Die Digitalkämpfer: Rückblick auf den Online-Wahlkampf 2013

Veröffentlicht am 27.09.2013

Online-Wahlkampf bei der Bundestagwahl 2013: Wer hatte die kreativsten Ideen? Wer konnte am besten mobilisieren? Was lief hinter den Kulissen? UdL Digital und Ketchum Pleon luden die Digital-Experten der Parteien zur „Mittagspause“ ins BASE_camp, um über erfolgreiche und weniger erfolgreiche Ansätze des Online-Wahlkampfs zu sprechen.

Vier Tage nach der Bundestagswahl trafen Uwe Göpel (Teamleiter Online der CDU), Tobias Nehren (Koordinator der Onlinekampagne von Peer Steinbrück, SPD), Mark Seibert (Internetbeauftragter, Die Linke) und Carsten Lißmann (Digital-Berater B90/Die Grünen) im BASE_camp aufeinander. In der von Martin Fuchs moderierten Diskussion herrschte zumindest in einer Frage schnell Konsens: Langweilig war der Online-Wahlkampf mit Sicherheit nicht.

Online-Wahlkampf nimmt zu

Online-Aktivitäten sind mittlerweile für alle Parteien ein unverzichtbarer Bestandteil des Wahlkampfs. Darum hat – auch im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 – das digitale Werben um Stimmen seitens der Parteien deutlich zugenommen. „Die Masse ist mehr geworden“ konstatierte Mark Seibert. Auch Uwe Göpel unterstrich die Bedeutung des digitalen Wahlkampfs: Mittlerweile sei eine Verschiebung des Wahlkampfbudgets zu Gunsten der Netzinhalte zu beobachten. Nichtsdestotrotz müsse man zwischen „Pflicht und Kür“ unterscheiden.

Viele Wege führen nach Rom

Die Wahlkampf-Teams der Parteien waren unterschiedlich aufgestellt: Die SPD hatte ein Online-Wahlkampfbüro mit einem 13-köpfigen Team eingerichtet, die CDU arbeitete mit einer 4-köpfigen Kernredaktion und einem dazugehörigen Social-Media-Team, um das Monitoring und die Betreuung von Bürgeranfragen zu bewältigen. Die Größe einer Partei spiele dabei laut Carsten Lißmann eine entscheidende Rolle. So sei der – von der SPD initiierte – Tür-zu-Tür-Wahlkampf den großen Parteien vorbehalten, da kleinere für einen ausschlaggebenden Effekt nicht genügend Kräfte mobilisieren könnten. Im digitalen Wahlkampf hingegen höben sich diese Größenunterschiede auf, und es herrschten gleiche Bedingungen. Ähnlich argumentierte auch der Internetbeauftragte der Linken: Das Wahlkampfkonzept sei bei allen Parteien mehr oder weniger gleich, so Seibert. Tobias Nehren stimmte zu und ergänzte, dass Plattformen wie Facebook, Tumblr, Twitter und Xing allen Parteien gleichsam zur Verfügung stünden. Entscheidend sei deren Ausgestaltung. „Im Internet ist im Grunde alles da“, so Steinbrücks Online-Koordinator.

Klasse statt Masse

Einig waren sich die Diskutanten, dass der Online-Wahlkampf voller Überraschungsmomente für die Wahlkämpfer war und diese zur Spontaneität und vor allem auch zur Kreativität anregte. Trends und Ideen seien oft aus heiterem Himmel entstanden und mussten dann schnell verwertet und umgesetzt werden, um viele Bürger erreichen und zur Interaktion anregen zu können. Die ausgeprägte Beteiligung von Bürgern im Online-Wahlkampf führte des Öfteren zu unvorhersehbaren Trends, sodass auch immer wieder unterhaltende, gar lustige Themen im Online-Wahlkampf vorherrschten und diesen prägten.

Trotz aller positiven Seiten des Online-Wahlkampfs wurden auch negative Aspekte herausgestellt. Der SPD-Stratege beklagte beispielsweise die „Entpolitisierung“ einiger Inhalte und kritisierte das gezielte „Bashing“ einiger Parteien untereinander als Wahlkampfinhalt. Auch der genannte Überraschungseffekt konnte sich mit ungeahnten Folgen auf den geführten Kampf um die Gunst der Wähler auswirken. So stellte etwa der medial hochgezüchtete „Veggie-Day“ für die Grünen einen Stolperstein dar, die „Merkelraute“ für die CDU hingegen eher ein belustigendes Subjekt.

Finis coronat opus – Das Ende krönt das Werk

Der Online-Wahlkampf war spannend und schnelllebig – so lautete das Resümee. Der tatsächliche Einfluss der Aktivität im Internet lässt sich jedoch nicht in konkrete Zahlen in Form von Wählerstimmen ummünzen. Letztendlich entscheidet also auch der Wahlausgang darüber, ob eine Kampagne als gelungen empfunden wird, oder eben nicht. Tobias Nehren betonte abschließend, dass es auch etwas Glücks bedürfe, „dass man den Ball richtig trifft“, denn schließlich gehe Mobilisierung auch über Psychologie. Für zukünftige Wahlkämpfe lässt sich sagen, dass nicht nur der Wahlkampf die Online-Inhalte prägt, sondern das Internet zusehends auch die Programme des Wahlkampfs selbst beeinflusst. Entscheidend ist jedoch, dass die Gefechte in der Politik über fundierte Themen geführt werden und sich nicht auf flache, reißerische Kampagnen beschränken – ob nun digital oder analog.

Bilder von der Veranstaltung findet man hier.

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