Digitale Identitäten: Der Perso auf dem Smartphone

Foto: CC0 1.0, Pixabay User harishs und geralt | Montage
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Veröffentlicht am 20.01.2021

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Um den elektronischen Personalausweis attraktiver zu machen, will die CSU ihn aufs Smartphone bringen. Profitieren könnten Unternehmen und Verbraucher*innen.

Seit zehn Jahren gibt es den elektronischen Personalausweis (eID) in Deutschland. Durch den integrierten Funkchip und mit der richtigen technischen Ausstattung ist es seitdem möglich, sich mit dem Kärtchen auch online auszuweisen. Obwohl die Nutzung in den letzten Jahren gestiegen ist, verwendet nur ein kleiner Teil der Deutschen diese Form der digitalen Identifizierung. Um alle Behördengänge möglichst komplett zu digitalisieren und vertrauliche Daten zu schützen, schlug die CSU-Landesgruppe im Bundestag nun den „Smartphone-Perso“ vor. Demnach sollen die Deutschen ihren Personalausweis künftig auf dem Smartphone speichern können – wie Flugtickets oder Bankkarten. Dadurch soll auch die Akzeptanz für die Online-Ausweisfunktion steigen. Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) rät, den elektronischen Personalausweis als „Herzstück“ ins Zentrum des deutschen eID-Ökosystems zu stellen. Nennt dafür aber auch bestimmte Voraussetzungen

210 Prozent Zuwachs bei eID

Knapp 34 Millionen Deutsche haben einen aktivierten Online-Ausweis. Der BCG-Studie zufolge sind das fast 50 Prozent der Ausweis-Berechtigten in Deutschland. Seit 2017 wird die Online-Funktion automatisch aktiviert, wodurch ein starker Anstieg zu verzeichnen ist. Schaut man jedoch auf die Nutzung der Online-Funktion des Personalausweises zeigt sich ein anderes Bild.

Auf Basis der getätigten eID-Transaktionen gehen die Studienautor*innen von etwa 2,5 bis 3,0 Millionen aktiven Nutzer*innen im Jahr 2020 aus, wovon etwa 53 Prozent der Anwender*innen die Smartphone-Schnittstelle „AusweisApp2“ nutzen. Grund für die geringe Nutzung und Akzeptanz der Funktion seien zu wenige Einsatzmöglichkeiten im öffentlichen und privat-wirtschaftlichen Bereich und die geringe Nutzerfreundlichkeit. Denn um die Funktionen des elektronischen Personalausweises zu nutzen, brauchte man bisher neben einem Lesegerät oder einem Smartphone samt passender App auch den Ausweis in physischer Form.

Finanzbereich bietet größtes Potenzial für eID-Lösungen

Im Gegensatz zu Deutschland nutzen die skandinavischen Länder eID-Lösungen viel intensiver. So wird die schwedische BankID über 10.000 Mal häufiger verwendet als der elektronische Personalausweis. Schon heute können die Schweden mit ihrer eID eine Vielzahl von Online-Diensten in verschiedenen Bereichen nutzen. Das deutsche Personalausweisportal zählt gerade einmal 133 Anwendungen, bei denen die Online-Ausweisfunktion eingesetzt werden kann. Lediglich 45 Dienste können von allen Bürger*innen unabhängig vom Wohnort genutzt werden.

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Der größte Anteil an Transaktionen kommt mit etwa 75 Prozent sowohl in Schweden als auch beim digitalen Vorreiter Estland aus der Finanzbranche. Auch in Deutschland weist das Online-Banking mit geschätzten 3,5 bis 4,0 Milliarden Transaktionen pro Jahr deutlich mehr Potenzial für den Einsatz von eID-Lösungen auf als das E-Government mit etwa 415 Millionen Transaktionen. Am erfolgreichsten seien Lösungen, die in enger Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft entwickelt wurden, unterstreichen die Studienautoren von BCG.

eIDs können Zeit und Geld sparen

Sie schlagen deshalb vor, die Zusammenarbeit des Staates mit der Wirtschaft zu stärken. Ziel müsse eine einheitliche Landschaft von eID-Lösungen sein – und das Ganze länder- und sektorenübergreifend. Damit sei es für die öffentliche Verwaltung und für Unternehmen einfacher, die Online-Identität ihrer Kund*innen festzustellen. Bisher sind Unternehmen gezwungen, alternative Verfahren wie Video-Ident oder Post-Ident einzusetzen.

Neben Zeit spart eine digitale Identitätsprüfung auch Geld. Denn umständliche Prozesse, wie ein Video-Ident-Verfahren zur Eröffnung eines Kontos oder zur Anmeldung bei einem Car-Sharing-Anbieter entfallen. Einem Bericht des McKinsey Global Institute zufolge ließe sich durch den Einsatz digitaler ID-fähiger Prozesse, die Onboarding-Kosten des Kunden um etwa 90 Prozent senken. Auch die geografische Reichweite von Unternehmen lässt sich durch eine digitale Identität erhöhen. Potenzielle Kund*innen könnten sich über die Ländergrenzen hinweg für Produkte oder Dienstleistungen einfacher registrieren. Das wäre gerade im europäischen Binnenmarkt ein riesiger Vorteil – weshalb das Thema eID auch eine Priorität der EU-Kommission von Ursula von der Leyen ist.

Serie „Digitale Identitäten“

Teil 1: Mehr Sicherheit für das Digitale-Ich

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