Agentur für Sprunginnovation: Drei revolutionäre Projekte

Logo SPRIN-D Bundesagentur für Sprunginnovationen
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Veröffentlicht am 01.07.2021

Ob vonseiten politischer Parteien wie der FDP, den Grünen, oder Unternehmen: Sie alle fordern mehr Investitionen und mutige Schritte in Richtung innovativer Technologien „made in Germany“. Die 2019 gegründete Agentur für Sprunginnovationen in Deutschland, SPRIN-D, soll genau dies tun –  Ideen sichten, Expert:innen fördern und finanziell unterstützen.

Die SPRIN-D agiert dabei als Förderinstrument der Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird vom Unternehmer Rafael Laguna de la Vera geleitet. „Kreative Ideen, schneller Transfer in den Markt – und Mut zum Risiko“, so das Motto der Agentur.

Durch schnelles und flexibles Fördern soll „disruptiven“ Innovationen zum Einstieg in und Erfolg am Markt verholfen werden, sprich solchen, die ganze Märkte verändern und neu schaffen können –  wie etwa das Smartphone. Im Vergleich zur neu gegründeten „Cyber-Agentur“ ist die SPRIN-D in ihren Projekten allerdings rein zivilgesellschaftlich ausgerichtet.

400 Ideen, sieben revolutionäre Projekte

Die Hürden zur Einreichung von Projektvorschlägen sind dabei so niederschwellig wie möglich gehalten worden. Ein kurzer Selbstcheck mittels eines Leitfadens auf der Internetseite der SPRIN-D genügt. Im ersten Jahr wurden dadurch rund 400 Ideen gesichtet und von Expert:innen der SPRIN-D analysiert. Aktuell laufen sieben geförderte Projekte, von denen drei besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.

Sieben Jahre Vorentwicklung stecken in der Idee des SpiNNaker2, den Christian Mayr , Professor für hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik an der TU Dresden, mit seinem Team bis Ende des Jahres zusammenschrauben will. Ein Supercomputer, der das menschliche Gehirn simulieren soll, oder wie es Christian Mayr nennt: „Klassische KI“. Der neu entwickelte Chip verfügt über sogenannte Beschleuniger, durch die Prozesse schneller ablaufen sollen, ähnlich der Funktion von Neuronen und Synapsen beim Menschen.

70.000 solcher Chips planen Christian Mayr und sein Team in einer einzigen Maschine zu verbauen, von denen jeder einzelne in der Lage sein soll, Prozesse der Sprachverarbeitung und Sprachanalyse direkt umzusetzen. Der „Umweg“ über eine Cloud sei dann nicht mehr nötig, was die Prozesse nicht nur schneller, sondern auch sicherer machen soll.

Digital ist gut, analog ist besser?

Bernd Ulmanns Idee erscheint zunächst als eine sehr ähnliche: Ein Rechner, der das menschliche Nervensystem imitieren soll, um schneller und energieeffizienter zu arbeiten. Der große Unterschied zum SpiNNaker2: Ulmanns Rechner ist ein Analogrechner. Anders als jene Rechner, die seit Mitte der 1980er Jahre zunehmend von Digitalrechnern verdrängt wurden, wird es aber nicht das klassische Bild von in den Raum hängenden Kabeln und Leitungen geben. Der von der SPRIN-D geförderte Analogrechner soll auf einen wenige Quadratmillimeter kleinen Chip passen.

Den großen Vorteil sieht Bernd Ulmann in der Art und Weise, wie analoge Computer funktionieren und arbeiten. Während ein digitaler Computer mittels Algorithmus einzelne Schritte nach und nach abarbeitet, sprich sequentiell operiert, bearbeitet der Analogrechner die Schritte parallel. Zehn bis fünfzehn Expert:innen und zwei Jahre Zeit benötige der Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Ökonomie & Management in Frankfurt am Main für die Fertigstellung des Rechners, der durch einen Digitalrechner programmiert werden soll. Ganz analog geht es dann doch nicht.

Europäische Cloud-Infrastruktur

Foto: CC0 1.0, Pixabay User geralt | Ausschnitt angepasst

Europa stecke in einem IT-Dilemma, das Kurt Garloff zwischen „datenschützend, aber altmodisch“ und „modern, aber ohne Datenkontrolle“ einordnet. Entweder europäische Rechenzentren und Serverräume, die teuer und langwierig in der Planung und Umgestaltung sind, oder US-amerikanische oder chinesische Cloud-Lösungen, wo die eigene Datensouveränität nicht mehr gegeben ist. Für die IT- und Open-Source-Spezialisten Kurt Garloff, Christian Berendt, Peter Ganten, Dirk Loßack und Dr. Oliver Mauss muss eine Lösung her: eine unabhängige Dateninfrastruktur für Europa.

Im Kontext des GAIA-X Projekts der EU arbeiten sie an einer unabhängigen Software, der Sovereign Cloud Stack (SCS), zum Betrieb einer Cloud-Infrastruktur, wobei sie auf Open-Source setzen. Nur so könne echte Digitale Souveränität gewährleistet werden. Das Ziel: Eine Cloud-Infrastruktur unter europäischer Kontrolle, die durch Transparenz verschiedene Cloud-Anbieter:innen zur Kollaboration verhelfen soll.

Bürokratische Hürden als Hauptproblem

Um nicht nur solche Projekte weiter adäquat fördern zu können, fordert SPRIN-D-Leiter Rafael Laguna de la Vera mehr als nur mehr Geld, wie er in einem Interview verrät. Vor allem Gesetze und Vorgaben stünden zu Innovationen häufig im Weg, wie es sie in anderen Staaten nicht gebe.

„Wir haben Vergaberecht und noch so viele andere wunderbare Dinge, die dazu führen, dass wir sehr inflexibel sind. Das haben die Amerikaner nicht, und die Chinesen schon mal gar nicht.“

Grafik: Logo SPRIN-D Bundesagentur für Sprunginnovationen

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