US-Präsidentschaft: Twitter statt Presse

Foto: CC-By-SA 2.0 Flickr User Gage Skidmore . Bildname: Donald Trump / Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 20.01.2017

Als „Ernest Hemingway von Twitter“, bezeichnet sich Donald Trump, der das Medium häufig nutzt, um seine Kritiker als „dumm“ oder “hässlich“ oder „Lügner“ zu beschreiben. Eigentlich wollte der Mann, der heute in das Amt als Präsident der USA eingeführt wird, seine Aktivitäten auf der Plattform zurückschrauben. Aber da die Presse „so unehrlich“ über ihn berichte, twittere er weiter, wie Trump kürzlich in einem Interview mit der BILD ankündigte.

Seine erste Pressekonferenz hielt er erst 168 Tage nachdem er gewählt wurde und machte aus seiner Abneigung gegenüber den Medien kein Geheimnis: Den amerikanischen CNN bezeichnete er als „Fake News“ und Journalisten generell als „Haufen Müll“. Auf seinem Twitteraccount @realDonaldTrump schreibt der gewählte Präsident direkt und ungefiltert, was er denkt. Dank seiner 20 Millionen Follower und des hohen Empörungspotenzials verbreiten sich seine Ansichten in Sekundenschnelle um die Welt.

neuer Präsident der USA
Foto: CC-By-SA 2.0 Flickr User Gage Skidmore. Bildname: Donald Trump / Ausschnitt bearbeitet

„Firmen sollten Sachen hier machen“

„Mit all den Jobs, die ich in die US zurückbringe (selbst bevor ich im Amt bin), mit all den neuen Autofabriken, die zurück in unser Land kommen und massiven Einsparungen, die ich auf militärische Einkäufe ergattert habe, denke ich, die Menschen werden „großes“ sehen.“, twitterte Trump Anfang dieser Woche. Der zukünftige US-Präsident bereitet schon länger sein Image vor – als der Mann, der Produktion wieder in die USA verlegt. Jüngst gratulierte er sich selbst und den Autofirmen Ford und Fiat Chrysler, als diese bekannt gaben, Fabriken in den USA zu eröffnen.

Andere Firmen straft er auf Twitter ab, wegen ihrer angeblichen Produktionsverlagerung nach Mexiko. So warnte Trump via Twitter die japanische Autofirma Toyota, keine Fabrik in Mexiko aufzumachen “oder hohe Steuern zu zahlen”. Firmen-Chef Takahiro Hachigo, sagte daraufhin, die besagte Fabrik in Mexiko sei 14 Jahre alt und andere Pläne gäbe es nicht. Dennoch sank der Börsenwert des Unternehmens um 1,7 Prozent nach dem Tweet. Ähnlich erging es dem Automobilkonzern General Motors. Dieser gab letztlich am Dienstag bekannt 1 Milliarden Euro in seine US-amerikanischen Fabriken zu investieren und 7000 neue Jobs zu schaffen.

Die Kurse purzelten ebenfalls bei Boeing als Trump über die Baukosten der Air Force One twitterte sowie bei der Firma Lockheed Martin nach einem Tweet zum F-35 Jet.
Mit dem Hashtag #BoykottMacy forderte Trump bereits während des Wahlkampfs 2015 seine Twitteranhänger auf, den Kleidungshändler Macy’s „für immer“ zu boykottieren, weil dieser Trumps Kollektion auf Grund seiner rassistischen Kommentare vom Markt nahm. Auch hier ging der Börsenkurs in den Keller. Anfang Januar gab der Konzern schließlich bekannt 100.000 Angestellte zu entlassen. Zahlreiche Twitter-Nutzer forderten Trump heraus, dazu Stellung zu nehmen, doch dieser hüllte sich ausnahmsweise in Schweigen. Abhilfe schaffen will das Start-Up Trigger Finance, das eine App für Investoren entwickelt, die Alarm schlägt, wenn Trump den Namen von Firmen in seinen Tweets nennt.

„Twitter Außenpolitik“

Aber auch politisch schlagen Trumps Tweets Wellen. So forderte er zum Beispiel unter dem Hashtag #DTS – ein Akronym das übersetzt für „den Sumpf austrocknen“ steht – dass Republikaner gegen die Schwächung der Ethikkommission stimmen, die seit Jahren wegen „unkorrektem Verhalten“ in der Kritik steht. Trump bewirkte, dass sich einige Republikaner umentschieden und das Vorhaben letztlich gekippt wurde.

In letzter Zeit hat sich Trump in seinen Tweets dem Umsturz der Gesundheitsvorsorge von Obama gewidmet und vehement Wahlmanipulation durch russische Hacker abgestritten. Außerdem warnte er vor Nuklearwaffen von Nord Korea, die „Amerika berühren“ können. China warf Trump vor „ohne unsere Zustimmung“ einen Militärkomplex aufzubauen und eine wissenschaftliche Marine-Drohne gestohlen zu haben. „Wir sollten China sagen, dass wir die von uns gestohlene Drohne nicht wiederhaben wollen – sollen sie die behalten!“, twitterte er weiter. Chinesische Medien berichteten von Trumps „Twitter Außenpolitik“, die einem “Kinderspiel” gleich käme. Südkoreas Außenminister soll laut nationalen Medien einen Beamten mit der Überwachung von Trumps Twitteraccount befasst haben.

Doch bleibt Trumps Twitteraccount auch nach seiner #inauguration derselbe? Noch ist nicht klar was mit dem bisher von Barack Obama genutzten Account @potus geschieht. Denn der steht ja eigentlich ganz schlicht für „President of the United States“. Der wäre dann eben Donald Trump.

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