Von iKids und iTeachers – keine Bildung ohne Medien?

Veröffentlicht am 01.11.2012

Die Digitale Demenz wird uns wohl doch nicht um den Verstand bringen. Sollte sie auch nicht – dafür ist das zugrundeliegende Thema viel zu wichtig. Ein Blick auf die jungen Lehrkräfte, die die Debatte um die Zukunft der Medienbildung an Schulen besonders betrifft von Gastautorin Daniela Blaschke aus dem BMPS-Newsroom.

Die Spitzer-Debatte und das eigentliche Thema

„iKids“, so titelte die SZ Mitte August 2012 zum Thema Medienbildung

Die noch im September heiß geführte Diskussion um Manfred Spitzers Beststeller Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen ist inzwischen abgekühlt. Klare Gegenpositionen trotzten der Aufregung, die es bis in die öffentlich-rechtlichen Talkrunden geschafft hatte.

Was spannend bleibt: (Wie) funktioniert Lernen mit, durch und über digitale Medien, heute und in Zukunft? Welchen Herausforderungen aber auch Chancen sieht sich die Institution Schule gegenüber? Und: Was können wir unseren iKids denn noch beibringen an kompetenter Mediennutzung?

Medienbildung an die Schulen – und die Schulen ins Zentrum

Neben Diskussionen um die Einbindung der Medienbildung in die Lehrpläne und die technische Aufrüstung der Schulen (das Ende der Kreidezeit wird nun schon seit über fünf Jahren postuliert) geht es dabei auch um die Frage, wer diese Vermittlungsarbeit eigentlich leisten soll. Wirklich unglücklich in der Debatte war nämlich tatsächlich eines: Diejenigen, um die es im Kern geht – die Jugendlichen und die Lehrkräfte – waren nicht eingeladen mitzureden. Die Fachdiskussion führten vielmehr Moderatoren, Politiker, Forscher.

Die Neuen: zwischen Fachlehrkraft und iTeacher

Diejenige, um die es in den nächsten Jahren gehen wird, sind junge Lehrkräfte, Referendare, ja auch Lehramtsanwärter an den Universitäten. Das Interessante an dieser Gruppe ist die ihnen ganz eigene Doppelrolle: Sie sind Ende zwanzig, eine „Große-Schwestern-Lehrergeneration“. Sie setzen auf Teamwork und Aktivierung der Schüler. Die 68er-Generation, die vor allem politisch neuen Wind in die Schulen brachte, tritt langsam ab. Die Neuen sind da – und vor allem sie sind es, die Antworten auf die Frage „(Wie) funktioniert Lernen mit, durch und über Medien?“ geben müssen.

Sie sind auch: Teil der ersten Generation, die sich ihre späte Jugend nur noch schwer ohne Mobiltelefon und Chatforen vorstellen kann. Zugleich erinnern sie sich noch an eine Grundschulzeit, in der das Haustelefon der Eltern das zentrale Kommunikationsmittel darstelltn. An den Universitäten bewegen sie sich heute ganz selbstverständlich auf Lernplattformen, in ihrer Freizeit in Sozialen Netzwerken und auf Blogs, die Beziehung während des Erasmus-Auslandssemesters hält die räumliche Trennung auch wegen Diensten wie Skype so gut durch. Beste Voraussetzungen also?

Medienbildung an die Universitäten

Ja – die Voraussetzungen stimmen. Allerdings genügt es nicht, diese Diskussion auf der Ebene der individuellen Lehrkraft zu belassen. Allein weil ich selbst darauf achte, welche Daten ich innerhalb welches Netzwerkes zugänglich mache, kann ich das noch nicht zwingend einer 6. Klasse vermitteln. Vor allem nicht, wenn in den 45 Minuten, die mir dafür bleiben, eigentlich auch noch der Stoff für die nächste Matheübung wiederholt werden muss.

Politische Absichtserklärungen und Vorhaben zur Integration der Medienbildung in die universitäre Lehrerausbildung gibt es genug, sagt Prof. Dr. Horst Niesyto von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Der Ruf wird nun laut nach der Umsetzung – zum Beispiel nach mehr finanziellen Mitteln zur Einrichtung von praxisnahen, projektorientierten Tutorenstellen. Denn ohne Anleitung, ohne Vorbilder, geht es nunmal nicht.

Die gesellschaftliche (und die mediale) Aufmerksamkeit, die Konzepte, die neuen Lehrkräfte – alles ist da. Jetzt geht es um die Praxis. Eine offene Debatte vor allem über deren finanzielle Seite wäre der wichtige nächste Schritt.

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