#DataDebates: Erstaunliche Einigkeit bei Votings auf Twitter und Smartphones

Hintergrundgrafik Montage: CC0 1.0, Pixabay / tommyvideo / Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 21.02.2018

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Die achte Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates hat es gezeigt: Industrie 4.0 braucht neue Strukturen und Kooperationen, wenn sie ein Erfolg in Deutschland werden soll. „Wie meistert die deutsche Wirtschaft die digitale Transformation?“, war die große Frage bei der Podiumsdiskussion, an der sich auch das Publikum wieder intensiv beteiligte. Der Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff unterbrach mehrmals seine Moderation, um die Besucher im Telefónica BASECAMP nach ihrer Meinung zu fragen. Die Antworten erschienen sofort auf dem großen Bildschirm.

Schon seit der ersten Ausgabe gehört es zum Konzept der Tagesspiegel Data Debates, dass auch das Publikum durch seine Abstimmungen mit dem Smartphone in die Diskussionen eingreift. Die Votings über besonders wichtige Fragen führen die Debatten immer wieder in neue Richtungen. Das ist Demoskopie in Echtzeit, die zusätzlich von länger laufenden Befragungen begleitet wird: Auch bei Twitter können Internet-Nutzer unter dem Hashtag #DataDebates an mehreren Tagen über diese Fragen abstimmen, was oft zu anderen Resultaten als im Telefónica BASECAMP führt. Und seit heute liegen auch die Ergebnisse der jüngsten Twitter-Umfragen vor.

Industrie 4.0: Wie gut ist Deutschland aufgestellt?

Die Industrie 4.0 hat sich dabei als überraschend großes Konsensthema erwiesen. Noch nie waren sich die Abstimmungsteilnehmer bei Twitter und im Telefónica BASECAMP nach einer Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates so einig. Auch wenn sich die einzelnen Prozentwerte unterscheiden, sind doch die Trends bei jeder Frage gleich. Das gilt selbst bei jenen, für die das Smartphone-Voting eine Antwortmöglichkeit mehr hatte. Es gab keine Änderung des Stimmungsbildes dadurch.

#DataDebates: Smartphone-Abstimmung über Industrie 4.0 | Foto: Henrik Andree
#DataDebates: Smartphone-Abstimmung über Industrie 4.0 | Foto: Henrik Andree

Auf die Frage, wie gut Deutschland im internationalen Vergleich bei Industrie 4.0 aufgestellt ist, antworteten beispielsweise beide Gruppen sehr skeptisch. „Sehr gut“ kam immer nur auf null Prozent und „Gut“ lediglich auf 20 Prozent. Die große Mehrheit beurteilte die Position als durchschnittlich oder schlecht bis sehr schlecht. Dabei wurde doch selbst das Wort „Industrie 4.0“ von unserer Bundesregierung erfunden, bevor es auch international Verwendung fand. Und die Experten auf dem Podium im Telefónica BASECAMP verwiesen außerdem darauf, dass momentan besonders viele deutsche Unternehmen mit Know-how in diesem Bereich von ausländischen Firmen übernommen werden. Das dürfte seine Gründe haben und etwas mehr Selbstvertrauen wäre vielleicht angebracht.

Produktivität: Treiber der digitalen Transformation

Dennoch wurde „fehlendes Know-how“ auch als wichtigstes Hemmnis der digitalen Transformation für Unternehmen benannt. Mit einigem Abstand folgten bei Twitter und im Smartphone-Voting der geringe Handlungsdruck, die Höhe der notwendigen Investitionen und die staatliche Regulierung. Als wichtigste Treiber der Entwicklung wurden die Steigerung der Produktivität und die internationale Wettbewerbsfähigkeit genannt. Und bei dieser Frage kam es dann auch zu einem erstaunlichen Ausreißer. Es war die einzige mit einer signifikanten Abweichung: Ganze 37 Prozent stimmten bei Twitter für die Nachhaltigkeit, während im Telefónica BASECAMP nur ein Prozent seine Stimme dafür abgab. Ob die Nutzer des Microblogging-Services irgendwie grüner denken?

Twitter BASECAMP
1.) Wie ist Deutschland im internationalen Vergleich bei Industrie 4.0 aufgestellt?
Sehr gut 0 % 0 %
Gut 20 % 20 %
Durchschnittlich 55 %
Schlecht 60 % 21 %
Sehr schlecht 20 % 4 %
2.) Welcher Treiber ist entscheidend bei der digitalen Transformation von Unternehmen?
Steigerung der Produktivität 22 % 38 %
Nachhaltigkeit 37 % 1 %
Mehrwert für den Kunden 20 % 24 %
Internationale Wettbewerbsfähigkeit 21 % 33 %
Anderer als die oben genannten 3 %
3.) Was ist für Unternehmen das größte Hemmnis bei der digitalen Transformation?
Staatliche Regulierung 19 % 8 %
Zu wenig Handlungsdruck 24 % 20 %
Große finanzielle Investitionen 21 % 11 %
Fehlendes Know-how 36 % 57 %
Andere als die oben genannten 4 %
4.) Wie wird sich die Digitalisierung der deutschen Industrie auf Wohlstand und Lebensqualität auswirken?
Wohlstand und Lebensqualität werden steigen 45 % 82 %
Wohlstand und Lebensqualität werden sinken 37 % 9 %
Keine Auswirkungen 18 % 8 %
5.) Wer soll die Investitionen für den Breitbandausbau stemmen?
Der Staat direkt 27 % 13 %
Allgemeine Breitbandabgabe ähnlich der Kfz-Steuer 5 % 5 %
Private Netzanbieter 20 % 7 %
Staat und private Netzanbieter zusammen 48 % 75 %

Sehr einig waren sich beide Gruppen dann wieder bei der nächsten Frage: „Wie wird sich die Digitalisierung der deutschen Industrie auf Wohlstand und Lebensqualität auswirken?“ brachte ein optimistisches Abstimmungsergebnis. Die Voting-Teilnehmer gingen mehrheitlich davon aus, dass sich beide Faktoren verbessern werden. Diese Überzeugung war im Telefónica BASECAMP besonders stark, während bei Twitter die Entscheidung knapper war.

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Ein ähnliches Muster zeigte sich auch bei der letzten Umfrage, die herausfinden wollte, wer die Investitionen für den Breitbandausbau stemmen soll, die für den Aufbau der Industrie 4.0 nötig sind. Eine absolute Mehrheit von 75 Prozent stimmte im Telefónica BASECAMP dafür, dass der Staat und private Netzanbieter diese Aufgabe gemeinsam bewältigen sollen, während bei Twitter nur eine relative Mehrheit von 48 Prozent dafür stimmte.

Doch auf der Bühne gab es auch eine andere Meinung bei der achten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates: Ein Netzausbau mit privaten Investitionen sei immer noch die beste Lösung, sagte Nicolaus Gollwitzer, weil Telekommunikationsunternehmen jahrzehntelange Erfahrung damit haben. Die Politik solle passende Rahmenbedingungen dafür schaffen, empfahl der CEO von Telefónica NEXT. Wie das aussehen könnte, hatte erst kürzlich der CEO von Telefónica Deutschland, Markus Haas, in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung erklärt.

Mehr Informationen:

Die Veranstaltungsreihe: Tagesspiegel Data Debates
#DataDebates 1 bis 6: Die Twitter-Ergebnisse

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