European Startup Monitor: Kooperation und Internationalisierung

Veröffentlicht am 23.11.2016

Foto: European Startup Monitor (ESM)
Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. und das European Startup Network haben ihre neue Untersuchung über die europäische Startup-Szene veröffentlicht. Der zweite  European Startup Monitor (ESM) wurde am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge vorgestellt, die mit dem Telefónica BASECAMP zur Hauptstadtrepräsentanz von Deutschlands größtem Mobilfunkanbieter gehört. Der ESM ist durch die Befragung von über 2.500 Startups mit mehr als 23.000 Mitarbeitern aus 17 EU-Ländern und Israel die umfassendste Studie über das europäische Startup-Ökosystem.

Die Untersuchung wurde gemeinsam von zwei großen Unternehmen als Partner gefördert: der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Telefónica Deutschland Holding AG. Der Bundesverband Deutsche Startups betreute die Erhebung und führte sie in Kooperation mit dem European Startup Network sowie über 90 Netzwerkpartnern durch. Anschließend wurden ihre Daten vom Lehrstuhl für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen ausgewertet, woraus sich nun Handlungsempfehlungen für die Politik ergeben, die zur Förderung der Startups auf dem Kontinent dienen können. Denn der ESM erfasst auch besonders präzise die Herausforderungen, welche die jungen Firmen bewältigen müssen.

Herausforderung: Vertrieb und Neukundengewinnung

Europäische Gründer sind demnach im Durchschnitt 29,9 Jahre alt, zu 85,2 Prozent männlich und besitzen zu 79 Prozent die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem sie gründen. Als ihre größten Herausforderungen nennen die Startups den Vertrieb und die Neukundengewinnung, die sie besonders durch mehr Internationalisierung und Kooperationen mit etablierten Unternehmen zu bewältigen versuchen.

Startup Studie ESM 2016: Geschlecht der Gründer, Kooperationen und aktuelle Herausforderungen 1280x720
ESM 2016: Geschlecht der Gründer, Kooperationen und aktuelle Herausforderungen

Mit einem Anteil von 19,5 Prozent der Nennungen fordert der Vertrieb die jungen Firmen am meisten heraus, gefolgt von der Produktentwicklung (17,1 Prozent) und dem Wachstum (16,6 Prozent). Die Kapitalbeschaffung landet mit 12,1 Prozent nur auf Platz 4 der meistgenannten Herausforderungen. Fast drei von vier europäische Startups kooperieren deshalb mit etablierten Unternehmen. Die meisten Startups (79,8 Prozent) möchten durch diese Kooperationen den Zugriff auf Kunden und Märkte erlangen. Die Hälfte der Startups haben ein oder zwei Partnerunternehmen.

Lösung: Kooperationen mit etablierten Unternehmen

Startups suchen insbesondere auch nach Kooperationen mit etablierten Unternehmen und anderen Startups, um gemeinsam in Marketing und Vertrieb den Markt anzusprechen“, erklärte Prof. Dr. Tobias Kollmann, wissenschaftlicher Leiter des ESM und Professor für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen, bei der Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge. „Immerhin 73,7 Prozent der Startups arbeiten mit großen Unternehmen aus Mittelstand und Industrie zusammen. Diese liefern Zugang zu realen Märkten mit einer großen Kundschaft.“

European Startup Monitor: Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge
European Startup Monitor: Pressekonferenz in der Telefónica Digital Lounge

Dabei erweisen sich die jungen Firmen auch als Jobmotoren. Jedes europäische Startup schafft im Durchschnitt 12 Arbeitsplätze, zeigt die neueste Ausgabe des European Startup Monitor. Die höchsten Anzahlen an Beschäftigten haben demnach die Startups aus Ländern in Nord- und Mitteleuropa, wie der Schweiz, Finnland, Deutschland und Frankreich. Eher wenige Mitarbeiter haben die befragten Unternehmen aus südeuropäischen Ländern, wie Griechenland und Italien.

Zuwachs: Mehr Umsatz in anderen EU-Ländern

Mehr als die Hälfte ihrer Umsätze erzielen diese europäischen Startups bereits außerhalb ihrer Heimatmärkte. Der Anteil des Umsatzes aus europäischen Ländern stieg seit der letzten Befragung auf 30,9 Prozent, während der Anteil der weltweiten Umsätze auf 24,3 Prozent sank. Die Startups mit der stärksten Fokussierung auf ihre Heimatmärkte findet man in Deutschland (59,6 Prozent), den Niederlanden (59,4 Prozent) und Frankreich (57,1 Prozent). Der ESM zeigt allerdings auch, dass beinahe 80 Prozent den Schritt ins Ausland oder eine weitere Internationalisierung in den kommenden 12 Monaten planen.

Startup-Studie ESM 2016 - Ergebnisse Teil 1
Startup-Studie ESM 2016: Umsatz nach Märkten, Innovationskraft, Teamgröße und Mitarbeiter

Die Internationalisierung wird jedoch durch die politischen Rahmenbedingungen gehemmt. Die Gründer identifizierten die Unterschiede in der Gesetzgebung und Regulierung zwischen den Ländern als größte Hürde“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Florian Nöll, während der ESM-Präsentation bei Telefónica. „Hier muss die EU ansetzen und schnellstmöglich einheitliche Rahmenbedingungen schaffen. Wir brauchen einen einheitlichen europäischen Kapitalmarkt und die Digitalunion.“

Nachholbedarf: Viel Innovation und wenig Gründerinnen

Die Untersuchung verdeutlicht auch, wie innovativ die europäischen Startups sind. Die meisten Unternehmen (89,5 Prozent) stufen ihre Produkte als Neuheiten für ihre Märkte ein. Mehr als die Hälfte gaben sogar an, dass ihre Produkte auch international eine Marktneuheit sind. Dabei sehen aber nur drei von zehn Startups auch ihre Geschäftsmodelle (27,9 Prozent) oder Verfahren (28,2 Prozent) als internationale Marktinnovationen an.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von zu laden.

Inhalt laden

 

 

 

 

Und noch mehr Nachholbedarf gibt es bei der Geschlechterverteilung: Der Anteil an weiblichen Startup-Gründerinnen liegt bei gerade einmal 14,8 Prozent. Das Land mit der höchsten Quote ist Großbritannien (33,3 Prozent), während Österreich (7,1 Prozent) und die Schweiz (10,7 Prozent) am Ende der Skala liegen. Mehr als drei von vier Startups werden von Teams gegründet. Ein reichliches Drittel besteht dabei aus zwei Gründern (34,5 Prozent) und ein knappes Viertel (24,3 Prozent) aus drei. Besonders wenige Teamgründungen gibt es in Irland und den Niederlanden, während am häufigsten in Griechenland und Finnland als Team gegründet wird.

 

Mehr Informationen:

Downloads als PDF: European Startup Monitor 2016 | Zusammenfassung und Ansprechpartner
European Start-up Monitor: Gründer setzen auf Internationalisierung (wiwo.de)
Startup-Szene: So steht es um das Startup-Europa (gruenderszene.de)
Studie: Anteil von Start-up-Gründerinnen bei 14,8 Prozent (dpa-AFX)
European Startup Monitor 2016: Europa wird kein zweites Silicon Valley (wired.de)
Deutsche Startups in europäischer Spitzengruppe bei Mitarbeiterzahl (Dow Jones)

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion