kommunalen Infrastrukturen sollen smarte Städte entstehen und die Bewohner*innen dadurch umweltfreundlicher und effizienter leben können. Aber was tut sich konkret in Deutschland – ein Überblick.

Sensoren, Konnektivität und Daten – wenn diese drei Stichworte im Zusammenhang mit moderner Stadtplanung fallen, geht es meist um intelligent vernetzte Städte und Regionen – sogenannte Smart Cities. Um urbanen Herausforderungen wie der Energie- und Verkehrswende zu begegnen und Standorte attraktiver zu gestalten, entwickeln immer mehr Städte und Kommunen Digitalstrategien. Gefördert wird die digitale Stadtentwicklung vor allem durch Programme und Wettbewerbe in einem kooperativen Ansatz von Bund, Ländern sowie den kommunalen Spitzenverbänden. Die Förderungen reichen von der Starthilfe für die Erstellung einer Digitalen Agenda bis hin zu einer mehrjährigen Unterstützung von Leuchtturmprojekten. Grundlage dafür ist die Smart-City-Charta, die das Ergebnis eines Diskussionsprozesses auf der Dialogplattform Smart Cities war.

Gemeinwohl und Netzwerkstadt

Das finanziell umfangreichste Förderprogramm liegt derzeit beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Mit den „Modellprojekten Smart Cities“ will die Bundesregierung den Kommunen finanziell unter die Arme greifen und Smart-City-Lösungen durch Best-Practices und den Erfahrungsaustausch in die Breite tragen. In einer ersten Förderstaffel wählte das BMI vergangenes Jahr 13 Modellstädte aus und förderte diese mit insgesamt 160 Millionen Euro.

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Foto: Shutterstock / chombosan

Die zweite Förderstaffel wurde mit Geldern aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung auf 350 Millionen Euro aufgestockt. Vergangenen Dienstag gab das BMI die 32 ausgewählten Modellprojekte von Städten, Kreisen, Gemeinden sowie interkommunalen Kooperationen bekannt. Mit dabei sind unter anderem Berlin, Freiburg, Gelsenkirchen, Köln und Rostock – aber auch eine Kooperation der Städte Hamburg, Leipzig und München. Die Modellprojekte stehen unter dem Motto „Gemeinwohl und Netzwerkstadt / Stadtnetzwerk“. Sie sollen aufzeigen, wie die Qualitäten der europäischen Stadt in das Zeitalter der Digitalisierung übertragen werden können, betont das BMI. Ursprünglich hatten sich 86 Projekte um eine Förderung beworben.

Smarte Vorreiterprojekte

Eine der im letzten Jahr von dem Förderprogramm des BMI ausgezeichneten Modellstädte ist Solingen. Mit einer „urbanen Datenplattform“ will die Stadt eine Schnittstelle zu Smart-Home-Systemen herstellen. Lokale Informationen aus Umwelt- und Wettersensoren ließen sich dann über eine App zur Verfügung stellen. Kommt eine Hitzewelle, erinnert die App daran, die Heizung abzustellen. Andererseits ließe sich auch die Luftqualität verbessern, indem Verkehrsströme intelligent gelenkt würden. Aufrüsten will Solingen auch in der Kommunikationsinfrastruktur. Zwei 5G-Testfelder sollen der Verwaltung dabei helfen, Erfahrungen mit der neuen Technologie zu sammeln und neue Anwendungen zu entwickeln.

Dass digitalisierte Städte besser für das Corona-Virus gewappnet waren, zeigt das Beispiel Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern. Über das bereits bestehende Online-Angebot „grevesmühlen.erleben“ richtete die Stadt binnen einer Woche einen Lieferservice ein, der von den städtischen Einzelhändlern genutzt werden konnte. Im brandenburgischen Cottbus wird wiederum an der Digitalisierung der Stadtplanung gearbeitet. Durch den Einsatz von digitalen Diensten in Planungsprozessen will die Stadt Cottbus ein datenbasiertes Monitoring für den Wohnungsmarkt und die Stadtentwicklung aufbauen. Die Entwicklung einer webbasierten Bürger- und Planungsplattform soll außerdem die Partizipation an Planungsprozessen und die Vermittlung von Wohn- und Gewerbeflächen verbessern.

Hamburg ist smarteste Stadt

Bei der Entwicklung von smarten Städten würden Themen wie Verwaltung, Mobilität, Energie und Umwelt von deutschen Kommunen priorisiert bearbeitet. Das fand der Branchenverband Bitkom in seinem „Smart-City-Atlas“, einer Analyse der Digitalisierungsbestrebungen deutscher Städte heraus. In den Bereichen Handel, Gesundheit und Sicherheit hingegen sei die digitale Vorhabenplanung weniger ambitioniert. Die digitalste Stadt in Deutschland ist dem Bitkom nach aktuell Hamburg. Auch die Hafenmetropole legt bei ihren Digitalvorhaben den Schwerpunkt auf die Themen Energie und Umwelt sowie Gesellschaft. Neben autonomen Busverkehr, intelligentem Parken oder Baustellenkoordinierung will die Stadt mit einer Kompetenzstelle für urbanes Datenmanagement, dem „Urban Data Hub Hamburg“, die Digitalisierung der Stadt vorantreiben.

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Die smarteste Verwaltung verortet der Smart-City-Atlas wiederum in Mannheim, Stuttgart führe dagegen bei der Smarten Mobilität und Köln habe die deutschlandweit beste digitale Infrastruktur. „Regionale Förderprogramme und Wettbewerbe wie ‚Digitale Stadt‘ waren die Initialzündung für viele Smart-City-Initiativen in Deutschland“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. 2017 gewann Darmstadt den Wettbewerb „Digitale Stadt“ von Bitkom und dem Deutschem Städte- und Gemeindebund und wurde von mehr als 20 Partnerunternehmen mit Dienstleistungen in zweistelliger Millionenhöhe unterstützt. Die 160.000-Einwohner-Stadt entwickelte unter anderem ein intelligentes Ampelsystem und eine übergreifende Datenplattform zur Visualisierung und Vernetzung unterschiedlicher Themengebiete. Mit ihrem Knowhow und Innovationswillen hat die Stadt es auch in die diesjährige Förderstaffel des BMI geschafft.

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