Auf der Suche nach der Netzgemeinde

Foto: CC BY-SA 2.0 Flickr User BriYYZ. Bildname: View of the Plenary Chamber of the Bundestag from the Dome of the Reichstag. Reconstruction design by Norman Foster. Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 04.07.2014

Die Online-Petition ist derzeit ein vielgenutztes Mittel, um sich politisch Gehör zu verschaffen. Ob als E-Petition beim Bundestag oder mithilfe von Plattformen wie change.org – es gibt immer mehr Möglichkeiten, online zu partizipieren, und immer mehr Menschen nutzen diese Möglichkeit.

Wer ist die engagierte Netzgemeinde?

Nachdem sich das Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) zunächst in einer Studie, die in Kooperation mit dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung erstellt wurde, mit der Petitionsplattform des Deutschen Bundestages beschäftigt hat, gehen die Forscher jetzt noch einen Schritt weiter. Sie wollen erfahren, wer nun eigentlich hinter dieser Netzgemeinde steckt, die engagiert Petitionen zeichnet, sich aber auch an den Beratungen zu Bürgerhaushalten beteiligt oder mit Beschwerden direkt auf Politiker zugeht.

Foto: CC BY-SA 2.0 Flickr User BriYYZ. Bildname: View of the Plenary Chamber of the Bundestag from the Dome of the Reichstag. Reconstruction design by Norman Foster. Ausschnitt bearbeitet

Insgesamt 504 Personen haben mitgemacht und Auskunft darüber gegeben, welche Partizipationsangebote sie nutzen, wieviel Zeit sie dafür aufwenden und was sie zum Mitmachen bewegt. Insgesamt acht Formen der politischen Online-Partizipation haben die Forscher definiert, dazu fünf Varianten der wirtschaftlichen Beteiligung, wie Crowdfunding oder die Weiterentwicklung von Produktideen. Dass man sich auch online in Entscheidungsprozesse einbringen kann, davon haben die meisten Befragten schon einmal gehört: Nur sechs Prozent gaben an, dass sie keine der vorgegebenen Partizipationsformen kennen. Zwar ist „kennen“ keinesfalls auch mitmachen, doch hier stimmt die Studie ganz optimistisch, denn 49 Prozent haben schon aktiv partizipiert.

Von Unterstützung zur Partizipation

Die Befragung zeigt allerdings auch, dass es viel einfacher ist, ein Thema zu unterstützen, als selbst aktiv zu werden und beispielsweise eine Online-Petition zu erstellen: Obwohl rund 82 Prozent angeben, dass diese Form der Partizipation für sie von starkem bis sehr starkem Interesse ist, wird sie nur von einem Prozent genutzt. Welche Hürden die „hochinteressierten Onliner“ von der Nutzung der jeweiligen Angebote abhält, wurde im Rahmen der Studie allerdings nicht untersucht.

Deutlicher wird hingegen, was die Teilnehmer zum Mitmachen motiviert: Insgesamt fünf unterschiedliche Motivationscluster konnten die Autoren identifizieren und dabei belegen, dass die drei gängigen Anreizkategorien auch bei Online-Aktivisten gelten. Die intrinsisch Motivierten haben einfach Spaß dran, sich zu beteiligen, während die extrinsische Motivation vor allem auf dem Wunsch nach Anerkennung beruht. Daneben gibt es auch noch Teilnehmer, die etwas bewirken wollen und die Online-Partizipation als „instrumentelle Ergebnisanreize“ verstehen.

Warum Partizipation?

„Selbstwirksamkeitserwartung“ ist ein Begriff, den die Studie am Ende verwendet, um zu erklären, warum sich Menschen – online wie offline – engagieren. Nur aus der Erwartung, mit seinem Engagement etwas erreichen zu können, entsteht Engagement. Wer hingegen den Eindruck hat, dass es sich ohnehin nicht lohnt, wird weder Zeit und Energie investieren.

Studien aus der politischen Online-Partizipationsforschung zeigen, dass es ähnliche Personenkreise online wie offline sind, die sich an Partizipationsangeboten beteiligen. Alter, Bildungsgrad und politisches Interesse erklären nach wie vor am besten, warum sich Menschen bei gesellschaftlichen Fragen engagieren – hier besonders aktiv waren die 18- bis 36-Jährigen und Männer mehr als Frauen.

Die komplette Studie findet man hier.

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