Super-Tuesday: Social Media gegen TV-Spots

Super Tuesday
In diesen US-Staaten wird am "Super Tuesday" gewählt, Foto: CC BY 2.0 Flickr User DonkeyHotey. Bildname: Map of Super Tuesday States 2016/ Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 29.02.2016

12 aus 50 – wer am „Super-Tuesday“ (öffnet in neuem Tab) gewinnt, hat gute Chancen auf die Kandidatur zum US-Präsidenten. Bei den US-Vorwahlen (öffnet in neuem Tab) entscheiden am 1. März die Wähler in 12 weiteren Bundesstaaten, wer der Spitzenreiter im Kandidatenrennen ist. Während bei den Demokraten (öffnet in neuem Tab) nur noch Bernie Sanders (öffnet in neuem Tab) und die als gesetzt geltende Hillary Clinton (öffnet in neuem Tab) im Rennen sind, spitzt sich der Wahlkampf zwischen den fünf verbliebenen Kandidaten des Republikanerlagers (öffnet in neuem Tab) zu – auch in den sozialen Medien.

Super Tuesday
In diesen US-Staaten wird am „Super Tuesday“ gewählt, Foto: CC BY 2.0 (öffnet in neuem Tab) Flickr User DonkeyHotey (öffnet in neuem Tab). Bildname: Map of Super Tuesday States 2016/ Ausschnitt bearbeitet

Twitter-Trump polarisiert

Als Multimilliardär Donald Trump (öffnet in neuem Tab) im letzten Juni seine Kandidatur für das Präsidentenamt ankündigte, hat wohl niemand geglaubt, dass er im „Race“ um das Weiße Haus so weit kommen würde. Inzwischen hat der pöbelnde Republikaner nicht nur die parteiinterne Kandidatur in New Hampshire, Nevada und South Carolina für sich gewonnen, sondern führt laut Umfragen für den anstehenden „Super Tuesday“ klar gegen seinen Hauptrivalen Ted Cruz (öffnet in neuem Tab). Kritiker, die den umstrittenen Unternehmer mit der eigenartigen Frisur lange als Witzfigur sahen, befassen sich immer öfter mit dem Gedanken, dass er vielleicht doch ihr Land führen könnte.

Trumps bisheriger Wahlkampf unter dem Motto „Make America Great Again!“ (öffnet in neuem Tab) ist vor allem polemisch. Seine provokanten Forderungen und die Beleidigungen politischer Rivalen (öffnet in neuem Tab) teilt er am liebsten über Twitter mit. Dort folgen seinem Account @realDonaldTrump (öffnet in neuem Tab) schon über 6 Millionen User. Das fühle sich so an „wie die New York Times besitzen, nur ohne die Verluste“ (öffnet in neuem Tab), sagt Trump selbst über seine Followerschaft. Dass Nachrichten bei Twitter nur 140 Zeichen lang sein dürfen, spielt ihm dabei in die Hände, denn statt Fakten liefert Trump vor allem zugespitzte Kommentare und populistische Positionen, die maximales Aufsehen in den Medien erregen. Ob ihm diese inhaltsleere Strategie am Ende ins Weiße Haus führt, ist noch nicht gesagt, aber der „Ernest Hemingway der 140 Zeichen“ (öffnet in neuem Tab) dominiert derzeit klar die Online-Debatte.

Während seine Mitstreiter um das Präsidentenamt insgesamt über 4 Milliarden US-Dollar in Wahlwerbespots investieren werden, schaffen es die Videoschnipsel, die Trumps Wahlkampfteam sorgfältig zusammen- und bei Youtube (öffnet in neuem Tab), Instagram (öffnet in neuem Tab) oder Vine (öffnet in neuem Tab) einstellt, immer wieder in die regulären Formate der Fernsehsender, weil sie etwa einen unerhört schimpfenden Trump oder eine dreiste Verunglimpfung von politischen Gegnern (öffnet in neuem Tab) zeigen. Trump, der im Vergleich zu dem kürzlich aus dem Wahlkampf ausgeschiedenen Jeb Bush (öffnet in neuem Tab) nur 1 % von dessen Ausgaben für Wahlwerbespots ausgab, dominiert auf diesem Umweg dennoch die TV-Bildschirme.

Hillary Clinton – professionell, aber langweilig

Hillary Clinton (öffnet in neuem Tab) nimmt diesmal keinen Umweg. Bereits im April 2015 hatte sie angekündigt, für das Weiße Haus zu kandidieren – acht Jahre nach ihrer ersten Kandidatur (öffnet in neuem Tab). 2008 unterlag sie in den „Primaries“ gegen Barack Obama (öffnet in neuem Tab). Diesmal ist sie die Präsidentschaftskandidatin „meant to be“: Selbstsicher, inhaltsstark und vor allem professionell wirkte ihre bisherige Kampagne „Hillary for America“ (öffnet in neuem Tab), bei der sie sowohl auf konventionelle Methoden wie Wahlwerbespots und überzeugende Wahlkampfauftritte, als auch Social Media setzt.

Bei Twitter (öffnet in neuem Tab) schafft Clinton es immerhin auf 5,5 Millionen Follower, bei Facebook (öffnet in neuem Tab) auf rund 2,5 Millionen Likes. Kommuniziert werden klare politische Botschaften gepaart mit einem Schuss Persönlichkeit. Die ehemalige First Lady setzt auf Menschlichkeit und Familienfotos (öffnet in neuem Tab), um nicht länger als berechnend zu gelten. Damit baut sie auch einen Gegenpol zu den harten, fremdenfeindlichen Republikanern auf. „Ich weiß es ist komisch für Präsidentschaftskandidaten heutzutage zu behaupten wir bräuchten mehr Liebe und Freundlichkeit in unserer Gesellschaft, aber ich sage es ganz klar: das brauchen wir,“ erklärte sie kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung (öffnet in neuem Tab).

Doch trotz der Liebesgrüße an ihre Wähler und vieler weiterer perfekt organisierter Kampagnenelemente, konzipiert und umgesetzt von erfahren Wahlkämpfern um Strippenzieher Robby Mook (öffnet in neuem Tab), ist ihr Kampagne kein Selbstläufer. Ihr größter Konkurrent: Senator Bernie Sanders (öffnet in neuem Tab) aus Vermont.

Bernie Sanders setzt auf Social Media

Bernie Sanders (öffnet in neuem Tab) stieg kurz nach Hillary Clinton im Mai 2015 in das Rennen um die demokratische Nominierung ein. Inzwischen liefern sich die beiden ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in einer der vier bereits abgehaltenen Vorwahlen (New Hampshire) konnte Sanders triumphieren. Der zunächst vergleichsweise unbekannte parteilose Politiker mit 3 Millionen Likes bei Facebook (öffnet in neuem Tab) und 1,5 Millionen Followern bei Twitter (öffnet in neuem Tab) will nichts weniger als das Ende von korrupten politischen Eliten. Sich selbst bezeichnet er als Sozialdemokrat – und damit ziemlich weit links im US-amerikanischen Politikspektrum. Er punktet mit Themen wie Einkommensumverteilung und gesetzlicher Krankenversicherung. Sein politisches Vorbild sind die skandinavischen Länder. Schon 10 Millionen Dollar (öffnet in neuem Tab) hat er für seine Internetpräsenz ausgegeben, fast so viel wie Clinton (12 Mio.) denn er weiß: die Leute, die wirklich an seine Message glauben, folgen ihm in den sozialen Netzwerken und nicht am Fernsehbildschirm.

Obama als Vorreiter

Acht Jahre sind vergangen seit Barack Obama nicht nur der erste schwarze Präsident, auch der erste „Facebook-Präsident“ (öffnet in neuem Tab) wurde. 2008 schaffte er es wie kein US-Politiker zuvor in den sozialen Medien zu mobilisieren und seine inhaltliche Message zu verbreiten. Auch während seiner Amtszeit nutzte er die sozialen Netzwerke (öffnet in neuem Tab) geschickt für seine politische Kommunikation. Sein Tweet „Four more years.“ (öffnet in neuem Tab) mit dem Bild einer Umarmung mit Frau Michelle brach am Tag seiner Wiederwahl im November 2012 spektakulär alle Twitter-Rekorde (öffnet in neuem Tab). Im Wahlkampfjahr 2016 ist es im Netz ruhiger geworden um den einstigen politischen Popstar. Doch Obama schaut kritisch auf den polemischen Wahlkampf der Republikaner, der sich vor allem in den sozialen Netzwerken abspielt. In einem Interview (öffnet in neuem Tab) gab er kürzlich zu bedenken: „Präsident sein ist ein harter Job. Es ist keine Talkshow oder Reality Show.“ Er glaube fest daran, dass die Amerikaner einsehen werden, dass das Amt des Präsidenten Verantwortung bedeutet und jemand wie Donald Trump ihr nicht gewachsen ist.

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