Deutsche Start-Ups beim South by Southwest


Jährlich im März pilgert die globale Kreativ-, Medien- und Tech-Industrie ins texanische Austin, um dort beim South by Southwest Festival (öffnet in neuem Tab) (SXSW) Innovationen und Talente zu entdecken. In diesem Jahr können sich die Besucher zudem über politische Inspiration freuen, den US-Präsident Barack Obama (öffnet in neuem Tab) hält die Eröffnungsrede und First Lady Michelle Obama (öffnet in neuem Tab) ist auch dabei und referiert über Bildung für Mädchen (öffnet in neuem Tab). Für das deutsche Pendant, die re:publica (öffnet in neuem Tab), die sich zu „Europe’s Most Exciting Conference on Internet and Society“ erklärt, haben sich immerhin Brigitte Zypries (öffnet in neuem Tab) und Gesche Joost (öffnet in neuem Tab) angesagt. Doch die Politik steht auf beiden Seiten des Atlantiks nicht im Mittelpunkt.
„German Haus“ beim SXSW
Jenen Gründern, die im März nach Austin fliegen, geht es darum zu sehen und gesehen zu werden. Im Jahr 2015 war Deutschland hinter Kanada und Großbritannien die drittgrößte internationale Delegation bei dem Festival, das jährlich rund 80.000 Besucher anlockt. Die deutschen Startups treffen sich vor allem im „German Haus“ (öffnet in neuem Tab), wo man sich bei Würstchen und Kartoffelsalat über Themen wie New Media, virtuelle Realität (VR) (öffnet in neuem Tab) oder Smart Cities (öffnet in neuem Tab) austauschen kann. Und damit sich vor Ort auch die richtige Stimmung einstellt, gibt’s als Soundtrack in diesem Jahr „Krautrock“ (öffnet in neuem Tab) . Finanziert wird das deutsche Haus vor allem aus Mitteln des Auslandsmesseprogramms (öffnet in neuem Tab) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, aber auch die Inkubatoren und Acceleratoren der deutschen Start-Up-Hubs sind als Partner mit dabei. „Berlin gehört auf die SXSW wie der Fernsehturm nach Mitte“, sagt Dr. Stefan Franzke (öffnet in neuem Tab), Sprecher der Geschäftsführung von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, zuversichtlich. Unter dem Motto „Berlin goes SXSW“ präsentiert sich die Startup-Hauptstadt, die mit einer Delegation von 80 Vertretern der Kreativwirtschaft anreist, bei dem Event. Die Gründer aus Berlin sollen ihre Geschäftsidee vor einem internationalen Publikum, bestehend aus Investoren, potentiellen Partnern und Multiplikatoren, „pitchen“ (öffnet in neuem Tab).
Deutsche Anwärter für den „SXSW Accelerator“
Tatsächlich haben sich gleich zwei Startups aus der Hauptstadt für das Finale des begehrten SXSW-Gründerpreises (öffnet in neuem Tab) qualifiziert. Das Hardware-Startup Basslet (öffnet in neuem Tab) will ein neues Hör-„Gefühl“ schaffen und entwickelt dafür eine Technik, die Bass per Membran auf die Haut überträgt. Zu kaufen gibt es demnächst also das Berliner Clubgefühl für die Kopfhörer dieser Welt. Splash (öffnet in neuem Tab) ist der zweite Finalist aus Berlin und vermarktet eine App, mit der 360-Grad-Videos in Sekunden mit dem Smartphone geteilt werden können. Ein „SXSW-Accelerator“-Finalist (öffnet in neuem Tab) kommt aus Hamburg: SPHERIE (öffnet in neuem Tab) verbindet Drohnen- und VR-Technologien um beispielsweise Konzerterlebnisse zu filmen. Ob sich eins der drei deutschen Start-Ups für den hochdotierten Gründerpreis durchsetzen kann, wird am 13. März bekannt gegeben.
European Startup Monitor
Angesichts der aussichtsreichen Projekte scheint die deutsche Startup-Szene ganz gut aufgestellt. Um genaue Zahlen zu liefern, erstellt der Bundesverband Deutsche Startups (öffnet in neuem Tab) in diesem Jahr zum ersten Mal den European Startup Monitor (öffnet in neuem Tab) (ESM). Die Umfrage unter 2300 europäischen Unternehmen mit insgesamt mehr als 31.000 Mitarbeitern soll Auskunft darüber geben, wie das Klima in den europäischen „Startup-Hauptstädten“ ist, welche Entwicklungen beobachtet werden können und vor welchen Herausforderungen sie steht. Durchgeführt wird das Monitoring von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Duisburg-Essen (öffnet in neuem Tab) unter der Leitung von „Startup-Professor“ Tobias Kollmann (öffnet in neuem Tab). Die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde (öffnet in neuem Tab) für das Jahr 2015 wurden Anfang des Monats im Telefónica BASECAMP (öffnet in neuem Tab) in Berlin präsentiert. Mitte März geht die Diskussion bei der CeBIT (öffnet in neuem Tab) weiter. Unter anderem sitzt EU-Digitalkommissar Günther Oettinger (öffnet in neuem Tab) auf dem international besetzten Panel. Für ihn ist das europäische „Startup-Ökosystem“ ein wichtiger Motor für den Digitalen Binnenmarkt (öffnet in neuem Tab).
Europäische Startup-Szene
Damit könnt er nicht ganz unrecht haben, denn die europäischen Startups haben im Schnitt mindestens 2,5 Millionen externes Kapital akquiriert und rund ein Viertel der Jungunternehmen macht bereits einen Umsatz von über 500.000 Euro im Jahr bei durchschnittlich 12,9 neu geschaffenen Arbeitsplätzen nach zweieinhalb Jahren. In Deutschland sind es sogar 17,4 Mitarbeiter davon ein Drittel aus dem Ausland. Trotzdem konzentrieren sich die Startups in der Regel zunächst auf ihren Heimatmarkt: In Deutschland heißt das konkret, dass 58 % aller heimischen Start-Ups nur auf dem deutschen Markt aktiv sind, nur 17 % in Europa und 25 % weltweit.