Peer Steinbrück wäre ein guter twitterer

Veröffentlicht am 09.10.2012

Wahrscheinlich hat Peer Steinbrück nicht mit diesem umfangreichen Echo gerechnet, als er unlängst beim UdL Digital Talk meinte, dass er nicht twittern möchte. Seit dem UdL Digital Talk hat sich eine – nicht ganz unbedeutende – Tatsache geändert: Peer Steinbrück ist kein einfacher Abgeordneter mehr sondern Kanzlerkandidat der SPD und somit bereits im Wahlkampf für die Bundestagswahl 2013. Wir haben mit Lars Klingbeil, Bundestagsabgeordneter für die SPD und Netz-Experte, über Social Media in der Politik gesprochen.

Wieso twitterst Du? Welchen Mehrwert bietet Dir twitter?

Lars Klingbeil: Es macht mir Spaß. Ich lerne dort spannende Menschen kennen, bekomme frühzeitig Hinweise auf Informationen und habe natürlich auch die Möglichkeit, über meine Arbeit als Abgeordneter zu berichten. Ich wäre auch bei twitter, wenn ich kein Politiker wäre.

Die SPD wird auf Social Media setzen

Kannst Du vor diesem Hintergrund Peer Steinbrück verstehen, der sagt, dass er twitter nicht nutzt und auch in Zukunft nicht nutzen möchte?

Lars Klingbeil: Peer Steinbrück wäre wahrscheinlich sogar ein guter twitterer. Er braucht nicht mal 140 Zeichen für präzise Aussagen. Trotzdem soll er sich nun nicht, weil er sich im Wahlkampf befindet, in Kommunikationskanäle zwingen, die ihm nicht behagen. Dann verliert er Authentizität.

Aber: Die SPD beginnt nun den Bürgerdialog zum Wahlprogramm und auch später im Wahlkampf wird Social Media ein wichtiger Bestandteil sein. Da wird es auch Strukturen geben, mit Peer über Soziale Netzwerke zu diskutieren.

Ich habe übrigens auch mit anderen Spitzenpolitikern zusammengesessen, die Social Media vehement abgelehnt haben. Heute sind sie begeistert. Am Anfang kommt Ablehnung vielleicht auch aus Angst vor dem Neuen. Warten wir also mal ab.

Steinbrück kritisiert, dass die Zunahme von schriftlicher Kommunikation dazu führt, dass eine Ebene der Kommunikation, die Körpersprache, verloren geht. Wie gravierend siehst Du diesen Umstand?

Lars Klingbeil: Ich ertappe mich auch oft dabei, zu oft auf mein Display und zu wenig auf mein Gegenüber zu blicken. Da werden sich Normen entwickeln. Aber ich sehe keinen Trend, dass es weniger „echte“ Treffen gibt. Diese Gegensätze finde ich immer ein wenig konstruiert.

"Peer Steinbrück wäre ein guter twitterer"

Auch bemängelt Steinbrück, dass durch die Masse an Kommunikation, die wir heute betreiben, das Denken auf der Strecke bleibt. Stimmst Du ihm zu?

Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen

Lars Klingbeil: Nein, diese Diskussion gab es mit dem Aufkommen des Privatfernsehens auch. Natürlich wird Politik etwa heute immer schneller und wir haben zu wenig Räume, um auch mal tiefgründige Debatten zu führen. Das ist aber kein Problem der Kommunikation sondern eine Frage des kompetenten Umgangs mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Zurückdrehen können wir die Uhr jedenfalls nicht.

Du hast in einem Interview bereits angekündigt, dass die SPD auch mit Steinbrück als Kanzlerkandidaten nicht auf Social Media im Wahlkampf verzichten wird. Was plant Ihr?

Lars Klingbeil: Ich weiß dass wir im Bürgerdialog auf eine Onlinedebatte setzen, und wir haben großartige Köpfe im newsdesk, die sich im Wahlkampf nicht langweilen werden. Da bin ich mir sicher. Aber genaue Aktivitäten werden erst geplant sobald der Kanzlerkandidat im Willy-Brandt-Haus „angekommen“ ist.

Und mit welchem Argument wirst Du versuchen, Steinbrück doch noch von twitter zu überzeugen?

Lars Klingbeil: Ich werde ihm erzählen dass Mario Götze auch da ist.

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