Open RAN: Offene Schnittstellen für mehr Wettbewerb

Prof. Slawomir Stanczak und Marina Grigorian | Open RAN: Was steckt hinter der neuen Mobilfunk-Technologie? | Foto: Henrik Andree
Prof. Slawomir Stanczak und Marina Grigorian | Open RAN: Was steckt hinter der neuen Mobilfunk-Technologie? | Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 26.01.2022

Open RAN: ein Begriff, der ein offeneres Funkzugangsnetz (Radio Access Network) verspricht. Doch was bedeutet das für die deutsche, europäische und internationale Architektur künftiger Mobilfunknetze?

Das wollte Marina Grigorian im frühmorgendlichen BASECAMP-Format „Nachgefragt!“ von Slawomir Stanczak genauer wissen. Denn er ist Professor für Netzwerkinformationstheorie an der Technischen Universität Berlin und Head of Wireless Communications and Network Department beim Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut.

Prof. Slawomir Stanczak, Marina Grigorian | Foto: Henrik Andree

„Bevor wir fragen können, was hinter der neuen Mobilfunk-Technologie steckt, müssten wir erst mal definieren, worum es sich handelt“, meinte der pädagogisch geübte Hochschulprofessor. Open RAN, biete ein System mit offenen Schnittstellen für weitere Anbieter, für mehr „Player“, mehr Wettbewerb. Open RAN sei interoperabel und könne „von verschiedenen Lieferanten bespielt werden“, wie Stanczak sagte. Es bringe eine Trennung des RAN-Systems von der Hardware. Open RAN bedeute aber nicht Open Source, das dürfe nicht verwechselt werden.

Netzbetreiber setzten auf Open RAN, meinte Stanczak, um mehr Unabhängigkeit von der herkömmlichen Technik zu erreichen. Die Hoffnung sei, dass so die Eintrittsbarrieren in den Markt gesenkt werden könnten, damit auch kleinere Anbieter, kleinere Unternehmer und Startups eine Chance hätten, sich zu behaupten. Als Wissenschaftler sehe er den Vorteil vor allem in der Vielzahl und Vielfalt der Daten, die Open RAN liefern könne.

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In einer Studie der EU-Kommission wurde Open RAN als ein „Gamechanger“ für das 5G-Netz benannt. In den Medien findet sich jedoch häufig die Fokussierung auf mögliche Sicherheitslücken, räumte der Wissenschaftler ein. Stanczak kündigte ein „Weißbuch“ zu diesem Thema an, denn er ist überzeugt, dass diese Lücken gut zu schließen sind. Allerdings müsse die Entwicklung von Open RAN schnell gehen, sonst werde es für 5G-Netze zu spät sein. Die Forschung beschäftigt sich bereits mit dem 6G Standard. Das Thema Open RAN ist hauptsächlich in Übersee virulent. Daher gibt es noch vergleichsweise wenig Anbieter aus dem deutschen und europäischen Raum. Es sei dringend an der Zeit, am Ausbau des Open RAN Ökosystems zu arbeiten.

Marina Grigorian | Foto: Henrik Andree

In Deutschland gibt es zunehmende Aktivitäten wie das neu eröffnete Open Lab, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wird. Ein Beispiel dafür ist auch das Open RAN-Projekt „i14y“, an dem auch Telefónica beteiligt ist.

Telefónica ist eines der ersten Telekommunikationsunternehmen, das schon früh mit Open RAN Test-Feldern und Pilot-Projekten begonnen hat. Auch im operativen Netz gibt es Innovationen auf diesem Gebiet: Als erster deutscher Netzbetreiber hat Telefónica in der Münchener Innenstadt die bundesweit ersten Mini-Funkzellen mit Open RAN-Technik aktiviert.

Für die Industrie brauche es dabei maßgeschneiderte Lösungen mit Open RAN Campus Netzen, erklärte

Prof. Slawomir Stanczak | Foto: Henrik Andree

Stanczak zeigte sich überzeugt, dass es dafür ein großes Potenzial gebe. Und dabei ginge es nicht nur um Großunternehmen. Er könne als Professor bei seinen Studierenden beobachten, dass es viele von ihnen eher zu kleinen und mittleren Unternehmen und Startups oder auch zu Instituts-Ausgründungen ziehe, wo sie auch Neues ausprobieren könnten. Gerade für diese Unternehmen sei es wichtig, ein funktionierendes Open-RAN-Ökosystem zu schaffen. Dafür sei in Deutschland viel Knowhow vorhanden, besonders in der semantisch gestützten Kommunikation. Das könne für das Design künftiger Netze genutzt werden, zeigte sich Professor Stanczak am Ende der halben Stunde „Nachgefragt“ optimistisch.

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