Nationale Weiterbildungsstrategie: Fit für die Digitalisierung

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Veröffentlicht am 20.06.2019

Foto: Pixabay User PIRO4D | CC0 1.0 | Ausschnitt bearbeitetDie digitale Transformation der Wirtschaft und eine sich wandelnde Arbeits- und Berufswelt bringen Herausforderungen mit sich, denen die Bundesregierung mit einer Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) begegnen will. Diese wurde nun in einer gemeinsamen Aktion und unter Einbindung der Länder, der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit (BA) beschlossen. Die Partner der NWS wollen diese im kontinuierlichen Austausch umsetzen und ihre Aktivitäten in einem halbjährlich tagenden Gremium koordinieren. Das Gremium soll erstmals im November tagen.

Ziel der Weiterbildungsstrategie

Die NWS bildet einen Schwerpunkt in der Fachkräftestrategie der Bundesregierung und ist ein zentrales Vorhaben des Koalitionsvertrages. Sie soll helfen, den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten. Zugleich sollen Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitnehmer fit für die Erfordernisse der digitalen Arbeitswelt gemacht werden.

Anlässlich der Vorstellung der NWS in Berlin, erklärte Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung:

Die Vorstellung der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist ein Meilenstein für die berufliche Weiterbildung in Deutschland. Wir wollen in Deutschland eine echte Weiterbildungskultur entwickeln. Weiterbildung im Beruf muss in der Zukunft zum Arbeitsalltag gehören […].

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, betonte:

Wenn wir die Chancen des digitalen Wandels nutzen wollen, muss Deutschland mehr in Qualifizierung und Weiterbildung investieren. Das ist der Dreh- und Angelpunkt, um die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern zu erhalten, Arbeitslosigkeit zu verhindern, bevor sie im Wandel entsteht und gleichzeitig die Fachkräftebasis zu sichern […].

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen gehen die Bemühungen der Bundesregierung jedoch nicht weit genug. Sie kritisiert mit Blick auf die NWS:

[…] Die Bundesregierung dreht hier nur das kleine Rad. Die öffentlichen Ausgaben für Weiterbildung stagnieren seit 20 Jahren. Das zeigt: Die schwarz-rote Koalition hat die Digitalisierung der Arbeit und den Wandel der Industrie bisher komplett verschlafen. Ohne stärkere finanzielle Förderung der Weiterbildung bleibt die Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung ein Papiertiger. […]

Weiterbildungsstrategie setzt Fokus auf Digitalisierung

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Im Rahmen der Weiterbildungsstrategie sollen Fördermöglichkeiten transparenter und leichter zugänglich gestaltet werden und Personen, die bislang weniger von Weiterbildungen profitierten, sollen verstärkt gefördert und für den digitalen Wandel qualifiziert werden. Kleine und mittelgroße Unternehmen sollen ebenso verstärkt in Weiterbildungsangebote eingebunden werden. Das BMBF will beispielsweise „interaktive Lernplattformstrukturen entwickeln, die die individuellen Möglichkeiten, passgenaue Weiterbildungsangebote zu erhalten, erweitern und erleichtern […].“

Die Industrie- und Handelskammern wollen ihre Weiterbildungsberatung für Unternehmen verbessern – vor allem hinsichtlich der Digitalisierung. Dazu sollen etwa Onlineformate gehören. Verstärkt in den Prozess eingebunden werden, sollen auch die „Sozialpartner“. Betriebsräte sollen Unterstützung beim Ausbau digitaler Kompetenzen bekommen und Gewerkschaften sollen dazu beitragen, den Beschäftigten sinnvolle Weiterbildungen zu eröffnen. Auf diese Weise sollen die Beschäftigten im digitalen Transformationsprozess ihrer Unternehmen mitgenommen und auf neue Aufgaben vorbereitet werden.

Studie der EU zur Zukunft der Arbeit

Im Juni wurde ferner eine Studie im Auftrag des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten des Europäischen Parlaments veröffentlicht. Die Studie befasst sich mit der Kooperation zwischen der EU und des International Labour Office (ILO) sowie der zukünftigen Gestaltung der Arbeit. Die Autoren der Studie erläutern, dass durch die sogenannte 4. Industrielle Revolution und den damit einhergehenden Entwicklungen wie Automatisierungen, der Künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung eine Steigerung der Produktivität und der Löhne einhergehen können. Zusätzlich könnte sie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben mit sich bringen. Andererseits können aber auch Arbeitsplätze wegfallen. Diesen Negativeffekten könne am besten durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen entgegengewirkt werden. Hierbei sollen Selbständigkeit und Unternehmertum eine wichtige Rolle für die Gründung neuer Unternehmen spielen. Diese Maßnahmen und verstärkte Investitionen in neue Technologien können dann einen Teil der durch den Wandel verloren gegangenen Ressourcen ersetzen.

Die von der ILO definierte „Human-Centered Agenda“ (HCA) schlägt vor diesem Hintergrund einer sich wandelnden Arbeitswelt eine Garantie für lebenslanges Lernen, eine Stärkung des Sozialschutzes, eine universelle Arbeitsgarantie und die Förderung von menschenwürdiger Arbeit vor. Dem Abbau von Arbeitsplätzen und der Arbeitsplatzverlagerung könne am besten durch Investitionen in die Fähigkeiten der Arbeitskräfte begegnet werden, so die Autoren. Plattform- und mobile Arbeit können neue Möglichkeiten für Arbeitnehmer und Unternehmen mit sich bringen, etwa eine größere Flexibilität der Arbeitszeiten. Gleichzeitig könnten Kosten, etwa für das tägliche pendeln oder für Büroflächen reduziert werden. Um Benachteiligungen von Arbeitnehmern zu vermeiden, müssten diese Arbeitsformen jedoch über einen angemessenen Sozialversicherungsschutz verfügen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen entsprechen.

Evaluation der Weiterbildungsstrategie 2021

2021 wollen die Träger der Nationalen Weiterbildungsstrategie einen gemeinsamen Bericht vorlegen, der den bis dahin erreichten Umsetzungsstand überprüfen soll.

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