E-Health: Gesünder durchs Leben per App

Veröffentlicht am 20.03.2017

Bei einem Herzinfarkt kommt es auf jede Minute an. Die Mobile-Retter-App will jetzt die Wartezeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken und damit Leben retten. Parallel zum Anruf bei der 112 können künftig mit der App geschulte Ersthelfer in der Umgebung über den Notfall informiert werden, die aufgrund der örtlichen Nähe häufig schneller am Ort des Geschehens sind als die Kollegen in den Rettungsfahrzeugen. Lebensrettende Sofortmaßnahmen können auf diese Weise entscheidende Minuten früher ergriffen und bleibende Schäden oder der Tod dadurch verhindert werden.

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Diese App ist wahrscheinlich die einzige, die in so dramatischen Situationen zum Einsatz kommt, bei weitem nicht die einzige im Bereich Gesundheit: weltweit gibt es mehr als 100.000 Apps mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen, Funktionen und Zielen. Sie kommen aus der Wirtschaft, von Start-ups oder Pharmakonzernen, einige wenige auch von Krankenkassen oder gemeinnützigen Vereinen. Ob man seinen Migränekalender digital verwaltet oder per Smartphone die eigene Fitness überwacht – Apps ermöglichen die individuelle Selbstkontrolle, aber auch die Vernetzung mit anderen Kranken, Ärzten oder eben mobilen Rettungshelfern.

Digitale Augen, elektronische Verhütung oder individuelle Gesundheitspläne

Ähnlich wie die mobilen Retter setzt auch die BeMyEyes App auf die Vernetzung von Nutzern und Helfern. Sie richtet sich an blinde Personen, die über die App freiwillige Helfer kontaktieren können, beispielsweise um das Ablaufdatum der Milch zu erfahren. Health per AppSie können dann einfach ein Foto der Milch senden oder auch per Video mit den Helfern in Verbindung treten. Darüber hinaus gibt es einige Apps zur Verwaltung digitaler Krankenakten, die an behandelnde Ärzte auf Wunsch weitergeleitet werden können. Wieder andere setzten auf den Austausch von Patienten untereinander als Therapie Hilfe. Mit der WeissenListe-App können Kranke passende Ärzten in der Umgebung suchen und vergleichen.

Eine Vielzahl von Apps bieten digitale Dokumentation an, oft in Verbindung mit Informationen zu einem bestimmten Krankheitsbild wie Diabetes. Die App MyTherapy (kostenlos für Android und iOS) dokumentiert Gesundheit rundum: Sie erinnert an Medikamente, die eingenommen werden müssen, wieviel und welche sportliche Betätigung noch aussteht, oder wann der Blutzucker gemessen werden muss.

Die meisten Gesundheits-Apps sind in den Bereichen Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung angesiedelt. Auch Impfungen und Schwangerschaft sowie Austausch zwischen Krankenkassen und Versicherten sind häufige Themen, hat die Stiftung Warentest in ihrer Studie des App-Angebots von gesetzlichen Krankenkassen herausgefunden.

„Diagnostik oder Therapie von Krankheiten spielen so gut wie keine Rolle.“

Hohe Erwartungen an Gesundheits-Apps

Diese Befunde teilt auch eine umfangreiche Studie zu den Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps von Charismha, gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit. Potenziale sieht die Studie zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen oder die Bevölkerung auf dem Land. Dafür müssten aber

„Apps die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ebenso wie ihre Voraussetzungen adressieren. Derzeit sind Apps, die das adäquat umsetzen, selten. Meist werden eher die Bedürfnisse der Allgemeinheit adressiert“, heißt es weiter.

Auch die Europäische Kommission bekräftigt das Potenzial von Gesundheits-Apps, Prozesse im Gesundheitswesen zu dezentralisieren und das Selbstbestimmungsrecht von Patienten zu fördern. Bereits 2012 beschloss die Kommission den „Aktionsplan für elektronische Gesundheitsdienste 2012–2020“.

Allerdings sehen Experten noch Nachholbedarf bei der Qualitätskontrolle und beim Datenschutz.

„Qualitativ hochwertige (Gesundheits-)Apps, die valide Informationen bieten sowie ihre Zweckbestimmung verlässlich und sicher erfüllen sind eher die Ausnahme als die Regel“, heißt es in der Charismha-Studie.

Patienten wie medizinischen Fachkräften fiele die Orientierung auf dem App-Markt schwer. Zu dieser Beurteilung kommt auch Stiftung Warentest. Ein wenig Abhilfe schafft aber zum Beispiel die unabhängige Plattform HealthOn, die fortwährend Gesundheits-Apps testet und Informationen rund um das Thema veröffentlicht.

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