Lektionen für das Internet der Dinge: Telefónica meets Startups – IoT Edition

Foto: Henrik Andree
Veröffentlicht am 24.04.2017

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Das Internet der Dinge entwickelt sich zu einem riesigen Wachstumsmotor. Eine Studie von McKinsey sagt den wirtschaftlichen Mehrwert von IoT im Jahr 2025 bis zu 11,1 Billionen Dollar voraus, vorsichtig geschätzt. Die Perspektive, Menschen, Dinge und Abläufe in unserer physikalischen Welt mit Hilfe digitaler Systeme laufend zu vernetzten, zu vermessen und zu steuern, haben völlig neue Möglichkeiten eröffnet: Unternehmen können ihre Prozesse effektiver monitoren und steuern, Städte und Kommunen können ihre Ressourcen besser verwalten und das Leben der Bürger lebenswerter gestalten. Die Konsumenten können ihre Gesundheit, ihre Fitness, ihre Arbeits- und Freizeit optimal nutzen.

Aber auch die Herausforderungen, allen voran Cyber- und Datensicherheit sowie Datenschutz, befeuern den Bedarf an smarten IoT-Innovationen. Wohin geht die IoT-Reise? Welche Zugkraft entfaltet sich für die Startups, welche für etablierte Unternehmen? Wie können sich Startups und Konzerne gegenseitig helfen? Um diese und viele andere Fragen rund um IoT-Innovationen drehte sich der Abend des 18. April im Telefónica BASECAMP. Zusammen mit dem Bundesverband Deutsche Startups, Gründern, Acceleratoren und Unternehmensvertretern tauschten sich die Gäste über ihre Erfahrungen, Chancen und die Risiken, Best Practice Lösungen sowie Geschäftsmodelle aus.

Im BASECAMP: Starke Impulse von IoT-Experten

Den ersten Impuls lieferte Robin Tech, Gründer des Berliner Accelerators AtomLeap, das sich speziell an Hardware-Startups richtet. Seiner Erfahrung nach „übernehmen sich“ viele Gründer und wollen zu viel versuchen. „Es droht Scheitern durch Komplexität“. Als Beispiel nannte Robin den Smartwatch-Pionier Pebble, der mittlerweile zum Teil von Fitbit übernommen wurde. Mit dem Verkauf an Fitbit Ende letzten Jahres wurde leider auch das Aus für Pebble verkündet.

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Robin Tech, Foto: Henrik Andree

„Sucht und konzentriert Euch auf Nischen, oder auf einzelne Segmente. Zum Beispiel in einer Smart Factory auf die Daten, die aus den in den Maschinen verbauten Sensoren fließen. Zapft offen dargebotene Satelliten- und Bilddatenbanken an, setzt schnelle neue Geschäftsmodelle auf“, rät Robin Tech. Denn laut seiner Erfahrung haben sowohl Startups als auch etablierte Konzerne und Mittelständler enorme Erfolgsschancen, gerade bei IoT- und Industrial IoT, wenn sie sich komplementierende Partner suchen.

Telefónica NEXT: Consumer-IoT vom Konzern-Startup

Moritz Diekmann, der das Kompetenzfeld Internet of Things bei der neu gegründeten Telefónica Germany NEXT GmbH verantwortet, pflichtete Robin bei, nahm aber bei seiner Keynote vor allem die Herausforderungen im Bereich der Consumer-IoT unter die Lupe. Telefónica Next ist ein Startup, das aus einem Konzern hervorgegangen ist und deshalb beide Seiten sehr gut kennt: das Agile, Schnelle und Flexible der StartUps gepaart mit der Erfahrung, dem Know-How und den gut etablierten Strukturen der Telko mit den meisten Mobilfunkkunden auf dem deutschen Markt.

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Foto: Henrik Andree

Moritz Diekmann betonte, dass Consumer-IoT-Lösungen nicht nur technologisch adressiert werden dürfen, sondern unbedingt auch durch die klassische Marketing- und Vertriebsbrille gesehen werden müssen. Denn vieles aus diesem Segment spricht den Consumer, also die eigentliche Zielgruppe, gar nicht an. Produkte scheitern an mangelnder Usability, werden also irgendwann einfach nicht mehr genutzt. „Wir von Telefónica kommen aus dem Consumer-Business. Wir fragen uns immer – was hat der User für einen Nutzen, wo ist sein Benefit?, betont Moritz.

Dieser nutzerzentrierte Ansatz spricht den Kopf des Users genauso an, wie sein Herz: „Es geht um Personalisierung und um Emotionalität“, so Diekmann. „Auch isolierte Insellösungen, bei denen der Kunde quasi eingezäunt wird, haben keine Zukunft, denn IoT kann so viel mehr!, betont er. „Aber Data-Privacy und der klar definierte Umgang mit User-Daten muss unbedingt gewährleistet sein. Vertrauen ist die Basis für gut laufende IoT-Lösungen.“

Erfolgsstories: IoT-Pitches von jungen Unternehmen

Im Anschluss an die Impulse von Alomleap und TEF Next waren die Experten-Pitches dran. Von innovativen Startups wie Green City Solutions und Rysta, über TeamViewer, das dem Startup Status längst als erfolgreicher Mittelständler verlassen hat, zum etablierten IT-Riesen Corporate Accelerator Cisco und unserem Wayra war alles dabei. Die Speaker haben in fünf knappen Pitches ihre Lösungen, Produkte und Herangehensweisen vorgestellt.

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Foto: Henrik Andree

Der Gründer von green city solutions, Denes Honus, der zu den ersten jemals gewählten „30 Under 30 Europe“-Kandidaten in der Kategorie Social Entrepreneurs der europäischen Forbes Liste zählt, stellte City Tree vor. Technik und Natur ergänzen sich perfekt in diesem Luftreiniger aus 1682 Moos-Kulturen. Das Moos wird in einer vier Meter hohen Wand angebaut und durch IoT-Einheiten am Leben gehalten. Die Pflanzen filtern und reinigen die Luft, während die IoT misst und den Effekt analysiert. Die Filterleistung von 275 Straßenbäumen wird so auf kaum 3,5 Quadratmetern erreicht. Kein Wunder, dass sich bereits 14 Städte in 6 Ländern die Lösung eingekauft haben. Und das ist erst der Anfang.

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Foto: Henrik Andree

Sehr vielversprechend ist auch die Lösung des IoT-Startups Rysta, das aus einer Speziallösung für Labore einen multifunktionalen Baustein für das IoT entwickelt hat. Moritz Gruber, Gründer und CEO sprach davon, dass sich Rysta gezielt darauf konzentriert hat, die oft teuren und komplexen Hardware-Lösungen für die Kunden zu vereinfachen.

„Warum kann man IoT nicht einfacher gestalten, über eine API, also eine Programmierschnittstelle?“, sagt Moritz Gruber. „Die meisten brauchen nur die Daten aus den IoT-Lösungen, um darauf Anwendungen aufzusetzen, die Hardware dazu benötigen sie nicht.“ Man baue ja auch keinen Server auf, um E-Mails zu empfangen oder zu schicken. Rysta sind also smarte Datensammler: Devices, die über APIs Daten liefern für unterschiedlichste Anwendungen. „IoT-Produkte entstehen also aus der Verknüpfung von Dingen und Services, ist das Fazit von Moritz.

Cisco und Wayra: Rückenwind für die Digitalisierung

Aber auch ein großer Konzern wie Cisco kam bei den Pitches zu Wort. Jürgen Hahnrath, Head of IoE Solutions Germany bei Cisco berichtete von der Initiative Innovation Alliance, welche die Psychologie der Digitalisierung aus der Sicht des Mittelstandes unter die Lupe nimmt. „Am Ende des Tages sagen die Entscheider in den mittelständischen Unternehmen – die Herausforderungen der Digitalisierung habe ich verstanden, was sind nun aber die Lösungen?“, sagte Hahnrath, „Und genau dabei können die Startups dem Mittelstand helfen!“

Fazit des Abends: Fünf Lektionen für die IoT-Zukunft

Als Fazit des ersten Telefónica-meets-Startups-Abends mit dem Bundesverband Deutscher Startups könnten fünf Lektionen gelten, die immer wieder von den verschiedenen Sprechern genannt wurden:

  1. In der Zeit der digitalen Vernetzung ist bieten IoT Lösungen großes Potential!
  2. Nutzt Eure Stärken als Startup! Seid mutig, schnell und agil.
  3. Baut smarte Produkte, sammelt nicht einfach Daten ohne Sinn, fokussiert euch auf spezifische Segmente, die für Eure Lösungen nützlich sind.
  4. Nehmt Data Privacy sehr ernst.
  5. Sucht Euch starke Partner, die Eure Lösungen komplementieren.

Wie ein Corporate Accelerator einem Startup zum Erfolg verhelfen kann, stellte Christian Lindener, Managing Director bei Wayra Deutschland vor. Das weltweite Programm ist ein Teil der Open-Future-Initiative von Telefónica, in der alle Arten von externen Innovationen und VC-Investitionen des Telekommunikationskonzerns weltweit zusammenlaufen„Wayra bedeutet Wind in Quechua“, der Sprache, die heute noch im Andenraum Südamerikas gesprochen wird. Wind ist hier auch sehr passender Name, sagt Christian, „denn das Wayra-Programm von Telefónica wurde an 11 verschiedenen Standorten, in 10 verschiedenen Ländern, im Jahr 2011 innerhalb eines Monats ausgerollt“.

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Foto: Henrik Andree

Seitdem wurde in 664 Startups mit insgesamt 380 Millionen Euro investiert. Die innovativsten Gründerteams erhalten eine Anschubfinanzierung in Höhe von 40.000 bis 100.000 Euro, Arbeitsräume, den Zugang zum umfassenden Mentoring und Coaching von Telefónica und seinen Partnern sowie wertvolle Kontakte aus dem weltweiten Netzwerk. Zum Abschluss des neunmonatigen Programms pitchen die Startups beim Wayra Demo Day vor geladenen Branchenexperten, Investoren und Journalisten.

Seit mittlerweile sechs Jahren fördert Wayra das Wachstum innovative technologische Unternehmen auf der ganzen Welt. Zu den erfolgreichsten zählt hierzulande Foodora (ehemals Volo), das mittlerweile zu Rocket Internet gehört, oder auch Neokami, das jüngst vom Berliner IoT-Sart-Up Relayr gekauft wurde. Neokami will Firmendaten mithilfe von künstlicher Intelligenz schützen. Die Suche nach den vielversprechenden Innovatoren geht weiter. „Beim letzten Wayra Global Call haben wir über 800 Proposals erhalten, 118 davon aus Deutschland, wovon 48 IoT-Startups waren“, berichtete Christian Lindener, „Das zeigt deutlich, wie viel Potential in diesem Bereich noch zu bergen ist.“

Teamviewer: Deutsches Einhorn aus Göppingen

Eine wahre Success-Story hat auch TeamViewer vorzuweisen: Mit seiner Wartungssoftware lassen sich Computer aus der Ferne kontrollieren. Alexander Post, Director Product Management, berichtete, dass auch seine Firma, die zu den erfolgreichsten deutschen Software-Produzenten gehört, den IoT-Markt für sich erschließen will. 2005 in Göppingen gegründet und 2014 von der Private-Equity-Firma Permira  für knapp eine Milliarde US-Dollar aufgekauft, zählt TeamViewer zu den sogenannten Einhörnern.

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Foto: Henrik Andree

In einer nicht allzu fernen Zukunft sollen praktisch alle Geräte vernetzt sein. Deswegen ist es klar, dass auch TeamViewer mit seinen Fernsteuerungslösungen in unzähligen Anwendungsdomains unterwegs sein will. Bereits jetzt gibt es eine Lachsfarm mitten auf dem Meer, die per TeamViewer die Fütterung koordiniert. Stephen Hawking greift über TeamViewer auf ein Teleskop zu und es wird schon die Wartung diverser medizinischer Geräte im Weltall mithilfe von TeamViewer Software erprobt.

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