Bremen-Wahl: Kleine Parteien online präsenter als große

Veröffentlicht am 08.05.2015

Rund 15 Prozent liegt die CDU Bremen bei Umfragen seit ein paar Wochen stabil hinter der Regierungspartei SPD. Wer daraus schließt, dass die Christdemokraten im World Wide Web für die Aufhohljagd alle Hebel in Bewegung setzten, irrt allerdings. Bei Twitter unternimmt die @CDUBremen mit dem Hashtag #woistböhrnsen bisher lediglich einen eher müden Versuch, den SPD-Bürgermeister und Spitzenkandidaten Jens Böhrnsen zu diskreditieren. Ansonsten geht es auf dem Twitterkanal der Landes-CDU eher ruhig zu. 132 Follower sind möglicherweise aber auch keine große Motivation, um zu Höchstform aufzulaufen. Neben Berichten von Besuchen der Parteiprominenz – von Angela Merkel über Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière bis hin zu Wolfgang Bosbach und Volker Bouffier – fällt bei der Facebook-Fanpage der CDU Bremen vor allem die Aktion #dasgehtbesser auf. Hierbei haben Bürger Fotos von Missständen in Bremen und Bremerhaven eingereicht, die gelegentlich auf der Facebookrepräsentanz (1.327 Fans) gepostet wurden, aber hauptsächlich in einer analogen Foto-Ausstellung der Partei mündeten. Beim Online-Wahlkampf der Bremer CDU ist bei der nächsten Wahl sicher noch Luft nach oben.

Bürgerbeteiligung beim Wahlprogramm

„38% in der neusten Umfrage von Infratest dimap freuen uns und bestätigen uns in unserer Arbeit. So macht Wahlkampf Spaß #hbwahl #spd“ twitterte die @spdbremen am 19. April. Nicht ganz so viel Spaß dürfte den Wählern der Wahlkampf im Netz gemacht haben. Der fand nämlich kaum statt. 23 Tweets wurden seit dem 18. April von dem Twitteraccount geschrieben. Die werden immerhin 210 Follower gelesen. Auf der Homepage der Landes-SPD präsentieren die Sozialdemokraten ein solides Informationsangebot, aber keine interaktiven Aktionen. Auf der Facebook-Fan-Seite der SPD Bremen geht es dafür etwas munterer zu. 797 Fans honorieren die zahlreichen Posts von offline-Aktionen und den Besuchen der Parteipromis: Frank-Walter Steinmeier, Andrea Nahles und Sigmar Gabriel, Olaf Scholz sowie Hannelore Kraft. Fotoposts von einem Spitzenkandidaten mit farbig unterlegten Worten wie „Gute Arbeit“, „Zusammenhalt“ und „Wachstum“ vor der Brust möchte man im Jahr 2015 aber eigentlich wirklich nicht mehr sehen. Positiv: Die Bürger konnten sich via Internetforum an der Entwicklung des Wahlprogramms beteiligen. Acht Themencluster hatte die Partei im September vergangenen Jahres zur Diskussion gestellt.

Fragen und Antworten bei reddit

Wenn der Account @GrueneBremen auch erst 120 Tweets und 215 Follower bei Twitter hat, so macht er doch einen guten Eindruck. Die Follower werden häufig direkt angesprochen, man gibt sich serviceorientiert mit zahlreichen Terminhinweisen. Dass Verlinkungen auf Facebookposts bei Twitter ein No-Go sind, hat den grünen Twitterern allerdings wohl noch niemand gesagt. Apropos Facebook: Die Fan-Seite der Grünen in Bremen hat 1.890 Anhänger, die Besuche der Bundes-Promis sind alle gut dokumentiert. Katrin Göhring-Eckhardt, Simone Peter, Jürgen Trittin und Cem Özdemir waren im Norden zu Gast.

Mit Malte Spitz und der Lesung seines Buches „Was macht ihr mit meinen Daten“ haben die Bremer Grünen sogar ein netzpolitisches Thema in diesem Wahlkampf aufgegriffen. Die Regierungspartei versäumt es auch nicht, sich mit einem Spiel über Bande online gegenüber dem Koalitionspartner SPD zu profilieren: Den Tag, an dem Bundesjustizminister Heiko Maas die Einführung der Vorratsdatenspeicherung ankündigte, betiteln die Grünen jedenfalls bei Facebook als „schwarzen Tag für die Bürgerrechte“ und posten ein Foto, das den Meinungswechsel des SPD-Ministers illustriert. Spezielle Online-Aktionen sucht man auch auf der Homepage der Bremer Grünen allerdings vergebens. Aber immerhin hebt sich ihr Kandidat auf Listenplatz 2, Matthias Güldner, positiv von der online recht unauffälligen Masse ab: Er nutzt die Plattform reddit.com, um mit den Wählern ins Gespräch zu kommen: „Ich bin Fraktionsvorsitzender der Grünen in Bremen und kandidiere zur Wahl am 10. Mai. Fragt mich alles!“, schrieb er dort vor drei Wochen. Dieses Kommunikationsangebot haben die Bremer auch schon fleißig genutzt.

Die Linke online sehr beliebt

@DieLinkeBremen ist mit 2.367 Tweets und 1.420 Followern der etablierteste Account, der derzeit im Landesparlament vertretenen Parteien. Das kommt nicht von ungefähr. Die Partei nutzt ihren Twitteraccount nämlich ähnlich munter wie die anderen Parteien ihre Facebookseiten: Kandidatenvideos, Schlagabtausch mit der FDP Bremen, Hinweise zu Veranstaltungen, Sticheleien gegen SPD und AfD – hier ist im Vergleich zu den anderen Parteien auch quantitativ was los. Ähnlich viel Zuspruch erntet die Partei Die Linke bei Facebook. Ihre Fan-Page hat 3.747 Freunde und die bekommen hier sogar noch etwas mehr Informationen zu den Besuchen der Partei-Prominenz – darunter Katja Kipping, Dietmar Bartsch, Sarah Wagenknecht und Bodo Ramelow – als nebenan auf Twitter. Spezielle Online-Aktionen oder Kommunikationsangebote findet man – inzwischen verwundert es fast gar nicht mehr – auch auf der Homepage der Partei „Die Linke“ nicht. Aber vielleicht fällt den Parteien dazu ja etwas im nächsten Wahlkampf ein.

 

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