Autonomes Fahren: 30 Kilometer Zukunft

Veröffentlicht am 19.02.2018

Auf den ersten Blick wirkt es wie jede beliebige Autobahn in Deutschland, doch bei näherer Betrachtung bergen die 30 Kilometer A9 zwischen Nürnberg-Feucht und Greding ein hoch innovatives Testfeld für die Mobilität der Zukunft. Ausgestattet mit Highspeed-Mobilfunk und einer innovativen Radarsensorik werden dort die Möglichkeiten einer Mobilität 4.0 getestet und erprobt. Dabei geht es z. B. um intelligente Glättevorhersagen, Notrufsäulen, die vor Falschfahrern und Verkehrsstörungen warnen oder vernetztes und automatisiertes Fahren. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt verschiedenster Akteure aus Wissenschaft, Automobilindustrie, Digitalbranche und Politik, in dem das Know-How aus allen Bereichen gebündelt wird.

Foto: CC BY-ND 2.0 Flickr User Gerhard Trautmannsberger. Bildname: Autobahn A9. Ausschnitt bearbeitet.

Schlüsseltechnologie 5G

Eine entscheidende Voraussetzung für die Umsetzung von automatisierten und vernetzten Fahren ist die Schlüsseltechnologie 5G. Durch die von dieser Technologie bereitgestellte hohe Datenübertragungsrate ist eine Echtzeitkommunikation von Fahrzeug-zu-Fahrzeug sowie zwischen Fahrzeug und Infrastruktur möglich. Eigenständiges Beschleunigen, Überholen und Abbremsen des Fahrzeugs werden erst durch diese Technologie zur Wirklichkeit.

Geschaffen wurde diese besondere Infrastruktur auf der Teststrecke von dem industrieübergreifenden Konsortium „5G-ConnectedMobility“, dessen Mitglieder unter anderem Ericsson, Telefónica, 5G Lab Germany und die Bundesnetzagentur (BNetzA) sind und das auch vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert wird. Dazu operiert „5G-Connected Mobility“ in einer eigenständigen Infrastruktur und ist nicht von einem kommerziellen Netzwerk abhängig. Der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bezeichnet den Mobilfunkstandard 5G als „Startschuss für das digitale Echtzeitalter“. Professor Dr. Frank H.P. Fitzek vom 5G Lab Germany, TU Dresden, meint:

„Vernetzte Autos werden die Sicherheit im Verkehr erheblich steigern, bedingen aber auch neue Technologien für die dynamischen Netze der Zukunft.“

Innovationsstandort Deutschland

Mit dem „Digitalen Testfeld A9“ wird eine Vorgabe der von der Bundesregierung im September 2015 beschlossenen „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“ umgesetzt. Diese sieht in den sechs Handlungsfeldern Infrastruktur, Recht, Innovation, Vernetzung, IT-Sicherheit und Datenschutz vielfältige Maßnahmen zur Gestaltung des Straßenverkehrs der Zukunft vor. Ziel der Strategie ist es, die Verkehrssicherheit, und -effizienz zu erhöhen, mobilitätsbedingte Emissionen zu reduzieren sowie den Innovations- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Dobrindt ist sich sicher:

„Das automatisierte und vernetzte Fahren wird die Verkehrssicherheit erhöhen, den Verkehrsfluss deutlich verbessern und die Kapazitäten steigern. Fahrer und Umwelt werden entlastet, zusätzliche Wertschöpfung generiert und neue Arbeitsplätze geschaffen.“

Neben der Einrichtung verschiedener Testfelder, wie z.B. jenes auf der A9, wurde das Vorhaben der Strategie, ein Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes zu erlassen, im Juni 2017 umgesetzt. Dieses Gesetz enthält grundlegende Regelungen zum Zusammenwirken zwischen Fahrer/in und Kraftfahrtzeugen mit hoch- und vollautomatisierten Fahrfunktionen.

Bis die Strategie des BMVI vollständig umgesetzt sein wird, ist es allerdings noch ein langer Weg, wie dem neuesten Bericht zur Umsetzung der „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“ vom November 2017 zu entnehmen ist. Bis dahin tummeln sich die Entwickler und Wegbereiter der Mobilität der Zukunft weiterhin auf der Teststrecke A9. Wer solange selbst ein wenig modernste Mobilität schnuppern möchte, kann dies mit etwas Glück bei der nächsten Fahrt auf der A9 tun, wenn einen dort ein automatisiertes Fahrzeug überholt.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion