Top Level-Domains: Streit um neue Namen noch nicht zu Ende

Regierungen, Unternehmen und Internet Governance
Veröffentlicht am 14.06.2013

Autorin: Monika Ermert

Bereits Ende August könnte die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers die ersten von mehreren hundert neuer Top Level Domains zulassen. Das bestätigten Vertreter der privaten bei Los Angeles ansässigen Netzverwaltung bei einer Informationsveranstaltung Anfang Juni. Ende des Jahres könnten Internet-Nutzer so beispielsweise ihre Domain unter der neuen .berlin registrieren, versprach kürzlich dotBERLIN. Doch der Streit um Auflagen für die seit Jahren vorbereiteten neuen Namenszonen geht weiter.

Letzte Woche haben die für die Einführung der neuen Namenszonen im Netz zuständigen Direktoren auf Nachforderungen von Seiten der Regierungen reagiert. So erwägt die ICANN, den Bedenken des Regierungsbeirates gegen die Vergabe der Singular- und Pluralform neuer Adressezonen nachzugeben. Gäbe es .sport und .sports, könnte dies zu verwirrend für Nutzer sein, so die Bedenken.

Regierungen bremsen einzelne Top Level-Domains

Auch der Aufforderung, einzelne Bewerbungen ganz zu stoppen, etwa eine Konkurrenzbewerbung für eine von der Afrikanischen Union unterstützte .africa-Zone, will die ICANN nachkommen. Verträge für mehrere von Unternehmen beantragte Domains, die geographischen Namen entsprechen, wird die ICANN erst einmal auf Eis legen. Darunter sind etwa die Schwergewichte Amazon und Patagonia.

Bei den Begriffen .islam und .halal will man weitere Gespräche mit den Regierungen führen. Gegen all diese Begriffe liegen längst auch Widersprüche im Rahmen der von der ICANN vorgesehenen Verfahren vor. Schnell starten kann nur, wessen Bewerbung ohne Widerspruch von Regierungen oder Markeninhabern bleibt – und für wessen neue Top Level-Domains es keine konkurrierende Bewerbung gibt.

Regierungen und Selbstverwaltung?

Erst einmal keine Antwort gibt die ICANN zur Regierungs-Aufforderung, einer langen Liste von Bewerbern weitere „Sicherheitsmaßnahmen“ aufzuerlegen, die sie stärker für die Einhaltung von Jugendschutz, Urheberrecht und Datenschutz in Anspruch nehmen. Die Registry-Inhaber dürften nicht zur Domain-Polizei gemacht werden, warnen vor allem Vertreter des für nicht-kommerzielle Domainnutzer verantwortlichen ICANN-Gremiums. Neben dem Streit um neue Namen, das wird darin offensichtlich, tobt in der ICANN auch ein wichtiger Grundsatz-Streit: Gebührt Regierungen als Vertretern des „öffentlichen Interesses“ eine besondere Rolle im Konzert der Selbstverwaltung? ICANN-Vertreter unterstrichen in jüngster Zeit vermehrt, ohne Regierungen gehe es nicht.  Doch der Anspruch wirkt wenig überzeugend, wo die Regierungen sich selbst zu Sprecher von Partikularinteressen machen. Dies wurde dem Regierungsbeirat in der ICANN in der Vergangenheit häufig zum Vorwurf gemacht.

Die E-Plus Gruppe unterstützt das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft beim Aufbau einer Plattform zu Fragen der Internet-Regulierung. Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen dieser Kooperation auf UdL Digital.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion