VATM-Studie: Starker Anstieg der Investitionen

Foto: Henning Koepke
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Veröffentlicht am 14.10.2020

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Corona hat die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr hart getroffen. Die Telekommunikationsunternehmen bauen aber für die Zukunft. Seit 19 Jahren wurde nicht mehr so viel in die Infrastruktur investiert wie in 2020.

Die Telefonnutzung ist gestiegen. 2020 gab es pro Tag 10 Millionen Gesprächsminuten mehr als im Vorjahr. Während zum Telefonieren häufiger zum Smartphone gegriffen wird, sinkt die Beliebtheit des Festnetztelefons. Und dass, obwohl die Menschen aufgrund von Corona mehr Zeit zuhause verbrachten – sei es durch Homeoffice oder abgesagte Urlaubsreisen. Insgesamt wurden 361 Millionen Minuten täglich mobil telefoniert. 213 Millionen Minuten gehen auf die Rechnung sogenannter OTT-Anbieter wie WhatsApp, Skype oder FaceTime. Während das altbewährte Festnetztelefon seine Popularität verliert, steigen die Zahlen an anderer Stelle. Neben der vermehrten Nutzung von Smartphones kletterte auch die Anzahl der vermarkteten Breitbandanschlüsse im Vergleich zum Vorjahr um rund eine Million, wie die aktuelle Marktstudie des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) zeigt.

Datenvolumen nimmt zu

Zugenommen haben laut Studie sowohl Breitbandanschlüsse per DSL und Kabel als auch per Glasfaser. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 36 Millionen Breitband-Anschlüsse. 1,9 Millionen sind Glasfaserleitungen, 8,7 Millionen Breitbandkabel-Leitungen und 25,6 Millionen DSL-Leitungen. Aufgrund der besonderen Herausforderungen in der Corona-Pandemie stieg außerdem die Nachfrage nach mehr Geschwindigkeit.

Foto: CC0 1.0, Pixabay User PourquoiPas | Ausschnitt angepasst

Die Zahl der Haushalte, die mehr als 250 Mbit/s buchten, verdoppelte sich von 1,3 auf 2,9 Millionen. Währenddessen stieg der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s Downstream-Bandbreite auf knapp 47 Prozent. Der Trend zur Buchung von Anschlüssen mit höheren Bandbreiten zeigt sich auch am verbrauchten Datenvolumen. Mit dem Breitband-Internetverkehr im Festnetz wurden insgesamt 72 Milliarden Gigabyte (GB) verschickt oder heruntergeladen. Eine Steigerung um 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen pro Anschluss und Monat soll bis Jahresende um 25 Prozent auf 168,1 GB steigen. Zum Vergleich: Der monatliche Datenverbrauch pro Mobilfunk-SIM-Karte liegt in diesem Jahr bei 3 GB.

Höchststand bei Glasfaseranschlüssen

Der Präsident des VATM, Martin Witt, lobte bei der Vorstellung der Studie die stabilen Preise. Denn trotz steigender Datennutzung bliebe eine Preiserhöhung bisher aus. Beim Neubau von Glasfaseranschlüssen wird dieses Jahr mit knapp einer Million ein neuer Höchststand erreicht. Bis Ende 2020 sollen 62 Prozent aller Privathaushalte in Deutschland einen Gigabit-Anschluss beziehen können. Das entspricht einem Plus von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Trotz wirtschaftlicher Rezession waren die Investitionen im Telekommunikationsmarkt in diesem Jahr so hoch wie in 2001. Mit 9,7 Milliarden Euro wurde so viel investiert wie seit 19 Jahren nicht mehr. „Die Investitionen im Telekommunikationsmarkt nehmen angesichts der Herausforderungen durch den (Aus-)Bau leistungsfähiger Festnetzanschlüsse und die Errichtung neuer 4G- und 5G-Mobilfunkgeneration zu. 55 Prozent der Investitionen davon entfallen auf Wettbewerbsunternehmen“ erläuterte der Studienautor Prof. Dr. Gerpott.

Faire politische Regulierung

Der Trend zu steigenden Investitionen dürfte vorerst anhalten. Das 50 Milliarden Euro schwere Zukunftspaket der Bundesregierung hält 5 Milliarden für den 5G-Ausbau bereit. Weitere zwei Milliarden Euro sollen in innovative Netztechnologien der fünften Generation fließen. Trotz der positiven Marktentwicklung macht sich VATM-Präsident Witt aber Sorgen über künftige politische und regulatorische Rahmenbedingungen. Starker Wettbewerb und eigenwirtschaftlicher Ausbau drohen durch falsche Förderung und einseitige Unterstützung der Telekom aufs Spiel gesetzt zu werden. Auch in der „Graue-Flecken-Förderung“ komme es auf eine „sinnvolle Struktur, die von den Kommunen, den TK-Unternehmen, insbesondere aber auch von den Tiefbauunternehmen bewältigt werden kann“ an. Gebe es in Politik und Regulierung faire Rahmenbedingungen für den Telekommunikationsmarkt, ist Witt allerdings zuversichtlich, könne der Ausbau der Infrastruktur und die Digitalisierung Deutschland international ganz nach vorne bringen.

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