Wrap Up 2025: Digitalpolitische Highlights und Ausblicke zum Freuen
Die Adventskalender leeren und die Out of Office Nachrichten im Posteingang mehren sich: 2025 ist langsam aber sicher vorbei. Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen und Kraft für das kommende zu sammeln. Und auch wenn 2025 in den meisten Aspekten nun wirklich alles andere als rosig war, gibt es zwischen Eilmeldungen, Krisensitzungen und Doomscrolling auch Grund für Zuversicht und Optimismus. Hier kommt unser positiv geladener Jahresausklang mit ein paar Empfehlungen für die Feiertage.
Zwischen den sich überstürzenden Meldungen “across the Atlantic“, dem sich zuspitzenden Handelsstreit zwischen China und der EU und der kriselnden innenpolitischen Landschaft scheint die Weltlage alles andere als erfreulich. Genug Gründe, um sich den jährlichen “december blues” hinzugeben und sich im Weltschmerz zu suhlen, oder? Das stimmt nicht ganz. Denn wer sich traut den Blick von den täglichen Krisenmeldungen abzuwenden um mit der Lupe auf die digitalpolitische Entwicklungen im letzten Jahr zu schauen sieht: 2025 war tatsächlich das Jahr, in dem so einige verdammt dicke Bretter gebohrt wurden. Die Art von Brettern, die unsere digitale Zukunft langfristig prägen werden. Zur Feiertagspause wollen wir Sie daher mit positiven Meldungen aus dem Jahr entlassen. Sowohl was den Blick zurück, den nach vorne und die Unterhaltung während der Festtage angeht.
Drei Dinge, die 2025 richtig gut liefen
Zwischen der Verstetigung der Sovereign Tech Agency, der Wirkkraft des AI Act und dem rasanten Ausbau des Glasfasernetzes, gab es in der Digitalpolitik so einige Hingucker. Diese landeten zwar nicht auf den Titelseite, legen aber das Fundament für unsere digitale Zukunft. Unsere drei digitalpolitischen Good News aus 2025:
1. Ein Zuhause für Open Source: Die Verstetigung der Sovereign Tech Agency

Es ist nur ein kleiner Schritt in den Annalen der Politik, doch ein Riesensprung für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas: Aus dem “Sovereign Tech Fund” wurde offiziell die Sovereign Tech Agency (öffnet in neuem Tab). Dahinter steckt weit mehr als die rechtliche Verstetigung eines Projekts. Es sendet ein deutliches politisches Signal: Deutschland hat endlich verstanden, dass Open Source keine nette Bastelei für Hobby-Informatiker ist, sondern die kritische Infrastruktur unserer Zeit.
Ob Verschlüsselungsprotokolle oder Betriebssysteme; unsere gesamte Wirtschaft läuft auf Basis von Codes. Mit der Transformation zur Agency ist die kontinuierliche institutionelle Unterstützung gesichert. Dabei ist die politische Botschaft klar: Wir behandeln digitale Infrastruktur erstmals genauso wie Autobahnen und Brücken aus Beton.
2. Vom Papier zur Praxis: Der AI Act zeigt Wirkung

Inzwischen erinnert man sich nur noch dunkel an die Aufruhr hinsichtlich des AI-Acts der letzten Jahre. Kritische Stimmen prophezeiten nichts weniger als den Untergang der Innovation (öffnet in neuem Tab). 2025 ist der EU AI Act nun in entscheidenden Teilen (öffnet in neuem Tab) scharf geschaltet worden. Im Februar griffen die Verbote für „unannehmbare Risiken“ (wie Social Scoring), und seit August 2025 gelten die Regeln für General Purpose AI. Das bedeutet: Wir haben nun endlich klare Spielregeln. Unternehmen wissen, woran sie sind. Statt wilder Westen herrscht nun Rechtsklarheit.
Am wichtigsten jedoch ist: Europa hat einen Präzedenzfall geschaffen und klar gemacht, dass man Technologien regulieren kann, ohne sie zu verbieten. Die ersten „Codes of Practice“ stehen bereits, und die befürchtete Abwanderungswelle der KI-Startups ist bisher ausgeblieben.
Tipp der Redaktion: BASECAMP Nachgefragt!: Sichert Innovation und technologische Souveränität die Wettbewerbsfähigkeit?
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3. Endlich Licht im Glasfaserdschungel
Was ist der Running Gag der Nation? Das deutsche Internet (öffnet in neuem Tab). Man mag es kaum glauben, aber 2025 markierte auch hier eine Wende. Eine, die man sogar in leuchtenden Farbtönen am Straßenrand sehen kann. Die “bunten Leerrohre” am Straßenrand sind nicht nur Deko, es wurde tatsächlich Glasfaser verlegt, und das im großen Stil. Das konstatierte auch der Deutschland-Index der Digitalisierung 2025 (öffnet in neuem Tab).
Wir sind zwar noch nicht da, wo unsere europäischen Nachbarn seit Jahren auf uns warten, aber der Trend (öffnet in neuem Tab) ist positiv. Grund dafür ist die Gigabitstrategie der Bundesregierung und auch der spürbare Sprung des 5G-Ausbau in ländlichen Regionen. Das Gefühl, im Zug Videokonferenzen ohne ständige Unterbrechung beitreten zu können, ist heute zumindest keine reine Fantasie mehr.
Drei Dinge, auf die wir uns freuen
Wie so oft im Leben gilt: Der Blick zurück ist wichtig, aber der Blick nach vorne ist wichtiger. Also: Worauf können wir uns 2026 freuen?
1. Die Brieftasche bleibt zuhause: Die EUDI-Wallet kommt
Es gleicht einem Weihnachtsmärchen: Ein Bankkonto eröffnen, ein Auto mieten oder das Rezept in der Apotheke einlösen – alles mit einer App, die europaweit funktioniert und dazu noch datenschutzfreundlich ist. Im ablaufenden Jahr liefen dazu die großen Pilotprojekte (öffnet in neuem Tab) und 2026 können wir hoffentlich endlich den physischen Perso wirklich zu Hause lassen.
Dann soll nämlich die European Digital Identity Wallet (öffnet in neuem Tab) (EUDI-Wallet) grenzüberschreitend umgesetzt werden. Genauer gesagt: Die Frist für die Mitgliedsstaaten, eine solche Wallet anzubieten, läuft Ende 2026 ab. Ein Stück europäische Integration, das man im Portemonnaie, im Alltag und hoffentlich auch in der Lebensqualität spürt.
Tipp der Redaktion: BASECAMP Nachgefragt!: Auf ein Wort mit Prof. Dr. Luise Hölscher – Wie gelingt der digitale Staat?
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2. Der Härtetest für die KI-Regeln
Im August 2026 wird es ernst für die „Hochrisiko-KI“: Ab dann greifen die strengsten Regeln des AI Act. Es ist der Moment, in dem sich zeigt, ob das europäische Papier auch in der Realität Wirkung zeigt und nicht ein weiterer Regulierungsklotz wird. Erwartungen und Chancen sind entsprechend groß: Fairere Bewerbungsalgorithmen, transparentere Kreditvergaben und generell nachvollziehbarere Algorithmen. 2026 könnte das Jahr der Wahrheit für eine ethischere Verwendung von KI werden.
3. Das Ende der “Fax-Ära”?
Der andere Running Gag der deutschen Digitalisierungsgeschichte ist das Faxgerät. Doch 2026 könnte das Jahr sein, in dem es endgültig in den Ruhestand geht. Nachdem Bayern 2024/2025 schon den „Fax-Bann (öffnet in neuem Tab)“ ausgerufen hat (und die Geräte immerhin halbiert hat), steigt der Druck auch im Gesundheitswesen. Für 2026 stehen technische Umstellungen (öffnet in neuem Tab) an, die das Faxen in Arztpraxen obsolet machen könnten. Die Konsequenz: Eine Welt in der „Ich fax Ihnen das mal rüber“ ein Satz für das Geschichtsbuch sein wird.
Abspann: Drei Empfehlungen für die stillen Tage
Was wäre ein Jahresende ohne ein gutes Buch, einen fesselnden Podcast oder eine Serie zum “binge watchen”? Hier unsere drei persönlichen Empfehlungen für ein wenig “food for thought” – damit nicht nur der Magen zwischen den Jahren voll bleibt.
1. Die Serie: Severance – Staffel 2

Wovon viele träumen, wird in dieser Serie zur verstörenden Realität: Ein chirurgischer Eingriff spaltet das menschliche Bewusstsein in zwei voneinander unabhängige Versionen. Der Protagonist Mark (Adam Scott) arbeitet tagsüber als „Innie“ – völlig ohne Erinnerung an sein Privatleben. Nachts kehrt er als „Outie“ nach Hause zurück, ohne zu wissen, was er beruflich erlebt hat. Ein perfektes System der Entgrenzung, das sich schnell als psychologische Qual herausstellt.
Was nach einer Traumlösung für die Work-Life-Balance klingt, entpuppt sich als Alptraum der modernen Arbeitswelt. Regisseur Ben Stiller wirft dabei meisterhaft Fragen über Kontrolle, Identität und den Preis der Effizienz auf. Eine Serie, die nicht unterhält, sondern verstört – und genau darum unverzichtbar ist.
2. Das Buch: Nexus von Yuval Noah Harari
Es ist bereits Ende 2024 erschienen, doch es bleibt das Buch, das 2025 alle beschäftigt hat. Nach seinem Debütroman “Sapiens – eine kurze Geschichte der Menschheit”, erzählt Starhistoriker Yuval Noah Harari nun die Geschichte der Menschheit als Geschichte ihrer Informationsnetzwerke – von der Steinzeit bis zur derzeitigen KI-Ära. Die zentrale Frage: Wie schaffen diese Netzwerke unsere Weltordnung – und wie erweitern und zerstören sie sie?
Wer sich durch die knapp 600 Seiten arbeitet, gewinnt einen neuen Rahmen, um gegenwärtige Debatten einzuordnen: Desinformation, künstliche Intelligenz, digitale Kontrolle – all das scheint plötzlich etwas verständlicher, wenn man sie als Teil einer größeren Erzählung begreift. Hararis Buch weitet den Blick für jene, die zu oft in den kleinmaschigen Details der Tagespolitik stecken. Perfekt also für alle, die verstehen wollen, wohin die Digitalisierung uns führen könnte.
3. Der Podcast: Tech und Trara
Wer bei der Vorbereitung des Weihnachtsessens keine Lust auf trockene Politik-Podcast hat und trotzdem von Digitalpolitik nicht die Finger lassen kann, für den ist dieser Podcast die perfekte Wahl. Hier geht es um Fragen wie: Welche Macht haben Tech-Giganten über die Meinungsbildung? Und was hat das mit Rechtspopulismus zu tun? Moderiert von Software-Entwickler für Mixed Reality Moritz Stoll, lädt das Format regelmäßig Gäste aus Wissenschaft, Industrie und digitalem Aktivismus ein.
Direkt zum Podcast:
Tech und Trara anhören bei Podigee (öffnet in neuem Tab), YouTube (öffnet in neuem Tab) oder SoundCloud (öffnet in neuem Tab)
2025 war also sicher kein einfaches Jahr, aber eines, in dem in der Digitalpolitik einiges voran ging. Wo lange Stillstand herrschte, wurden Weichen gestellt und Strukturen geschaffen, die bleiben. Vielleicht ist das die eigentliche gute Nachricht dieses Jahres: Wandel findet statt, auch wenn er oft leise beginnt. In diesem Sinne: Kommen Sie gut ins neue Jahr, bleiben Sie neugierig. Wir lesen uns drüben im neuen Jahr!
Mehr Informationen:
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