Mehr Haltung, weniger Slogans?! Politikvermittlung 2.0

Foto: E-Plus Gruppe
Veröffentlicht am 26.04.2012

Muss Politikvermittlung neu gedacht werden, um neue Zielgruppen zu erschließen? Müssen Aussagen knackiger werden und in Slogans erfolgen? Darüber diskutierten beim UdL Digital Talk Thomas Heilmann, Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz sowie ehemaliger Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Scholz & Friends, und Manfred Hart, Chefredakteur vonbild.de

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Deutschland leide an Politikverdrossenheit. Eine Ursache ist sicherlich, dass politische Sachverhalte oftmals so komplex sind, dass viele Bürger schlichtweg nicht verstehen, worum es im Kern geht. Wie aber lassen sich politische Themen an den Bürger bringen? Kann es gelingen, indem mehr in Slogans kommuniziert wird?

Einigkeit herrschte unter beiden Diskutanten darin, dass die Vermittlung politischer Inhalte elementar sei. Aber: Wer ist hier in der Pflicht? Ist es nur die Politik, oder sind es nicht auch die Medien? Diese Frage gewinnt gerade im Hinblick auf die sozialen Medien und die Art und Weise, wie sie Kommunikation verändern, ganz neue Bedeutung.

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Heilmann erläuterte, dass sich Politik– was die Vermittlung angeht – nicht verändert habe, sondern die Ansprüche der Wähler nunmehr andere seien. Dieses resultiere zum einen daraus, dass klassische Wählerlager, die sich an klar definierten politischen Haltungen orientieren, immer mehr aufweichen. Zum anderen daraus, dass klassische Kommunikationswege  und -strukturen sich verändern. Durch die Wahl – etwa der Piratenpartei – sende der Wähler entsprechende Veränderungsimpulse an die Politik.

Aber reagiert diese auch darauf? Der Zwischenstand falle nicht besonders positiv aus, so Heilmann. Die Welt sei komplexer geworden, Fragen schwieriger und Antworten unklarer. Die Linie zwischen politischen Lagern verlaufe nicht mehr klar, es gäbe mehr zu bespielende Medien und mehr zu vermittelnde Themen. Ja – dies alles sind Ursachen der fehlenden Vermittlung politischer Inhalte. Aber: Der Wähler sei der Kunde der Politik und müsse mehr an die Hand genommen werden, so Heilmann weiter.

Hart stimmte zu: Der aktuelle Erfolg der Piratenpartei spiegele die Unzufriedenheit der Wähler mit der mangelnden Kommunikation und Transparenz der etablierten Parteien wieder. Medien versuchten bereits ihre Rolle als Informationsvermittler wahr zu nehmen, die Politik sei hier das schwächere Glied.

Wie aber lassen sich politische Themen an den Bürger bringen? Kann es gelingen, indem mehr in Slogans kommuniziert wird? Knackige Slogans seien nicht das Entscheidende, so Heilmann, sondern die Inhalte und die dahinterstehende Haltung: Durch knackige Slogans allein ließe sich weder mehr Interesse an politischen Themen erzeugen, noch die Politikverdrossenheit mindern der Bevölkerung mindern.

Fotos von der Veranstaltung findet man hier.

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