Bargeldlos leben und spenden

Veröffentlicht am 03.03.2016

Sie ist sechseckig, transparent und häufig gut gefüllt. Die Spendendose des Deutschen Kinderhilfswerks gibt es seit 1979 und fast jeder Deutsche kennt sie. In über 40.000 Geschäften, Banken und Apotheken kann man lästiges Kleingeld – ob in Euro, Fremdwährung oder sogar D-Mark – dem guten Zweck spenden. Mit vielen Tonnen Hartgeld in Münzen und Scheinen pro Jahr finanziert das Kinderhilfswerk Kinder- und Jugendprojekte im ganzen Land. Obwohl es sich in den Spendenboxen noch nicht bemerkbar macht, zahlen doch immer weniger Menschen ihren Einkauf mit Bargeld und, die bargeldlose Gesellschaft scheint nur eine Frage der Zeit.

Bargeld in Deutschland besonders beliebt

Bargeld ist nach wie vor das liebste Zahlungsmittel der Deutschen. Noch 79 % aller Einkäufe werden hierzulande bar bezahlt – viel mehr als in anderen Industrienationen der Welt. Besonders kritische wird deshalb hierzulande auch die von der Bundesregierung angedachte Obergrenze von 5000 Euro für Bartransaktionen diskutiert, die in anderen Länder bereits eingeführt ist. Während die Bundesregierung argumentiert, dass dadurch Straftaten und Terrorangriffe erschwert würden, fürchten andere „fantastische neue Überwachungsmöglichkeiten“. Die deutschen Händler lehnen eine Obergrenze ab, obwohl ein Leben ohne Bargeld vieles vereinfachen könnte. Kein Geld zählen, kein Wechselgeld vorhalten, keine Kontrolle der Mitarbeiter…alles wunderbar digital und damit transparent. Um alternative Zahlvorgänge attraktiver zu machen, vereinfachen die Händler unter anderem die Kartenzahlung per Giro- oder Kreditkarte nachdem jetzt auch die Gebühren gedeckelt sind. In Deutschland hat allerdings nur jeder dritte überhaupt eine entsprechende Karte und daran könnte auch die Einführung der ganz innovativen Angeboten wie Mobile Payment scheitern. Apple und Google bieten mit Apple Pay und Android Pay zwar einfache Lösungen zur kontakt- und kartenlosen Zahlung mit dem Smartphone an, doch bisher kann man beide nicht in Deutschland nutzen.

Bargeldlos leben

Unsere europäischen Nachbarn sind in der Entwicklung zur bargeldlosen Gesellschaft schon viel weiter. Während bei uns ein Bargeldlos-für-eine-Woche-Experiment einen detaillierten Blog wert ist, weil es fast unmöglich scheint sieben Tage ganz ohne Münzen und Scheine auszukommen, kann man in Schweden selbst an der öffentlichen Toilette mit Karte bezahlen. Während die Niederlande die 1- und 2-Cent-Münzen schon 2004 für unnütz erklärt und fast vollständig aus dem Verkehr gezogen haben, hält der deutsche Handel an ihnen fest. Für den Einzelhandel leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Preisdifferenzierung sagt der Verband. Der Einzelhandel in der nordrhein-westfälischen Stadt Kleve an der niederländischen Grenze sieht das allerdings anders. Hier wird seit dem 1. Februar ebenfalls auf die zwei kleinsten Cent-Münzen verzichtet.

Welche Auswirkung der Verzicht auf das „Braungeld“ im eigenen Geldbeutel haben wird, ist noch nicht ausgemacht. Allerdings müssen Kartenzahlung und Mobile Payment nicht gleich weniger Spendenbereitschaft bedeuten. So funktioniert beispielsweise das Aufrunden-System unter anderem von der Initiative „Deutschland rundet auf“ auch bei bargeldlosen Bezahlarten. Mit einem einfachen „Aufrunden bitte!“ kann jeder an der Kasse auch bei Kartenzahlung Cent-Beträge spenden und damit den Kampf gegen Kinderarmut unterstützen.

Eine niederländische Stiftung hat in einer Erhebung sogar festgestellt, dass zwanzig Prozent der Menschen, die auf der Straße angesprochen eine Spende für einen wohltätigen Zweck tätigen, diese mit Karte bezahlen. Dabei ließ sich beobachten, dass die Kartenzahlungsspenden mehr als 5 Mal so hoch waren wie die Barspenden. Grund dafür sei, dass Menschen grundsätzlich bereit wären zu spenden, nur oft nicht das passende Bargeld bei sich hätten. Die professionellen Spendensammler wird diese Beobachtung erleichtern, denn jetzt müssen sie „nur noch“ innovative, nutzerfreundliche Ideen für digitales Spendensammeln entwickeln.

Spenden ohne Bargeld

Beim Deutschen Kinderhilfswerk hat man neben der sechseckigen Box auch noch andere Möglichkeiten im Angebot. Neben der Online-Spende per Kreditkarte oder Paypal kann man auch im Spendenshop online einkaufen oder sich mit dem Merksystem der Gedächtnisweltmeisterin Christiane Stenger die Spendennummer des Deutschen Kinderhilfswerkes einprägen, um ganz konventionell eine Banküberweisung zu tätigen. Einen Schritt weiter ist man schon im Ulmer Münster. Dort nimmt der Klingelbeutel auch EC-Karte – inklusive Spendenbescheinigung für das Finanzamt. Spenden war also nie einfacher und kann in Zeiten von Mobile Payment nur noch einfacher werden.

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