Landtagswahl in NRW: Wie digital ist der Wahlkampf?

Veröffentlicht am 11.05.2017

Rund 13,1 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, am kommenden Sonntag den Landtag von Nordrhein-Westfalen zu wählen. Die Landtagswahl ist der letzte große Stimmungstest vor der Bundestagswahl im September, die auch im Web entschieden werden soll. Parteien und Politiker in NRW zeigen im Online-Wahlkampf einige eigene Ansätze. Die SPD schafft es mit #NRWIR im Gedächtnis zu bleiben und die CDU geht per App auf Stimmenfang. Aber es sind vor allem die kleinen Parteien in NRW, die das Mobilisierungspotenzial der sozialen Medien ausnutzen, indem sie mit der Community im Netz interagieren.

Kleine Parteien dominieren die Klassiker Facebook und Twitter

Twitter wird in Sachen Reichweite von den Grünen mit 12.500 Followern angeführt, gefolgt von SPD, FDP, CDU und schließlich der Linken, denen 5336 Nutzer folgen. Auf Facebook kehrt sich die Rheinfolge fast um. Die AfD, die auf Twitter nicht präsent ist, mobilisiert auf dem reichweitenstärksten sozialen Netzwerk über 40.000 Gefällt-mir-Angaben. Gefolgt wird sie von den Grünen, dann den Linken und erst danach folgen die großen Parteien CDU und SPD. Das Schlusslicht bildet hier die FDP. Neben den Klassikern sind die Parteien auch bei Instagram und Flickr aktiv, die Piraten-Partei nutzt darüber hinaus Snapchat.

Für einen erfolgreichen Wahlkampf in den Sozialen Medien kommt es aber nicht nur auf die meisten Follower oder beliebtesten Posts an, höchstes Gut ist die Interaktion mit den Nutzern – und potentiellen Wählern. Und auch hier dominieren die kleinen Parteien in puncto Viralität. Mit Humor und Informationen antworten Linke, Grüne und FDP auf Kommentare oder Fragen. SPD und CDU sind dort deutlich zurückhaltender und auch die AfD geht kaum auf Beiträge von Nutzern ein.

Auf Twitter steckt FDP-Chef und Spitzenkandidat Christian Lindner mit 94.000 Followern locker seine Konkurrenten in die Tasche. Und aktiv ist er auch, jeder vierte seiner jüngsten 100 Tweets war eine Antwort auf Parteikollegen, politische Konkurrenten oder Nutzer. Ähnlich vital präsentiert sich der Spitzenkandidat und Pirat Michele Marsching. Das Schlusslicht ist SPD-Frontfrau Hannelore Kraft. Sie hat zwar auch ein starkes Gefolge von 55.000 Nutzern, aber von 100 Tweets war nur einer die Antwort auf eine Frage. CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet hat zwar nur 12.500 Follower, interagiert aber dafür mehr auf dem sozialen Netzwerk als die Konkurrentin von der SPD.

YouTube-Duell goes viral

Besonders viel Aufmerksamkeit generiert hat im Online-Wahlkampf in NRW ein FDP-Wahlwerbespot von Lindner.

„Haben sie mal was gemacht, von dem sie überzeugt waren, das es richtig ist?”, fragt der Spitzenkandidat der Freien Demokraten in dem Kurzfilm.

Dann gibt Lindners Stimme Kommentare von Bürgern wieder: „Alle möglichen Leute werden nervös und sagen, du sprichst zu viel über Steuern, immer noch, zu viel über Start-ups, wen betrifft das” oder „Rechtsstaat– falsches Thema”. Fast 740.000 Mal in knapp einem Monat wurde das YouTube-Video allein auf Facebook angesehen und bekommt auf beiden Kanälen viel Zuspruch von Nutzern. Die Persiflage von dem Video ließ nicht lange auf sich warten. Knapp drei Tage nach Veröffentlichung postete SPD-Kandidat Ibrahim Yetim seine Antwort. Er ahmt das Ambiente von Lindners Film nach, nimmt dabei aber die Themen der FDP aufs Korn:

„Privat vor Staat, mehr Gerechtigkeit schadet der Wirtschaft. Wir sprechen zu viel über Gerechtigkeit, immer noch“, heißt es in der Replik der Sozialdemokraten.

Plakate und Webseiten weisen den Weg in die Sozialen Netzwerke

Als einzige Partei nutzt die SPD auch ihre ganz analogen Straßenplakate für die Mobilisierung im Netz und weißt in großen Buchstaben auf den Hashtag #NRWIR hin, der von der Twitter-Community auch rege verwendet wird – mit Zuspruch ebenso wie mit Ablehnung der Sozialdemokraten. Dafür wirbt die FDP auf ihrer Webseite für Interaktion in den Sozialen Medien: Gleich auf der Startseite sieht der Nutzer eine Auswahl der letzten Posts von der Partei und ihren Politikern – natürlich mit Verlinkung zum Original-Beitrag. Und mit der Aufforderung „Mach Dein Profil grün!“ kann man auf der Webseite der Grünen angepasste Motive für Twitter und Facebook herunterladen.

Die Apps der CDU

Seit 2013 bieten die Christdemokraten ihre NRW-CDU App für iOS und Android an. Mit ihr erhalten Nutzer die neusten Nachrichten oder Termine von der CDU im Norden und können beispielsweise einzelnen Politiker folgen. 2017 legt die CDU bundesweit nach und so kommt nach Schleswig-Holstein nun auch in NRW die Anwendung „Connect 17“ zum Einsatz. Die App richtet sich an Wahlkampfunterstützer, die dort sehen können, in welchen Häusern potenzielle CDU-Wähler wohnen. Sie können zudem selbst dabei helfen, die Karte zu verfeinern, indem sie eintragen, wo sie CDU-affine Bürger angetroffen haben. Außerdem können die Unterstützer Punkte pro Hausbesuch sammeln, die zehn besten unter ihnen sollen dann einen Anruf von der Parteivorsitzenden Angela Merkel erhalten.

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