Hackathon der Bundesregierung: Programmieren gegen das Coronavirus

Bild: Pressebild #WirVsVirus
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Veröffentlicht am 26.03.2020

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Im Home-Office, ohne Körperkontakt und Infektionsgefahr tüftelten am vergangenen Wochenende knapp 43.000 Freiwillige an digitalen Lösungen, um die Corona-Pandemie und ihre Folgen einzudämmen. Initiiert wurde der Online-Hackathon #WirVsVirus durch das Bundeskanzleramt.

Das hochansteckende Coronavirus SARS-CoV-2 stellt die Gesellschaft auf den Kopf und vor nie gekannte Herausforderungen. Die Lösungen dafür kann niemand alleine finden. Die Bundesregierung und sieben soziale Initiativen haben daher in der vergangenen Woche zum Online-Hackathon #WirVsVirus aufgerufen. Die Idee: Neue Herausforderungen gemeinsam meistern. Fast 48 Stunden – von Freitagabend bis Sonntagnachmittag – arbeiteten knapp 43.000 Teilnehmer*innen daran, Apps und andere Lösungen zur Bewältigung der Corona-Krise zu gestalten und zu programmieren. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), der Schirmherr von #WirVsVirus, erklärte im Anschluss:

 „Das war offenkundig der größte Hackathon, der jemals weltweit durchgeführt wurde“.

Not macht erfinderisch

Bei einem Hackathon geht es darum, innerhalb eines begrenzten Zeitraumes – etwa an einem Wochenende – interdisziplinär kreative Lösungen für ein Problem zu finden. Normalerweise treffen sich die Teilnehmenden an einem bestimmten Ort, doch aufgrund der Coronakrise musste es an diesem Wochenende digital funktionieren. Gestartet war der #WirVsVirus-Hackathon mit einem Aufruf, Herausforderungen aus den Bereichen Information, Gesundheit, Familie und Soziales sowie Versorgung zu identifizieren und zu sammeln. Die eingereichten „Challenges“ waren dabei so umfangreich wie die Auswirkungen der Coronakrise selbst.

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Sie reichten von: Wie richten wir unser Home-Office optimal ein? Wie nutzen wir anonymisierte Mobilfunkdaten zur Erstellung von Bewegungsprofilen? Bis hin zu: Wie unterstützen wir den Blumenladen von nebenan? Über 700 solcher Herausforderungen wählten die Organisator*innen vor dem Start der Programmierphase aus den fast drei Mal so vielen eingereichten Ideen aus und fassten sie zu 48 Themenkomplexen zusammen. Rund 100 Herausforderungen kamen dabei von der Bundesregierung.

1.500 Ideen gegen COVID-19 und seine Folgen

Skype, Hangouts, Slack, Twitter. Das Repertoire an Kommunikationstools, mit denen sich die Teilnehmenden organisierten und austauschten war bunt gemischt. Doch der Instant-Messaging-Dienst Slack, auf dem die Veranstaltung kommuniziert und organisiert wurde, hielt anfangs dem großen Andrang nicht stand. Auf Twitter schaltete sich daraufhin sogar der kanadische Chef des Messengerdienstes, Stewart Butterfield, ein. Wenn auch mit Verzögerung konnten die Teams noch am Freitagabend mit dem Programmieren beginnen.

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Unterstützt wurden die Teilnehmenden von sogenannten Mentor*innen, unter denen sich neben Unternehmen und Start-ups auch die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, befand. Das Resultat am Sonntagabend sprengte dann alle Erwartungen: 1.500 konkrete Projekte und Anwendungen hatten die freiwilligen „Hacker“ entwickelt. Darunter ein globales Online-Register für Beatmungsgeräte, Rechenmodelle zur Schätzung von Coronavirus-Infektionen und eine bundesweite Echtzeit-Darstellung freier Krankenhaus-Kapazitäten. Andere Projekte zielten darauf ab, den improvisierten Online-Unterricht zu verbessern oder die Verteilung von Lebensmitteln und Hilfe bei der Ernte zu organisieren.

Möglichst viele der 1.500 entwickelten Ideen sollen fortgeführt werden. „Ich sehe es als meine Verpflichtung an, dass wir uns die Ergebnisse anschauen und mithelfen, dass ganz viele der guten Ideen jetzt auch in der Wirklichkeit landen, wo sie den Menschen wirklich nützen“, erklärte Helge Braun. Die Bundesregierung sowie die Organisator*innen wollen in den nächsten Tagen alle Projekte prüfen und jedes einzelne sichten. Ende der Woche soll eine Jury besonders herauszuhebende Projekte benennen. Die Jury setzt sich zusammen aus Mitgliedern der Zivilgesellschaft, der Tech-Community sowie der Bundesregierung. Dann wird auch bekannt gegeben, wie die einzelnen Projekte weiter unterstützt werden. Alle Projekte sollen für die Öffentlichkeit auf Youtube veröffentlicht werden.

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Das Interesse an #WirVsVirus ist aber auch bei den Regierungen anderer Länder groß. Nach Angaben der Bundesregierung haben sich bereits sieben weitere Länder gemeldet, die in den kommenden zwei Wochen einen Hackathon unter dem Titel #WirvsVirus beziehungsweise #WevsVirus organisieren wollen. Geplant seien ähnliche Aktionen in Indien, Schweiz, Belgien, Kanada, Argentinien, Kolumbien und Brasilien.

Für alle Motivierten geht es weiter…

Gegen die Krise hacken will auch das CityLab Berlin. Zwar ohne Hackathon dafür aber mit einer Ideenplattform, auf der das Innovationspotenzial der letzten Tage eingefangen und ausgebaut werden soll. Als Schnittstelle will das Onlineprojekt „Hack the Crisis“ Gesundheitsbehörden, Wissenschaft und all jene engagierte Menschen vernetzen, die mit digitalen Lösungen COVID-19 den Kampf ansagen wollen. Eingereicht werden können sowohl bereits laufende Vorhaben als auch neue Vorschläge. Der Vorstandsvorsitzende der Technologiestiftung Berlin, Nicolas Zimmer, brachte das Ziel des Projektes auf den Punkt:

„Lasst uns online zusammenrücken, um gemeinsam kreative Lösungen gegen die Krise und ihre Folgen zu finden.“

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