Schutzengel digital

Veröffentlicht am 24.02.2014

Die Digitalisierung macht vor keinem Lebensbereich halt. Nun sind auch die Schutzengel betroffen, die seit einiger Zeit ein digitales Dasein pflegen. Per SMS, E-Mail oder App informieren sie über Gefahren und schicken Katastrophenwarnungen an die Nutzer. Ob Unwetter, Bombenfund oder Brand – der Schutzengel warnt, wenn die Person ein Gefahrengebiet betritt oder sich darin aufhält. Doch auch Menschen in Krisengebieten können sich mittels App bei Verwandten und Freunden melden und so ein kurzes Überlebenszeichen an die besorgten Angehörigen schicken. Bei einer Katastrophe, auch einer drohenden, ist jede Vereinfachung der Kommunikation entscheidend. Daher haben sich weltweit verschiedene Menschen darüber Gedanken gemacht, wie man die rasante Verbreitung von Smartphones nutzen kann, um das Leben zu erleichtern oder sogar manches zu retten.

Der digitale Schutzengel schreibt Nachrichten

KATWARN steht für Katastrophenwarnung und kann aktuell in 7 Städten und ebenso vielen Landkreisen genutzt werden, darunter Berlin, Frankfurt, Hamburg und Nürnberg. Bürger können sich online registrieren oder die App herunterladen, um kostenlos Warnungen als Mitteilung zu erhalten. Dazu geben sie ihre Postleitzahl an und aktivieren die Ortungsfunktion ihres Smartphones. Über den aktuellen Standort wacht der sogenannte „Schutzengel“, daneben können noch zwei weitere Orte ausgewählt werden. Als in einem Stadtteil von Hamburg ein Bombenblindgänger gefunden wurde, warnte die App die Betroffenen in diesem Bereich. Darüber hinaus informiert der Dienst auch über die empfohlene Reaktion, falls gehandelt werden muss.

Eine weitere Erfolgsgeschichte dieses Dienstes meldet die Berliner Feuerwehr. In einer veröffentlichten Dankesmail beschreibt ein Vater, wie dank KATWARN ein Kindergarten im Berliner Bezirk Reinickendorf vor den Rauchwolken eines Großbrandes im Oktober 2012 gewarnt werden konnte. Eltern und Erzieherinnen waren begeistert von dem Service, durch dessen Hinweis sie die Kinder in Sicherheit bringen konnten. Das regionale Warnsystem wurde vom Fraunhofer-Institut FOKUS im Auftrag der öffentlichen Versicherer Deutschlands entwickelt und seit der Einführung 2009 kontinuierlich verbessert und getestet.

Ausbau der Warnkanäle

Einem ähnlichen Prinzip ist die Hamburg Port Authority gefolgt. Sie bietet bereits verschiedene Möglichkeiten, die Bevölkerung und die Hafenbetriebe vor Hochwasser im Hamburger Hafen zu warnen. Neben Sirenen, Lautsprecherwagen und Rundfunkmeldungen gibt es nun die Ergänzung „FlutWarn Hafen“, die bei Sturmflutgefahr per SMS und E-Mail Warnungen und Verhaltensempfehlungen an Personengruppen im Hafengebiet sendet. Zudem tüfteln Schüler eines Gymnasiums an einer App namens „Cyberstorm“, die Menschen vor Tsunamis und anderen Naturkatastrophen warnen soll. Außerdem soll die App den Empfängern auch Ratschläge in Bild und Text geben, wie sie sich in Sicherheit bringen können und wo es Orte für Notfallhilfen gibt.

Per App ein Lebenszeichen senden

Viele Menschen haben allerdings keinen digitalen Schutzengel, leben aber in einem Krisengebiet. Dank der Erfindung einer jungen Libanesin haben sie nun die Möglichkeit, Familie und Freunde zu beruhigen, wenn ein Anschlag in ihrer Nähe passiert und die überlasteten Funknetze in der Folge keine Anrufe zulassen. Die Studentin, die im Ausland lebt und studiert, entwickelte eine App, mit der ganz einfach und unkompliziert eine standardisierte Nachricht über Twitter gesendet wird, die als Lebenszeichen für die Angehörigen dient. Mit einem Klick kann man seine besorgten Bekannten beruhigen. Bei Twitter wird dann eine Liste derer angelegt, die eine solche Nachricht versendet haben, so dass auch für alle anderen sichtbar wird, wo gerade eine Notsituation ausbricht. Schön wäre es natürlich, wenn Apps solche Krisen ganz verhindern könnten – doch das bleibt wohl Aufgabe der Politik.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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