#NoGroko oder #Groko: So wird auf Twitter gestritten

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Foto: CC-By 2.0 Flickr User mkhmarketing . Bildname: Blue Sky Twitter / Ausschnitt bearbeitet.
Veröffentlicht am 16.02.2018
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Die Zeit läuft: Noch 15 Tage bleiben den 463.732 vor dem 6. Februar registrierten SPD-Mitgliedern, um über den Eintritt ihrer Partei in die Große Koalition bestimmen. Am 4. März soll das Ergebnis des Mitgliedervotums bekannt gegeben werden. Bis dahin laufen die Diskussionen über ein Ja oder Nein zur Großen Koalition nicht nur auf Kevin Kühnerts’ (öffnet in neuem Tab) #NoGroko-Tour (öffnet in neuem Tab) oder #Groko-Diskussionen in Fulda oder Weidenhausen auf Hochtouren, sondern auch bei Twitter zeichnet sich ein erbitterter Kampf um die besseren Argumente ab.

Jusos twittern im Stundentakt

Für den Juso-Chef Kühnert, der seit dem Beginn der Sondierungsverhandlungen zwischen SPD und der Union wie kein Anderer für eine Absage an die Große Koalition steht, geht es sowohl um inhaltliche und strategische Gründe als auch um eine Veränderung des Politikstils:

„#NoGroko bedeutet nicht nur die Ablehnung eines Koalitionsvertrags (über den plötzlich niemand mehr spricht). #NoGroko bedeutet auch die Absage an den politischen Stil, der heute aufgeführt wird“,

schrieb @KuehniKev bei Twitter (öffnet in neuem Tab). „Wir haben eine Verantwortung, die über die Perspektive von 4 Jahren hinausgeht. Eine Verantwortung, zu schauen, warum die Partei immer wieder gegen eine Wand rennt“, zitierten die Jusos Kühnert (öffnet in neuem Tab) bei Twitter.

Um in den nächsten zwei Wochen weiterhin für ein Ende der  Groko zu werben hat @KuehniKev am 9. Februar eine bundesweite #NoGroko-Tour begonnen. Dabei zeigt er, dass seine Twitter-Kampagne gegen die Große Koalition auch im echten Leben funkt. Viele neue und alte SPD-Mitglieder, im Juso-Alter oder jenseits der 35, kommen zu seinen Diskussionsrunden und debattieren darüber, wie es weitergehen soll mit der SPD.

Während die Jusos quasi stündlich (öffnet in neuem Tab) Tweets über ihr Nein zur Groko posten – allein am Dienstag waren es dreizehn – ist das Pro-Groko-Lager der SPD bei Twitter weniger präsent. Oft ohne den Hashtag #Groko überhaupt zu erwähnen, sprechen sich Teile der SPD eher implizit für eine Große Koalition aus. So teilte etwa der SPD Vorstand am Mittwoch einen Tweet (öffnet in neuem Tab) der SPD Baden Württemberg, in dem es heißt:

„Wir haben derzeit eine rechte Mehrheit im #bundestag. Mit einer Minderheitsregierung bekommen wir keinerlei sozialdemokratischen Inhalte durch. Das muss uns klar sein.“

Ein klares „Ja zur Groko, weil“, wie es zum Beispiel die SPD-Abgeordnete Ute Vogt bei Twitter (öffnet in neuem Tab) schreibt, ist nicht so häufig zu vernehmen. Angesichts der groß organisierten #NoGroko-Kampagne der Jusos treten die „Ja‘s“ allerdings auch deshalb in den Hintergrund.

Stimmen aus dem Pro-Groko-Lager

Auf einen positiven Ausgang des Mitgliederentscheids hofft jedenfalls der SPD-Abgeordnete Timon Gremmels (öffnet in neuem Tab) aus Kassel. Laut Twitter-Post (öffnet in neuem Tab) habe er eine gute #Groko-Diskussion in Fulda geführt, bei der die positiven Inhalte des Koalitionsvertrags im Vordergrund standen. Auch der SPD-MdB Michael Roth (öffnet in neuem Tab) beschrieb eine Diskussion, die er mit SPD-Mitgliedern in Weidenhausen (Hessen) führte als „sachlich, kritisch und zupackend“ und stellte fest (öffnet in neuem Tab):

„Am Ende überwältigende Mehrheit für #Groko“.

Als „#nogroko-Heldin“ taugt auch die Familienministerin Katarina Barley (öffnet in neuem Tab) nicht, wie sie es selbst in einem Twitter-Post (öffnet in neuem Tab) formulierte. Erstens stehe sie voll hinter dem Koalitionsvertrag, zweitens finde sie Mitgliederbeteiligung gut und die aktuelle Diskussion fatal, und drittens habe Andrea Nahles (öffnet in neuem Tab) ihre volle Unterstützung, listete Barley bei Twitter ihre Positionen für die #Groko auf. Auch Heiko Maas (öffnet in neuem Tab) hob in mehreren Posts die für ihn positiven Aspekte des Koalitionsvertrages – hier erwähnt er die finanzielle Entlastung von Familien und alten Menschen (öffnet in neuem Tab) sowie den durchgesetzten Abbau von sachgrundlosen Befristungen (öffnet in neuem Tab) – hervor.

Stimmen aus den anderen Parteien

Viele ablehnende Stimmen gegenüber einer Großen Koalition sind auch aus den Reihen der anderen Parteien zu hören. Während Ria Schröder (öffnet in neuem Tab), stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (öffnet in neuem Tab), es „unfassbar“ findet, „wie sich die @spdde selbst demontiert“ (öffnet in neuem Tab) und für eine Erneuerungspause der Partei plädiert, sieht der FDP-Parlamentarier Marco Buschmann (öffnet in neuem Tab) das Problem des Koalitionsvertrages vor allem beim Inhalt (öffnet in neuem Tab) und nicht bei denen, die ihn umsetzen.

Die Linke schlägt indessen noch düstere Töne an. So kommentierte (öffnet in neuem Tab) etwa Anke Domscheit-Berg (öffnet in neuem Tab) ein  Interview mit dem kommissarischen SPD-Vorsitzenden Olaf Scholz (öffnet in neuem Tab), in dem dieser sein Ziel verkündete, „bei der nächsten Bundestagswahl stärkste Partei in Deutschland“ zu werden, mit den Worten:

„Dieses Ziel wirkt schlicht gaga. Wer glaubt denn im ernst, dass die #SPD mit einer #GroKo zur stärksten Partei werden kann? Das ist doch Verarsche, im Leben glaubt da keiner dran! Wo ist die Ehrlichkeit geblieben, wo ein Hauch von Demut? Warum nicht schlicht „Trend umkehren“?“

Doch ob der Trend überhaupt noch umgedreht werden kann, ist für den Parlamentarier Bernd Riexinger (öffnet in neuem Tab) fraglich. Laut Twitter-Post (öffnet in neuem Tab) stehe die SPD „zwischen Pest und Cholera“ und „egal, was sie macht, sie kommt nicht voran“.

Am Ende wird offline entschieden

Letztendlich rät (öffnet in neuem Tab) die Bundestagsabgeordnete und Sächsische SPD-Generalsekretärin  Daniela Kolbe (öffnet in neuem Tab) allen SPD-Mitgliedern,

„sich den #Koalitionsvertrag ganz angstfrei anzuschauen und frei zu entscheiden“.

Aufgrund der #NoGroko-Kampagne der Jusos, scheint bei Twitter das „Nein“ zu überwiegen – doch ob sich die Groko-Gegner durchsetzen werden, entscheiden am Ende die Mitglieder der Partei offline.

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