eGovernment: „Einfach online“ ist nicht so einfach

Veröffentlicht am 22.10.2014

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass man seine Steuererklärung „einfach online“ macht – sollte man meinen. Doch während in Österreich bereit 65 Prozent die Online-Formulare nutzen, sind es in Deutschland nur 31 Prozent. Auch sonst liegt Deutschland bei der Nutzung von eGoverment-Angeboten hinter seinen europäischen Nachbarn: Nur 45 Prozent haben in den letzten zwölf Monaten Online-Angebote der Behörden und öffentlichen Einrichtungen in ihren Kommunen, Städten und Landkreisen genutzt, während es in Schweden und Österreich mehr als zwei Drittel waren. Als Grund geben mehr als 60 Prozent der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, dass sie die Online-Angebote schlicht nicht kennen. Bei den Schweden liegt die Unkenntnis-Quote hingegen bei nur 44 Prozent.

Zufriedene Schweizer

Wie es auch darüber hinaus um die Nutzung der eGovernment-Angebote bestellt ist, erhebt seit 2011 der eGovernment MONITOR der Initiative D21 und dem Institute for Public Information Management (ipima). Bei der Befragung zeigt sich, dass auch in diesem Jahr die Zufriedenheit mit dem eGoverment-Angebot in der Schweiz mit Abstand am größten ist. Stolze 87 Prozent sagen dort, dass sie mit dem aktuell verfügbaren online-Angebot ihrer Stadt/Kommune zur Abwicklung von Behördengängen im Internet insgesamt zufrieden sind. Diese Einschätzung teilen allerdings nur 52 Prozent der Deutschen – Tendenz abnehmend. Dabei gibt es viele gut Gründe sich zu freuen: Zeitersparnis, Aktualität und Bequemlichkeit sind unter den Top-Antworten. Natürlich gibt es auch Gründe, die gegen eine Nutzung sprechen. Mit 49 Prozent wird von den Befragten vor allem das geringe Angebot kritisiert. Eine Rolle spielen aber auch die Komplexität und, dass die rein digitale Bearbeitung oft nicht möglich ist.
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Aufwandsarme Verwaltungsinteraktion

Den Behörden erteilt der eGoverment-Monitor einen klaren Arbeitsauftrag, denn die reine Informationsbereitstellung reiche den Bürgern nicht mehr, so das Urteil. Bei der Frage nach den Prioritäten steht der Wunsch, die vielfältigen Verwaltungsinteraktionen möglichst aufwandsarm und ohne Behördengänge durchzuführen, ganz weit oben. Den Deutschen und Österreichern ist nur der Datenschutz noch wichtiger. Die Angst vor Datendiebstahl (65 Prozent und 62 Prozent) ist dabei fast so groß wie die Sorge als „Gläserner Bürger“ (60 Prozent und 64 Prozent) dem Staat ausgeliefert zu sein. Trotz der Befürchtungen gibt es Interesse an einer Weiterentwicklung, die unter dem Stichwort „Digitales Bürgerkonto“ abgefragt wurde. Unter anderem wurden praktische Hilfestellungen wie die Möglichkeit Daten wie Name, Adresse und ähnliches zu hinterlegen und automatisch in Formulare einzufüllen oder Erinnerungen an Termine positiv hervorgehoben.

Kein Trend zu Mobile Goverment

Ganz entgegen dem Trend zur Nutzung mobiler Endgeräte ist man in Deutschland bei „Mobile Government“ konservativ: Während in Österreich 69 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass Handys, Smartphones und Tablets zukünftig wichtig oder sogar äußerst wichtig für die Abwicklung von Behördengängen sein werden, teilen diese Einschätzung nur 48 Prozent der Deutschen. Mobil abgerufen werden bisher am häufigsten Informationen zu Öffnungszeiten bzw. Kontaktdaten oder die Fahrplanauskunft des ÖPNV. Immerhin 20 Prozent planen aber zukünftig ihre Termine online zu vereinbaren.

Befragt wurden Personen in Privathaushalten in Deutschland (1.002), Österreich (1.000), der Schweiz (1.000) und Schweden (1.019) ab 18 Jahren, die das Internet privat nutzen, mittels eines computergestützten Webinterviews.

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